| Alexandra Wolf Beklagt "Zweiten Missbrauch"
BR 24
March 31, 2016
http://www.br.de/nachrichten/unterfranken/inhalt/bistum-wuerzburg-missbrauchsvorwurf-himmelspforten-aussage-opfer-100.html
Am Mittwoch (30.03.16) au?erte sich Alexandra Wolf erstmals im Gesprach mit BR-Journalisten.
Von Erbrechen bis Panikattacken
Mit ruhiger Stimme sprach die mittlerweile 44-Jahrige uber die psychischen und korperlichen Folgen dessen, was ihrer Darstellung nach 1988 im Wurzburger Exerzitienhaus Himmelspforten geschehen ist: der Missbrauch durch einen hochrangigen Geistlichen, den damaligen Missbrauchsbeauftragten des Bistums:
"Angefangen von uberma?igem Erbrechen, von Panikattacken, Essunvertraglichkeiten, Verspannungen, Schlafstorungen, kieferorthopadischen Storungen - die Liste ist wie bei allen traumatisierten Personen unendlich lang und ich war auf Kur gewesen und ich war auch auf einer Trauma-Station, sechs Wochen lang."
Alexandra Wolf im Gesprach mit dem BR
Anhorung wegen Ubelkeit beendet
Ihr schlechter Allgemeinzustand sei auch der Grund gewesen, so Alexandra Wolf, warum sie bei der damaligen Voruntersuchung durch die Kirche nicht zu ihren Vorwurfen ausgesagt habe.
"Dann war das fur mich eine ganz enorme Belastung, ins Generalvikariat zu gehen und vor einem Menschen zu sitzen, der den gleichen Stand hat wie der Beschuldigte. Ich hatte mich da fast ubergeben und damit war auch die Anhorung beendet."
Alexandra Wolf im Gesprach mit dem BR
Ihr Vorschlag, zu der Befragung einen Psychologen hinzuzuziehen, sei abgelehnt worden, so Wolf. Die kirchliche Voruntersuchung kam zu dem Ergebnis, dass der behauptete Missbrauch mit aller Wahrscheinlichkeit nicht stattgefunden habe. Fur Wolf ein erneuter Schlag, den die 44-Jahrige heute als eine Art "zweiten Missbrauch" beschreibt.
"Es ist naturlich nicht schon, als Opfer so dargestellt zu werden, als ware dieses Geschehen nie gewesen. Das ist unglaublich hart und ich fuhle mich, ehrlich gesagt, auch dadurch erneut missbraucht."
Alexandra Wolf im Gesprach mit dem BR
Trauma statt Traum von einer "gerechten Kirche"
Nun ist der Fall erneut ans Licht gekommen. Die Wurzburger Staatsanwaltschaft hat Ermittlungen aufgenommen - und der aktuelle Missbrauchsbeauftragte des Bistums, Klaus Laubenthal, pruft nach eigener Aussage weitere Vorwurfe gegen denselben Kleriker. Nach juristischen Ma?staben ist der "Fall Wolf" vermutlich verjahrt, fur Alexandra Wolf wird er immer aktuell bleiben. Ihr Vertrauen in die Kirche ist erschuttert.
"Ich traume von einer Kirche, die wahrhaftig ist, die fur Gerechtigkeit sorgt. Ich traume von einer Kirche, die Opfern oder Menschen in Not auch beisteht. Das hat ja der Bischof gesagt, er stellt das Opfer in den Mittelpunkt, und das habe ich nicht erfahren."
Alexandra Wolf im Gesprach mit dem BR
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