MüNSTER (GERMANY)
MSN [Redmond WA ]
December 13, 2024
By Johanna Goebel
Priester Hanno R., der in den sozialen Medien als moderner „Influencer für Gott“ unterwegs war, steht nach einem schockierenden Fund vor Gericht: Ermittler entdeckten auf seinen Festplatten tausende Dateien mit kinderpornografischen Inhalten. Das Urteil überrascht durch seine Milde – und lässt Fragen offen.
Der tiefe Fall des Social-Media-Priesters
Noch vor Kurzem präsentierte sich Hanno R. als die hippe Zukunft der katholischen Kirche. Doch mit der Razzia in seinem Pfarrhaus vor zwei Jahren zerbrach diese Fassade: In seinem Arbeitszimmer fanden die Ermittler auf einem halben Dutzend Festplatten Tausende Dateien mit sexuellen Gewaltdarstellungen an Kindern.
Am Montag musste sich der ehemalige Priester vor dem Landgericht Recklinghausen verantworten. Mit tief ins Gesicht gezogener Kapuze gab er an, seit der Razzia vom Dienst suspendiert zu sein – aber weiterhin monatlich 3000 Euro netto aus Kirchenmitteln zu beziehen.
Ein Teil der Dateien enthielt nach Angaben der Staatsanwaltschaft schwerste Missbrauchsdarstellungen – die Details ersparen wir euch an dieser Stelle. Der Angeklagte selber erklärte seine Sucht nach Kinderpornografie mit Depressionen.
Ein Urteil, das Fragen aufwirft
Das Gericht verurteilte Hanno R. zu einer Freiheitsstrafe von einem Jahr und drei Monaten, die zur Bewährung ausgesetzt wurde. Zudem muss er 450 Euro an den Kinderschutzbund zahlen und sich gegebenenfalls einer Sexualtherapie unterziehen.
Strafmildernd wirkten sich das umfassende Geständnis des Angeklagten und seine Kooperationsbereitschaft aus. Staatsanwaltschaft und Verteidigung verzichteten auf Rechtsmittel, sodass das Urteil rechtskräftig ist.
Das Bistum Münster hat angekündigt, nach Abschluss des Strafverfahrens ein kirchenrechtliches Verfahren einzuleiten. Bis dahin bleibt Hanno R. suspendiert. Die Sanktionen könnten bis zum Ausschluss aus dem Klerikerstand reichen.
Das Strafmaß wirft jedoch Fragen auf: Eine Bewährungsstrafe und eine Geldauflage, die der Schwere der Tat kaum gerecht wird – ist das wirklich ein angemessener Umgang mit solch gravierenden Straftaten? Wir finden nicht.
johanna.goebel@earlygame.com