| Caritas Berichtet Uber Missbrauchsfalle in Heimen
religion.orf
October 23, 2015
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Die Caritas hat ihren Bericht uber Missbrauch von Kindern und Jugendlichen in ihren Gro?betreuungseinrichtungen vorgelegt - bisher haben sich 48 Opfer gemeldet. Seit Herbst 2012 arbeitet die Caritas die Missbrauchsfalle auf.
Neben einer Entschuldigung fur dieses „dunkle Kapitel“ in der Geschichte der Organisation, berichtete Caritas-Prasident Michael Landau am Mittwoch auch von kunftigen Praventionsma?nahmen. Durch die Aufarbeitung der Geschehnisse, Interviews mit Zeitzeugen und Berichte von Opfern, habe man „schmerzlich erkennen“ mussen, dass es auch in den Hausern der Caritas zu systematischer Gewalt sowie physischem, psychischem und sexuellem Missbrauch gekommen sei.
„Viel zu lange nicht gehort“
„Das ist ein Kapitel in der Geschichte unserer Organisation, von dem es uns lieber ware, es ware so nie geschrieben worden“, sagte Landau bei der Prasentation des Berichts, der mit Hilfe eines Expertenbeirats erstellt worden war.
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Caritas-Prasident Michael LandauAPA/Georg Hochmuth
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Caritas-Prasident Michael Landau entschuldigte sich bei den Opfern
„Wie entschuldigt man sich fur etwas, fur das es im Grunde keine angemessene Entschuldigung geben kann?“, so der Caritas-Prasident. Dennoch wolle man den ernst gemeinten Versuch unternehmen, die eigene Verantwortung wahrzunehmen, so Landau weiter: „Ich mochte mich bei all jenen, die in unseren Einrichtungen Gewalt erfahren haben, aufrichtig entschuldigen.“ Ihm gehe es vor allem darum, dass das Leid der Opfer nicht relativiert, sondern anerkannt werde. „Sie wurden viel zu lange nicht gehort, ihnen wurde viel zu lange nicht geglaubt“, bedauerte er.
Misshandelt und gequalt
Der rund hundertseitige Bericht mit dem Titel „Erinnern hilft Vorbeugen“ beschaftigt sich vor allem mit Gewalt im „Bubenheim“ Retz/NO, im „Madchenheim“ Lanzendorf/NO, im Wiener Kinderheim Lacknergasse sowie im „Heim fur behinderte Kinder und Jugendliche“ Am Himmel in Wien. „Die Praxis dort reiht sich nahtlos in jene Reihe von stadtischen bzw. konfessionellen Einrichtungen, in denen systematische und systemimmanente Gewalt vorherrschte“, so Studienautorin Tanja Kraushofer. Kinder und Jugendliche seien geschlagen, misshandelt, gedemutigt und gequalt worden.
Zwischen den 1950er- bis in die 1980er-Jahren seien Kinder etwa geohrfeigt, mit Linealen geschlagen, kalt abgeduscht, eingesperrt oder gezwungen worden, Erbrochenes wieder zu essen. Am Himmel habe es jedoch noch im Jahr 2004 personelle Konsequenzen gegeben, da „repressive Erziehungsma?nahmen“ wie das Einsperren in dunkle Zimmer oder im Erbrochenen sitzen mussen, angewandt wurden.
Entschadigung und Gewaltpravention
Mit Stand Juni haben sich 48 Betroffene gemeldet, ihnen wurden Gestenzahlungen zwischen 5.000 und 25.000 Euro pro Person zugesprochen, dazu wurden Therapiekosten ubernommen, berichtete Generalsekretar Klaus Schwertner. Insgesamt hat die Caritas 366.000 Euro gezahlt - Spendengeld sei dafur nicht verwendet worden, die Mittel stammen aus den Rucklagen der Organisation. Teilweise wurde auch Anzeige erstattet - von den Opfern bzw. in manchen Fallen auch von der Caritas selbst.
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Pressekonferenz der Caritas zu Missbrauch in Kinder- und Jugendheimen
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„Die Vergangenheit verpflichtet uns zu einer Kultur des Hinsehens“, sagte Landau. Deshalb wolle man aus den Geschehnissen der Vergangenheit auch Schlusse fur Gegenwart und Zukunft ziehen. Der Bericht versucht demnach, aus den vergangenen Geschehnissen, Leitlinien fur die Zukunft festzulegen. In einem ersten Schritt hat die Caritas nun eine Beauftragte fur Gewaltpravention eingesetzt, sie soll - zusatzlich zu den bereits bestehenden Richtlinien - ein Gewaltpraventionskonzept erarbeiten, das in der gesamten Organisation verankert werden soll. Unter anderem sind regelma?ige Mitarbeiter- und Klientenbefragungen sowie eine starkere Selbstvertretung der Klienten geplant.
„Null Toleranz“
Die Frage musse sein: „Haben wir heute bereits alles Erdenkliche unternommen, um morgen zu verhindern, was dereinst geschah“, so Landau. Die Einrichtungen hatten sich zwar geoffnet und zum Positiven verandert, vollig ausschlie?en konne man Missbrauch auch in den jetzigen, besseren Strukturen und Rahmenbedingungen nicht. Umso wichtiger sei es, nicht nur Sensibilitat an den Tag zu legen und das Risiko moglichst gering zu halten, sondern bei Verdachtsfallen auch eine konkrete Vorgangsweise parat zu haben: „Da darf es null Toleranz geben“, erklarte er.
Fur das Mitglied des Expertenbeirats Kurt Scholz, auch in der Klasnic-Kommission vertreten, konne die Caritas mit diesen Praventionsma?nahmen auch „Rollenmodell“ fur die Politik sein. Er erneuerte seinen Wunsch nach einer „dringend notwendigen“ bundesweiten Praventionsplattform aller Ministerien und Organisationen. Ein Wunsch, dem sich auch Landau anschloss.
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