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Mit Der Entschadigung Von Missbrauchsopfern Soll Es Voran Gehen

Rhein Zeitung
February 15, 2017

http://www.rheinzeitung.ch/nachricht.aspx?p1=politik&id=253740&src=sda

Das Fachgremium "Sexuelle Ubergriffe im kirchlichen Umfeld" besteht aus sechs Mitgliedern. Aufgabe der Kommission wird sein, die Gesuche um finanzielle Genugtuung der Opfer sexueller Gewalt in der katholischen Kirche zu prufen, wie Joseph Bonnemain, Mitglied des Fachgremiums, am Dienstag der Nachrichtenagentur sda sagte.

Opfer konnen demnach die Gesuche um Anerkennung ihres Falls und um Genugtuung direkt an ihre Diozese richten. Dort werden die Gesuche in einer ersten Phase uberpruft und anschliessend an das Fachgremium weitergeleitet.

Erste Gesuche eingegangen

Seit Anfang Jahr seien bereits zwei Briefe eingegangen. Mehrere weitere Gesuche wurden in den Diozesen sowie bei der in der Westschweiz zustandigen Anhorungskommission in den nachsten Wochen noch erwartet, sagte Tunde Kvacskay, ebenfalls Mitglied des Fachgremiums.

Die Genugtuungssumme variiert je nach Schwere des Falls. So sind Betrage von bis zu 10'000 Franken und in sehr schweren Fallen bis 20'000 Franken moglich. Der fur die Entschadigungszahlungen eingerichtete Genugtuungsfonds wurde mit 500'000 Franken dotiert. Er ist ausschliesslich fur jene Falle vorgesehen, die gemass Kirchenrecht bereits verjahrt sind, das heisst 20 Jahre nach Erlangung der Volljahrigkeit.

Im vergangenen Dezember hatte die Schweizer Bischofskonferenz (SBK) bekannt gegeben, dass zwischen 2010 und 2015 insgesamt 223 Falle sexuellen Missbrauchs bekannt geworden seien. Darunter befanden sich auch 49, die zur Tatzeit noch unter zwolf Jahre alt gewesen seien. In der gleichen Zeit seien 204 Tater gezahlt worden, Priester, Theologen oder kirchliche Mitarbeiter. Fur 2016 sind die Zahlen gemass Bonnemain noch nicht bekannt.

Auch zur Anzahl der gegenwartig laufenden Verfahren konnte Bonnemain keine Angaben machen, weil die Diozesen dafur zustandig seien. Aber die Zahl durfte gemass seinen Aussagen wahrscheinlich tief sein, zumal viele Opfer von Ubergriffen aus den 1950er- und 1960er Jahren mit Ausserungen zuruckhaltend waren. In jedem Fall, wenn die Kirche Kenntnis erhalte von solchen Fallen, wurden die Opfer ermutigt, Anzeige zu erstatten, sagte Bonnemain.

Tater aussert sich in Zeitung

Der heute 76-jahrige Kapuzinerpriester, der von 1968 bis 1972 den heute 57-jahrigen Freiburger Daniel Pittet missbraucht hat, ausserte sich am Dienstag in der Tageszeitung "Blick". Pittet hat am Montag den Missbrauch in einem Buch enthullt, zu dem Papst Franziskus ein Vorwort geschrieben hat.

Bischof Charles Morerod bezeichnete den Erlebnisbericht im Buch als "lauternd, verbluffend und mutig". Denn Reden sei fur Opfer immer schwer.

"Die in den Vordergrund geruckten Fakten liessen das Ausmass der zerstorerischen Auswirkungen ermessen, die solches Tun auf ein ganzes Leben haben kann", sagte der Bischof der Diozese Lausanne, Genf und Freiburg im "Blick".

Zeichen gegen"Gesetz des Schweigens"

Mit seinem Vorwort zum Buch setze der Papst innerhalb der Kirche ein Zeichen. "Genau dort, wo diese Geschichten zu lange verschwiegen wurden. Die Verbrechen, aber auch das Gesetz des Schweigens, mit dem sie zu oft umgeben waren, werden streng bestraft", sagte Morerord weiter.

Dass der Tater heute das Deutschschweizer Kloster, in dem er lebt, unbegleitet verlassen durfe, konne durchaus Anlass zu Sorge sein. "Ich war daruber doch sehr erstaunt, als ich ihn dort getroffen habe", sagte Morerod weiter. Er wies darauf hin, dass der Mann bis heute zu keiner unbedingten Freiheitsstrafe verurteilt worden sein.

"Solange er in dieser Gemeinschaft lebt, kann man ihn im Auge behalten", sagte der Bischof. "Dies ist in jedem Fall besser, als ihn sich selbst und seinen Neigungen zu uberlassen."

 

 

 

 

 




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