DEUTSCHLAND
Sueddeutsche
Von Roland Preuß
Der Wille war da, daran gibt es keinen Zweifel, damals im Sommer 2011. “Wir wollen auch der Wahrheit, die möglicherweise noch unentdeckt in Akten vergangener Jahrzehnte liegt, auf die Spur kommen”, sagte Bischof Stephan Ackermann, der Missbrauchs-Beauftragten der Deutschen Bischöfe vor Journalisten in Bonn. Man wolle mithilfe “unabhängiger Experten” besser verstehen, wie es zu sexuellem Missbrauch durch Kirchenmitarbeiter kommen konnte – und wie dies künftig zu verhindern sei.
Neben ihm schwärmte der Kriminologe Christian Pfeiffer von “Tiefenbohrungen” in Kirchenarchiven. Für beide Seiten schien es jetzt optimal zu laufen: Die von Missbrauchsskandalen erschütterte katholische Kirche zeigte ihren Willen zur schonungslosen Aufklärung, der Kriminologe Pfeiffer, Direktor des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen (KFN), hatte ein spannendes Forschungsprojekt über 450.000 Euro eingefädelt.
Jetzt, eineinhalb Jahre später, liegt das gemeinsame Projekt in Trümmern, und die Beteiligten streiten sich wie ein frisch getrenntes Ehepaar, das gerade den gemeinsamen Hausrat in Stücke geschlagen hat. Der Kampf um die öffentliche Deutung des Scheiterns hat begonnen. Daneben aber ist es ein schwerer Rückschlag für die Aufklärung des sexuellen Missbrauchs durch Priester und andere Kirchenmitarbeiter. Womöglich wird die Öffentlichkeit nun nie ein umfassendes Bild über den Missbrauch in deutschen Diözesen gewinnen.
Note: This is an Abuse Tracker excerpt. Click the title to view the full text of the original article. If the original article is no longer available, see our News Archive.