MUNICH (GERMANY)
Der Spiegel [Hamburg, Germany]
January 21, 2022
[Google translation; German text follows the translation.]
What conclusions should be drawn from the abuse report? There is criticism not only of the church – but also of the law enforcement authorities.
After the publication of a new report on abuse in the Archdiocese of Munich-Freising, the federal government asked the Catholic Church to carry out a comprehensive and transparent investigation. A government spokeswoman said in Berlin that it made the extent of sexual abuse and dereliction of duty by church dignitaries clear again in a “shocking way”. »The abuse and the subsequent handling of these acts is stunned. The complete clarification and the comprehensive processing are now all the more urgent,” said the spokeswoman for Federal Chancellor Olaf Scholz ( SPD ).
The report commissioned by the Archdiocese itself and commissioned by the Westpfahl Spilker Wastl chancellery comes to the conclusion that cases of sexual abuse in the diocese have not been dealt with appropriately for decades. The former Archbishops Friedrich Wetter and Joseph Ratzinger, the now Emeritus Pope Benedict XVI. , it accuses of misconduct in several cases.
The current Archbishop , Cardinal Reinhard Marx , is also accused of formal misconduct in two cases. The experts speak of at least 497 victims and 235 alleged perpetrators, but they assume a much larger number of unreported cases.
Söder: “A long and difficult look into the abyss”
In Rome , Pope Francis spoke out in favor of a strict application of canon law: “The Church, with the help of God, advances the obligation to do justice to the victims of abuse by our members, applying with particular attention and rigor the canonical legislation provided for. « He made no direct reference to the Munich report.
A spokesman for the Federal Ministry of Justice emphasized that it was not a matter of purely internal church affairs. Where there are still indications of criminal acts that can be prosecuted, the responsible law enforcement authorities would of course have to investigate and pursue them consistently.
In fact, the judiciary is currently examining whether the results of the Munich report are relevant under criminal law. The Munich I public prosecutor’s office is currently investigating 42 cases of alleged misconduct by church leaders, said the spokeswoman for the authority, Anne Leiding, the dpa news agency .
Bavaria’s Prime Minister Markus Söder called for a consistent review. “Of course, that’s a long and difficult look into the abyss, especially because it’s about many human fates,” said the CSU politician in Munich. Structures would have to be changed in such a way that such things would be prevented in the future. And when dealing with the perpetrators, “zero tolerance” must be the standard.
On Friday, several sides called for greater control of the Catholic Church. “Close cooperation with politicians and law enforcement agencies is very important to us. We are of the opinion that the processing must be placed in the hands of completely independent authorities,” said the President of the Central Committee of German Catholics (ZdK), Irme Stetter-Karp.
Benevolent Catholic judges and prosecutors?
The federal government’s abuse commissioner, Johannes-Wilhelm Rörig, criticized the broadcaster RBB: “Politics have so far been too cautious when it comes to dealing with and abuse in the church sector.” , advisory and perhaps also investigative rights be granted,” he demanded.
Critics demand that the church be fully subjected to secular law. “Since this seems to be a never-ending story, the state should monitor all daycare centers and schools that are sponsored by the Catholic Church, or even consider withdrawing sponsorship,” said criminal law professor Holm Putzke to the dpa . The churches should by law be treated the same as any other association. Putzke: »There is absolutely no reason for any special consideration, you can also call it ›bite inhibition‹«.
The spokesman for the victims’ initiative “Eckiger Tisch”, Matthias Katsch, wants to propose in the processing commission to shed more light on the role of the judiciary in a study. It is striking that public prosecutors have never carried out a search in a diocese administration, Katsch told the dpa.
Even if there was suspicion of complicity, this was not done. One can assume that the Church has benefited for decades from the fundamental goodwill of Catholic judges and public prosecutors.
German text:
Bundesregierung fordert katholische Kirche zu Aufarbeitung auf
Welche Konsequenzen sollen aus dem Missbrauchsgutachten gezogen werden? Kritik gibt es nicht nur an der Kirche – sondern auch an den Strafverfolgungsbehörden.
Nach der Veröffentlichung eines neuen Gutachtens zu Missbrauch im Erzbistum München-Freising hat die Bundesregierung die katholische Kirche zu einer umfassenden und transparenten Aufarbeitung aufgefordert. Eine Regierungssprecherin sagte in Berlin, es mache erneut auf »erschütternde Weise« das Ausmaß des sexuellen Missbrauchs und der Pflichtverletzung kirchlicher Würdenträger deutlich. »Der Missbrauch und der anschließende Umgang mit diesen Taten macht fassungslos. Um so dringender sind nun die vollständige Aufklärung und die umfassende Aufarbeitung«, so die Sprecherin von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD).
