Missbrauch in der Katholischen Kirche: Geheime Paralleljustiz

DEUTSCHLAND
Spiegel

[Father R., considered a major abuser in the instances of sexual abuse at Caniusiu College in Berlin, but he never faced charged in criminal and civil law because the actions were said to be time-barred. It turns out that a girl raised in the church has made serious allegations against the priest which are not time-barred. It remains to be seen whether the priest will be charged.]

Von Peter Wensierski

Ein Mädchen meldet einen nicht verjährten Missbrauch, der in Verbindung mit dem Berliner Canisius-Kolleg steht. Doch die Kirche informiert erst zehn Monate später die Staatsanwaltschaft.

Pater R. gilt als ein Haupttäter im Fall des jahrelangen sexuellen Missbrauchs am Canisius-Kolleg in Berlin. Vor Gericht musste sich der katholische Geistliche jedoch nie verantworten, straf- und zivilrechtlich waren die Taten verjährt. Nun stellt sich heraus: Ein Mädchen erhob bei der Kirche auch schwere Vorwürfe gegen den Pater, die nicht verjährt waren. Doch das Bistum Hildesheim, bei dem sich die Jugendliche gemeldet hatte, verschleppte die Aufklärung, wie die WDR-Dokumentation “Richter Gottes” zeigt.

Das Mädchen hatte sich in Begleitung seiner Religionslehrerin im März 2010 an das Bistum gewandt und von einem Besuch bei dem Pater vier Jahre zuvor in Berlin erzählt. Erst habe der Geistliche mit ihr ein Straßenfest besucht und ihr eine Panflöte geschenkt. Dann gingen sie in seine kleine Wohnung und aßen gemeinsam Abendbrot. Später habe sie sich im selben Raum schlafen gelegt, schließlich sei der Pater mit ihrer Familie in Hildesheim befreundet gewesen. Sie war ihren Angaben zufolge noch nicht ganz eingeschlafen, da sei Pater R. wieder aufgestanden, habe sich auf sie gelegt und begonnen, sie zu küssen und zu befummeln.

Als das Mädchen dies berichtete, kannte die Bistumsleitung Pater R. schon bestens, nicht nur als mutmaßlichen Serientäter vom Berliner Canisius-Kolleg. Auch auf einer eigenen Pressekonferenz, nur vier Wochen zuvor, hatte das Bistum zwei andere Missbrauchsfälle von Pater R. im Bereich des eigenen Bistums zugegeben, denen man “leider nicht nachgegangen sei”.

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