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Gewalt in Einrichtungen Der Caritas Wien: Bisher 48 Betroffene

By Gudrun Springer
der Standard
October 21, 2015

http://derstandard.at/2000024280830/Gewalt-in-Wiener-Caritas-Einrichtungen-Bisher-48-Betroffene

Ein etwa 30 Jahre altes Foto des ehemaligen Kinderheims in der Lacknergasse (heute die Zweite Gruft). Die das ehemalige Heim betreffenden bisher vorliegenden Vorfalle liegen weiter zuruck, insgesamt betrafen die meisten den Zeitraum von 1950 bis 1980.

Die Caritas lie? Missbrauchsfalle aufarbeiten und leitete einen Praventionsprozess ein

Wien – Die Caritas Wien hat historische Falle von Gewalt, Missbrauch und sexuellen Ubergriffen in ihren Gro?einrichtungen aufarbeiten lassen. Dazu beleuchtete die Sozialpadagogin und Psychoanalytikerin Tanja Kraushofer seit Herbst 2012 Vorgange in vier Einrichtungen. Am Mittwoch wurde ihr Bericht "Erinnern hilft vorbeugen" prasentiert: 48 von Gewalt betroffene Personen haben sich demnach bisher gemeldet.

Die meisten Vorfalle betreffen die Zeit von 1950 bis 1980, einige aber auch die jungere Vergangenheit. Es sei anzunehmen, dass sich weitere Betroffene melden, sagte Caritas-Wien-Generalsekretar Klaus Schwertner.

"Gequalt und gestraft"

Untersucht wurden in Niederosterreich das "Bubenheim" Retz und das "Madchenheim" Lanzendorf sowie in Wien das Kinderheim Lacknergasse in Wahring und das "Heim fur behinderte Kinder und Jugendliche" Am Himmel in Dobling. Ein ehemaliger Retzer Bewohner berichtete von das Trommelfell verletzenden Ohrfeigen, in Lanzendorf soll eine Mitarbeiterin in den 1980er-Jahren Madchen "gedemutigt, geschlagen und eingeschuchtert" haben.

Auch im Wiener Heim Lacknergasse wurden laut dem Bericht Kinder "uber mehrere Jahre korperlich schwer gezuchtigt, gequalt und gestraft". Die Einrichtung Am Himmel betreffend berichteten Mitarbeiter von einem "rigiden, repressiven, atmospharisch kalten System". "Erziehungsma?nahmen" wie "im Erbrochenen sitzen lassen" habe es noch im Jahr 2004 gegeben.

"Es tut mir leid"

Michael Landau entschuldigte sich am Mittwoch bei den Betroffenen. "Es tut uns als Organisation und es tut mir als Mensch leid", sagte der Caritas-Prasident. Das Wissen uber die Geschehnisse schmerze, "aber das ist nichts im Vergleich zum Schmerz der Opfer".

Es seien auch Zahlungen an Betroffene in der Hohe von je 5.000 bis 25.000 Euro erfolgt sowie Therapiekosten ubernommen worden. Das Geld stamme aus Rucklagen, sagte Generalsekretar Schwertner. Auch "etliche" Anzeigen seien erfolgt. Man habe Betroffene zu diesem Schritt ermutigt, berichtete Landau.

"Nicht vergleichbar"

Die Caritas Wien hat Studienautorin Kraushofer als Praventionsbeauftragte fur die Organisation eingesetzt, um zusatzlich zu bereits gesetzten Ma?nahmen Gewaltpravention weiter zu etablieren. Kraushofer stellte fest, dass Nachfolgeeinrichtungen der vier im Bericht beschriebenen in ihrer Struktur und ihren okonomischen Voraussetzungen nicht mit den damaligen Zustanden vergleichbar seien. Unter anderem seien Gruppengro?en verkleinert und die Personalauswahl verbessert worden, teilte Landau mit. Zudem sollen nun regelma?ig Mitarbeiter und Klienten befragt werden.

Entwicklungsziel

Die Caritas Wien hat 2012 auch eine Expertenkommission einberufen, die einen "Organisationsentwicklungsprozess" beratend begleiten soll. In der Kommission sitzt unter anderen der fruhere Stadtschulratsprasident Kurt Scholz, auch Mitglied der Klasnic-Kommission. Scholz meinte am Mittwoch, es brauche ein interministerielles Gewaltpraventionsprogramm im Bund, wie es nun in der Caritas erarbeitet werde. (Gudrun Springer, 21.10.2015)

 

 

 

 

 




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