Das vom Erzbistum selbst in Auftrag gegebene Gutachten der Kanzlei Westpfahl Spilker Wastl kommt zu dem Ergebnis, dass Fälle von sexuellem Missbrauch in der Diözese über Jahrzehnte nicht angemessen behandelt wurden. Den ehemaligen Erzbischöfen Friedrich Wetter und Joseph Ratzinger, dem heute emeritierten Papst Benedikt XVI., wirft es Fehlverhalten in mehreren Fällen vor.
Auch dem aktuellen Erzbischof, Kardinal Reinhard Marx, wird formales Fehlverhalten in zwei Fällen vorgeworfen. Von mindestens 497 Opfern und 235 mutmaßlichen Tätern sprechen die Gutachter, sie gehen aber von einem deutlich größeren Dunkelfeld aus.
Söder: »Ein langer und schwieriger Blick in den Abgrund«
Papst Franziskus sprach sich in Rom für eine strenge Anwendung des Kirchenrechts aus: »Die Kirche treibt mit der Hilfe Gottes die Verpflichtung voran, den Opfern von Missbrauch durch unsere Mitglieder gerecht zu werden, indem mit besonderer Aufmerksamkeit und Strenge die vorgesehene kanonische Gesetzgebung angewandt wird.« Direkten Bezug auf das Münchner Gutachten nahm er nicht.
Ein Sprecher des Bundesjustizministeriums hob hervor, es handle sich nicht um rein innere Angelegenheiten der Kirche. Wo sich auch heute noch Anhaltspunkte für verfolgbare Taten ergeben, müssten die zuständigen Strafverfolgungsbehörden diese selbstverständlich ermitteln und konsequent verfolgen.
Tatsächlich prüft die Justiz derzeit, ob die Ergebnisse des Münchner Gutachtens strafrechtlich relevant sind. Die Staatsanwaltschaft München I untersuche derzeit 42 Fälle von mutmaßlichem Fehlverhalten kirchlicher Verantwortungsträger, sagte die Sprecherin der Behörde, Anne Leiding, der Nachrichtenagentur dpa.
Bayerns Ministerpräsident Markus Söder forderte eine konsequente Aufarbeitung. »Das ist natürlich ein langer und schwieriger Blick in den Abgrund, insbesondere, weil es um viele menschliche Schicksale geht«, sagte der CSU-Politiker in München. Strukturen müssten so geändert werden, dass Derartiges in Zukunft verhindert werde. Und beim Umgang mit den Tätern müsse »null Toleranz« der Maßstab sein.
Von mehreren Seiten wurde am Freitag die Forderung nach einer stärkeren Kontrolle der katholischen Kirche laut. »Für uns ist eine enge Zusammenarbeit mit der Politik und den Strafverfolgungsbehörden sehr wichtig. Wir sind der Meinung, dass die Aufarbeitung gezielt in die Hände komplett unabhängiger Instanzen gegeben werden muss«, sagte die Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK), Irme Stetter-Karp, dem SPIEGEL.
Wohlwollende katholische Richter und Staatsanwälte?
Der Missbrauchsbeauftragte der Bundesregierung, Johannes-Wilhelm Rörig, kritisierte im Sender RBB: »Die Politik ist, wenn es um Aufarbeitung und Missbrauch im kirchlichen Bereich geht, bisher zu zurückhaltend gewesen.« Der 2016 auf der Bundesebene eingerichteten Aufarbeitungskommission müssten »auch tatsächlich Kontroll-, Beratungs- und vielleicht auch Untersuchungsrechte eingeräumt werden«, forderte er.
Kritiker verlangen, dass die Kirche in vollem Umfang dem weltlichen Recht unterworfen wird. »Nachdem das eine Neverending-Story zu sein scheint, sollte der Staat alle Kindertagesstätten und Schulen unter Beobachtung stellen, bei denen es eine Trägerschaft der katholischen Kirche gibt, oder sogar über einen Entzug der Trägerschaft nachdenken«, forderte der Strafrechtsprofessor Holm Putzke gegenüber der dpa. Die Kirchen müssten von Gesetzes wegen genauso behandelt werden wie jede andere Vereinigung. Putzke: »Für irgendeine besondere Rücksichtnahme, man kann es auch als ›Beißhemmung‹ bezeichnen, besteht überhaupt kein Anlass«.
Der Sprecher der Opferinitiative »Eckiger Tisch«, Matthias Katsch, will in der Aufarbeitungskommission vorschlagen, die Rolle der Justiz in einer Studie näher zu beleuchten. Es sei auffällig, dass Staatsanwaltschaften bisher noch nie eine Durchsuchung etwa in einer Bistumsverwaltung vorgenommen hätten, sagte Katsch der dpa.
Selbst wenn der Verdacht einer Mittäterschaft im Raum gestanden habe, sei dies unterblieben. Man könne vermuten, dass die Kirche jahrzehntelang von einem grundsätzlichen Wohlwollen katholischer Richter und Staatsanwälte profitiert habe.