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Bistum Reagiert Auf Schwere Missbrauchsvorwurfe Gegenuber Priester (update)

Volksfreund
May 21, 2016

http://www.volksfreund.de/nachrichten/region/rheinlandpfalz/rheinlandpfalz/Heute-im-Trierischen-Volksfreund-Bistum-reagiert-auf-schwere-Missbrauchsvorwuerfe-gegenueber-Priester-Update;art806,4481377

Nach TV-Informationen hat das Bistum Trier den beschuldigten Pfarrer offenbar vorlaufig suspendiert. Ein kirchengerichtliches Verfahren soll eingeleitet worden sein. Dem katholischen Priester einer saarlandischen Pfarrei wird vorgeworfen, Kinder sexuell missbraucht und Waffen im Schrank der Sakristei gehortet haben.

Das behaupten Pfarrangehorige. Mindestens drei Mal hat die Staatsanwaltschaft gegen den Geistlichen ermittelt – 2006, 2013 und 2016. Der Priester hatte weiter Messen gehalten. Das Bistum Trier hat die Suspendierung noch nicht bestatigt.

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Der katholische Priester einer saarlandischen Pfarrei soll Kinder sexuell missbraucht und Waffen im Schrank der Sakristei gehortet haben. Das behaupten Pfarrangehorige. Mindestens drei Mal hat die Staatsanwaltschaft gegen den Geistlichen ermittelt – 2006, 2013 und 2016.

Wenn Monika Oberringer-Bruck an Pfarrer Z. (Name geandert) denkt, steigt Wut in ihr hoch. „Er hat die Jungen in der Bucherei auf den Scho? genommen und ihnen in die Unterhose gegriffen“, sagt die 64-Jahrige. Ihr Sohn, damals zehn Jahre alt, habe es ihr in den 1980er Jahren so geschildert. Ein Zeitungsartikel im vergangenen Jahr hatte den Vorfall wieder ins Gedachtnis der Mutter katapultiert.

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Gremien zuruckgetreten

Darin stand unter anderem, dass Pfarrer Z. nach der Feier mit den Kommunionkindern beurlaubt werde. Als Grund gab das Bistum Trier Konflikte zwischen dem Leiter der Pfarreiengemeinschaft und dem als Kooperator tatigen Pfarrer Z. an. Darauf traten Pfarrverwaltungs- und Pfarrgemeinderat bis auf ein Mitglied zuruck, aus Solidaritat mit Z. Fast 30 Jahre lang war der Mittsechziger in der saarlandischen Pfarrei tatig. Oberringer-Bruck will aufklaren und verlangt dies auch vom Bistum Trier. Auch Klaus Lang, pensionierter Kripobeamter, au?ert schwere Vorwurfe. Er glaubt, den wahren Grund fur die Beurlaubung von Z. und seine anschlie?ende Versetzung in den Ruhestand zu kennen. „Seit mehreren Jahren – der Pastor selbst sagt, es seien zwanzig – fuhr er mit ausgesuchten einzelnen Messdienern im Kindes- und Jugendalter in Urlaub“, sagt Lang. Mit seinem „Lieblingsmessdiener“ sei er sogar zur Abschiedsfeier von Erzbischof Robert Zollitsch nach Freiburg gereist. Lang hat seine Kenntnisse und Mutma?ungen in Briefe gepackt und ans Landeskriminalamt Saarbucken, ans Bistum Trier und an Stephan Ackermann, Bischof von Trier und Missbrauchsbeauftragter der katholischen Kirche in Deutschland, geschickt.

