MUNICH (GERMANY)
Süddeutsche Zeitung
June 13, 2020
By Bernd Kastner
[ As a student, Franz Kurz seeks help from a monk – but he abuses him. The order later vows to keep the priest away from young people – but it breaks its promise. Now the head of the Minor Franciscans admits fundamental mistakes
Franz Kurz is a level-headed man. He reports in a differentiated and analyzing manner, and when he no longer remembers, he says so. He sits at the dining table in his house; calmly and factually he tells of his school days. “The whole thing is somewhere in the closet,” he says, “and every now and then the door opens”. Suddenly he cries.
Franz Kurz, whose real name is not mentioned by SZ to protect his personal rights, is one of the countless people who have been abused by clerics of the Catholic Church. Kurz’ history with the Church consists of four chapters. The first two are about how he was disregarded and abused; the third, how he feels taunted; Chapter four tells what he had only feared so far, but now knows that the man who abused him had been in contact with young people for years – despite all the promises to stop him.
Kurz grew up in a Catholic parental home in the country, where a pastor was considered the “moral authority” and “half God” as he describes it today. At ten he moved to the Archbishop’s seminary in St. Michael in Traunstein. The Diocese of Munich and Freising endeavored to recruit young priests from their boarding school. Kurz describes his time there until he graduated from high school in the mid-1980s in a three-page letter. “What triggers this deep anger in me today when I think about my time in Traunstein is the presumptuous negligence with which we were managed as adolescents. I lacked a minimum of interest in myself, that someone would have asked me how I really am, what moves me, what touches me, what is currently bothering me.” ]
Als Schüler sucht Franz Kurz Hilfe bei einem Mönch – doch der missbraucht ihn. Später gelobt der Orden, den Pater von Jugendlichen fernzuhalten – doch er bricht sein Versprechen. Jetzt räumt der Oberste der Franziskaner-Minoriten fundamentale Fehler ein
Franz Kurz ist ein besonnener Mann. Differenziert und analysierend berichtet er, undwenn er sich nicht mehr erinnert, sagt er das.Er istAnfang 50, lebt mit seiner Familie an einem sehr schönen Fleckchen in Oberbayern. Er sitzt am Esstisch seinesHauses, erzählt ganz ruhigundsachlich von früher, aus der Schulzeit. „Das Ganze steckt irgendwo im Schrank“, sagt er, „und ab und zu geht die Tür auf“. Plötzlich weint er.
Franz Kurz, dessen echten Namen die SZzumSchutz seinerPersönlichkeitsrechte nicht nennt, ist einer der unzähligen Menschen, die von Klerikern der katholischen Kirche missbraucht wurden. Kurz‘ Geschichtemit der Kirche besteht aus vier Kapiteln. Die ersten beiden handeln davon, wie er missachtet und missbraucht wurde; das dritte, wie er sich verhöhnt fühlt; Kapitel vier erzählt, was er bislang nur befürchtet hat, jetzt aber weiß: Der Mann, der ihn missbrauchte, hatte über JahreweiterKontakt zu Jugendlichen – allen Versprechen zum Trotz, ihn zu stoppen.
Kurz ist in einem katholischen Elternhaus auf dem Land aufgewachsen, wo ein Pfarrer als „moralische Autorität“ und als „halber Gott“ galt, wie er es heute beschreibt. Mit zehn zog er ins Erzbischöfliche Studienseminar St. Michael in Traunstein. Die Diözese München und Freising war bestrebt, in ihrem Jungeninternat Priesternachwuchs zu rekrutieren. Seine Zeit dort bis zum AbiturMitte der 1980er- Jahre beschreibt Kurz in einem dreiseitigen Brief. „Was in mir heute diese tiefe Wut auslöst,wenn ich an die Zeit in Traunsteindenke, ist die anmaßendeFahrlässigkeit, mit der wir als Heranwachsende verwaltet wurden. Mir fehlte ein Minimum an Interesse an meiner Person, dass jemand einmal nach mir gefragt hätte, wie es mir denn wirklich geht, was mich bewegt, berührt, wasmich gerade beschäftigt.“
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