Interview mit Kardinal Müller Was ist im Islam anders als im Christentum?

DEUTSCHLAND
KSTA

[Cardinal Müller “We should restrain ourselves with self-righteous teachings”.]

Von Joachim Frank
28.02.16

Herr Kardinal, Sie haben in Köln unter dem Titel referiert, „Die Wahrheit wird euch frei machen“. In vielen Ländern sitzen Regimegegner in Haft, weil sie die Wahrheit gesagt haben, viele Journalisten, auch ein Whistleblower wie Edward Snowden. Wem gilt eigentlich Ihre Botschaft?

Es geht in diesem Bibelwort aus dem Johannes-Evangelium um die existenzielle Freiheit des Menschen, die aus dem Glauben an Gott kommt: die Freiheit von der Angst um sich selbst, Freiheit von Sünde und der Verfallenheit an das Nichts. In diesem Sinn kann ein ungerecht Gefangener innerlich freier sein als seine Peiniger. Männer wie Pater Maximilian Kolbe oder Dietrich Bonhoeffer bezeugen uns das. Oder heute auch die Christen, die vom IS enthauptet worden sind, weil sie ihrem Glauben treu bleiben wollten.

Wie wollen Sie vermeiden, dass aus dieser Sicht – die Opfer sind freier als die Täter – ein Freifahrtschein für Diktatoren und Terroristen wird?

Ich versuche, es konkret zu machen: Dietrich Bonhoeffer hat sich dem Unrechtsregime der Nationalsozialisten aktiv entgegengestellt. Der Kampf gegen Ungerechtigkeit ist notwendig. Aber es kann die Stunde der Ohnmacht kommen. Dann gilt es, sich nicht vom Bösen überwältigen zu lassen, sondern die innere Freiheit zu bewahren; wie Jesus sagt, sich nicht vor denen zu fürchten, die zwar den Leib, aber nicht die Seele töten können (Matthäus 10,28). Beides kommt im Titel von Bonhoeffers wichtigstem Werk zum Ausdruck: „Widerstand und Ergebung“.

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