Brisanter Briefinhalt

Darin steht unter anderem, dass sich Pfarrer Z. das Vertrauen von Angestellten eines heilpadagogischen Kinderheims erschlichen haben soll. „Er gab vor, den Kindern bei der Resozialisierung behilflich zu sein, indem er sie als Messdiener einsetzte“, sagt Lang. Nach den Messen habe er die Kinder zu „Entspannungszwecken“ gebadet. Auch von zwei Waffen mit Munition im Schrank der Sakristei will der ehemalige Hauptkommissar wissen. Er fordert Aufklarung. Auch ein weiterer Pfarrangehoriger will von sexuellem Missbrauch durch den Geistlichen wissen und warum viele seiner Meinung nach schweigen. „Er war hier wie ein kleiner Herrgott. Uberlegen Sie mal, da hatte man was gemacht“, sagt er gegenuber unserer Zeitung. Mindestens drei Mal hat die Staatsanwaltschaft Saarbrucken gegen Pfarrer Z. ein Verfahren wegen des Vorwurfs des sexuellen Missbrauchs an Kindern gefuhrt: 2006, 2013 und 2016. Die Ermittlungen seien jeweils wegen mangelnden Tatnachweises und in einem Fall wegen Verjahrung eingestellt worden, sagt Christoph Rebmann, Sprecher der Staatsanwaltschaft Saarbrucken.

Folgenreiche Formalitat

Zu weiteren Auskunften sei die Staatsanwaltschaft nicht bereit. Nach TV-Informationen wurden die Akten der Staatsanwaltschaft Pfarrer Z. betreffend am 28. Januar zu einem Forscher der laufenden Missbrauchsstudie (siehe Extra) nach Heidelberg gegeben, die jungste Akte zum Bistum Trier. Wahrend der TV-Recherche wurde das Verfahren wegen des moglichen Versto?es gegen das Waffengesetz eingestellt. Der Grund: Das „falsche“ Amtsgericht hatte eine Hausdurchsuchung veranlasst. Weil der Priester seit seiner Beurlaubung und Versetzung in den Ruhestand in einem Moselort lebt, sei nicht das Amtsgericht Saarbrucken zustandig gewesen, erklarte Christiane Schmitt vom Landgericht Saarbrucken unserer Zeitung. „Eine Formalitat“, sagt sie. Deshalb wurde das Verfahren eingestellt? „Ja“, bestatigt der Sprecher der Staatsanwaltschaft Saarbrucken.

Konsequenzen

Welche Konsequenzen hat das Bistum Trier all die Jahre gezogen? „Mit Rucksicht auf Personlichkeitsrechte konnen wir zu konkreten Personalfallen oder laufenden Untersuchungen grundsatzlich keine Auskunfte erteilen“, sagt Bistumssprecher Andre Uzulis auf TV-Anfrage. Man konne davon ausgehen, dass das Bistum Trier entsprechend den von der Deutschen Bischofskonferenz verabschiedeten Leitlinien agiere. Die Beurlaubung von Z. „stand nicht im unmittelbaren Zusammenhang mit Missbrauchsvorwurfen, sondern war Konsequenz eines schon lange schwelenden Konfliktes von Pfarrer Z. mit seinen Vorgesetzten, in dem er sich wiederholt nicht an Absprachen und Anweisungen gehalten hatte“, sagt der Bistumssprecher. Im Jahr 2015 seien die pfarrlichen Gremien und die Glaubigen im Gottesdienst uber die Grunde der Beurlaubung informiert worden. Die Frage, ob ein kirchenrechtliches Verfahren gegen den Beschuldigten laufe, beantwortete der Bistumssprecher nicht. Der Leiter der Pfarreiengemeinschaft war zu einer Stellungnahme nicht bereit, Pfarrer Z. nicht erreichbar. Doch Guido Britz aus St. Ingbert, Anwalt von Z., nimmt Stellung: „Es wurden bei dem Beschuldigten keine Waffen gefunden.“ Entgegen der Aussage der Staatsanwaltschaft Saarbrucken sagt Britz: „Die Vorwurfe des sexuellen Missbrauchs wurden nie wegen Verjahrung eingestellt, alle wegen mangelnden Tatnachweises.“ In einem Moselort halt Pfarrer Z. weiterhin Messen. Mit Eintritt in den Ruhestand habe er wie jeder andere Priester auch, die Moglichkeit, gottesdienstliche Aushilfen zu ubernehmen, sagt Uzulis.

