DEUTSCHLAND
Zeit
[The true reward of our work.]
Er war Chefredakteur des “Boston Globe” und drängte seine Reporter, sexuellen Missbrauch in der katholischen Kirche aufzudecken. Der Film “Spotlight” feiert den Mut der Enthüller – und gewann dafür einen Oscar. Kleine Dankesrede
Ein Gastbeitrag von Martin Baron
18. März 2016
Bevor der Film einen Oscar bekam, wurde ich gefragt: Gibt es etwas, was Sie darin vermissen? Eine wahre Begebenheit, die nicht vorkommt, aber sich in Ihr Gedächtnis eingebrannt hat? Ich bekenne, es gibt eine Szene, die im Film fehlt. Der Zorn, den ich damals empfand, wird noch lange brauchen, um zu verlöschen.
Es geschah am 4. November 2002, bei einer Rede der Harvard-Professorin Mary Ann Glendon. Die Juristin sagte auf einer Konferenz vor Katholiken: “Ein Pulitzerpreis für die Reporter vom Boston Globe wäre wie ein Friedensnobelpreis für Osama bin Laden.” Damit machte Glendon unsere monatelange Recherche über sexuellen Missbrauch von Kindern durch katholische Priester nieder. Ich war damals Chefredakteur des Boston Globe und hatte unser Investigativteam massiv gedrängt, die Vertuschung einer ganzen Serie von Missbrauchsfällen in der Erzdiözese Boston aufzudecken. Das gelang den Kollegen auch, und wir bekamen dafür einen Pulitzerpreis für den Dienst an der Öffentlichkeit. Der Angriff der Professorin ging also ins Leere, aber er sagte viel über jene Unkultur der Verleugnung und Vertuschung, die die ganze katholische Kirche vergiftete – lange bevor wir begannen zu recherchieren und auch noch lange danach.
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