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Rintelner Geistlicher Missbrauchte Jungen / Weitere Opfer Vermutet

Schaumburger Zeitung
May 21, 2016

http://www.schaumburger-zeitung.de/portal/lokales/sz-heute_Rintelner-Geistlicher-missbrauchte-Jungen-Weitere-Opfer-ve-_arid,803165.html



Im Pfarrheim soll es zu dem sexuellen Missbrauch gekommen sein. Foto: tol

RINTELN. Vor 50 Jahren soll der damalige Superintendent des Kirchenkreises Grafschaft Schaumburg, Kurt Eckels, einen Jungen sexuell missbraucht haben. Erst jetzt wandte sich das damals 14 Jahre alte Opfer mit seinem Fall an die Kirche. Der Kirchenkreis geht davon aus, dass der mittlerweile verstorbene Geistliche auch andere Schutzbefohlene missbraucht oder zu missbrauchen versucht hat. Deswegen wurden vorgestern bereits mehr als 300 ehemalige Konfirmanden der Jahrgange 1965 bis 1976 – der Dienstzeit von Eckels – postalisch kontaktiert.

In dem Brief, welcher der Schaumburger Zeitung vorliegt, raumt der aktuelle Superintendent Andreas Kuhne-Glaser eine Mitschuld der evangelischen Kirche ein, „dass so viele zu Opfern sexuellen Missbrauchs wurden und sich viele Betroffene nie gemeldet haben“. Weiter schreibt er in dem zweiseitigen Brief: „Wir haben viele Jahrzehnte oft nicht richtig hingesehen und nicht reagiert.“

Der Missbrauch soll im Jahr 1965 im Rahmen des Konfirmandenunterricht stattgefunden haben. In einem eigens inszenierten Treffen im Pfarramt wurde der Konfirmand von Eckels sexuell missbraucht, so Kuhne-Glaser im Gesprach mit der Schaumburger Zeitung. Es sei dem Opfer schlie?lich gelungen, sich der Situation durch Flucht aus dem gezielt von innen verschlossenen Pfarrhaus zu entziehen. Es kam zu einem korperlichen Ubergriff und zu einer klaren Verletzung der sexuellen Selbstbestimmung des Jungen. Nach dem Vorfall im Pfarrheim kam es zu keinem weiteren Missbrauchsversuch gegen den ehemaligen Konfirmanden.

Der Junge erzahlte damals lediglich einer einzelnen Vertrauensperson von dem Erlebten. Gemeinsam beschlossen sie, weder die Eltern noch die Offentlichkeit zu informieren, da sie es sich nicht zutrauten, den zu erwartenden Skandal im Rinteln der 60er Jahre durchzustehen. „Niemand hatte ihnen geglaubt“, bedauert Kuhne-Glaser im Gesprach mit der Schaumburger Zeitung die damalige gesellschaftliche Stimmung. „Sie waren gesellschaftlich geachtet worden“, bekraftigt Dr. Rainer Mainusch, Leiter der Rechtsabteilung der evangelisch-lutherischen Landeskirche Hannover.

Der ehemalige Superintendent Kurt Eckels ist der bisher hochstrangige Geistliche in der Landeskirche Hannover, der Kinder sexuell missbraucht haben soll. Der Fall ist dem Kirchenkreis Grafschaft Schaumburg bereits seit dem 6. September 2015 bekannt. Man trete nun in Absprache mit dem damaligen Konfirmanden an die Offentlichkeit, um weiteren potenziellen Opfern die Moglichkeit zu geben, sich zu melden. Man wolle zeigen, dass die Kirche heute anders mit Missbrauchsfallen umgehe und nicht mehr den Mantel des Schweigens daruber ausbreiten wolle.

Das damalige Opfer ist, so sagte Kuhne-Glaser der Schaumburger Zeitung, nach eigener Ansicht „psychisch gut aus der Sache gegangen“. Der Mann habe sich im Rahmen der Goldenen Konfirmation an Kuhne-Glaser gewandt, um zu sehen, wie die Kirche mit dem Fall umgehe, und anderen Opfern die Moglichkeit zu geben, ebenfalls ihren Missbrauch aufzuarbeiten.

Eine finanzielle Entschadigung soll bisher kein Thema gewesen sein.

Wer ebenfalls Opfer sexueller Gewalt wurde, kann sich unter anderem bei der Ansprechstelle fur Opfer sexualisierter Gewalt unter (0511) 12 41 650 melden.

Oder bei der Hotline fur Opfer sexualisierter Gewalt unter (0511) 700 88 16

 

 

 

 

 




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