Extra: Missbrauchsstudie

Im Marz 2014 hatte die Deutsche Bischofskonferenz (DBK) das neue Forschungsprojekt vorgestellt – „Sexueller Missbrauch an Minderjahrigen durch katholische Priester, Diakone und mannliche Ordensangehorige im Bereich der Deutschen Bischofskonferenz“. Harald Dre?ing vom Zentralinstitut fur Seelische Gesundheit in Mannheim leitet das Projekt. Unter anderem ist das Kriminologische Institut der Universitat Heidelberg an dem Projekt beteiligt. Mit dem Abschluss der Studie ist Ende 2017 zu rechnen, sagt Andre Uzulis, Sprecher des Bistums Trier. Im Laufe dieses Jahres wurden die Forscher vor8aussichtlich einen Zwischenbericht vorlegen. Laut Harald Dre?ing haben alle Bistumer sich zur Mitarbeit an der Studie verpflichtet. Unter anderem werde in 18 Diozesen eine Analyse der Personalakten bei Priestern und Diakonen erfolgen, die im Jahr 2000 noch lebten. Auch Akten der Staatsanwaltschaften interessieren die Forscher: „Wir haben von den Generalvikaren die Aktenzeichen von dort bekannten Strafverfahren gegen katholische Priester erhalten und die Staatsanwaltschaften um die Genehmigung der Akteneinsicht gebeten“, sagt Dre?ing. Die Genehmigung sei „ganz uberwiegend“ erteilt worden, so dass bereits uber 200 Akten zur Auswertung zur Verfugung stehen wurden. Eine Reihe von Strafakten sei wegen Zeitablaufs nach den allgemeinen Vorschriften fur die Aktenfuhrung bereits vernichtet. Es ist die zweite Missbrauchsstudie, die die DBK in Auftrag gegeben hat. Die erste unter der Leitung von Christian Pfeiffer, dem ehemaligen Chef des Kriminologischen Forschungsinstituts Hannover, war an einem Zerwurfnis zwischen der DBK und Pfeiffer gescheitert. Die DBK sagte damals, dass Vertrauensverhaltnis der Bischofe zu Pfeiffer sei erschuttert, Pfeiffer sprach von Zensur. kat

Extra 70 beschuldigte Priester im Bistum Trier

Seit 2010 haben sich bis 31. Dezember 2015 insgesamt 125 Missbrauchsopfer beim Bistum Trier gemeldet. Beschuldigt wurden insgesamt 70 Geistliche, 40 verstorbene und 30 noch lebende Priester. Alle Taten lagen vor 2010, zum Teil Jahrzehnte zuruck, sagt Andre Uzulis, Sprecher des Bistums Trier. 90 Antrage auf materielle Leistung in Anerkennung des Leids seien gestellt worden, 83 Antrage bewilligt. Die Gesamtsumme der bisherigen Entschadigungen belauft sich auf 411.500 Euro. „Die Mittel dafur werden dem Bischoflichen Stuhl entnommen. Es handelt sich also nicht um Kirchensteuermittel“, sagt Uzulis. Zehn Verfahren gegen Priester seien bislang durch den Bischof im Auftrag oder mit Zustimmung der romischen Glaubenskongregation endgultig entschieden – die Be8strafung reicht von Entlassung aus dem Klerikerstand (zwei Priester) bis hin zu dauerhaftem offentlichen Zelebrationsverbot (funf Priester). In funf Fallen hat sich laut Uzulis der Missbrauchsvorwurf nicht bestatigt. In drei Fallen lauft noch eine kirchenrechtliche Voruntersuchung. kat

 

 

 

 

 




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