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Papst will Missbrauchstäter unter Bischöfen bestrafen

Frankfurter Allgemeine
September 27, 2015

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Papst Franziskus hat so deutlich wie nie zuvor öffentlich eingestanden, dass auch Bischöfe Minderjährige sexuell missbraucht oder derartige Fälle vertuscht haben. „Ich beklage zutiefst, dass einige Bischöfe nicht ihrer Verantwortung nachkamen, Minderjährige zu schützen“, sagte er am Sonntag bei einem Treffen mit fünf Missbrauchsopfern in Philadelphia. Es sei „sehr beunruhigend zu wissen, dass in einigen Fällen auch Bischöfe selbst Missbrauchstäter“ gewesen seien, erklärte der Papst laut einer vom Vatikan veröffentlichten Mitteilung.

Zugleich versprach Franziskus, dass Priester und Bischöfe für diese Taten zur Rechenschaft gezogen würden. Bei einem Treffen mit 300 Bischöfen aus aller Welt sagte Franziskus anschließend: „Die Verbrechen, die Sünden des sexuellen Missbrauchs von Minderjährigen dürfen nicht länger geheim gehalten werden.“ Er bleibe „überwältigt von Scham“ über solche Fälle, so der Papst und erklärte: „Gott weint!“

Jenseits des offiziellen Programms

Der Papst hatte im Juni im Vatikan ein eigenes Gericht für Bischöfe eingerichtet, die sexuellen Missbrauch vertuschen. Damit machte er eine Ausnahme vom geltenden Kirchenrecht. Demnach sind Bischöfe in strafrechtlichen Angelegenheiten allein dem Papst verantwortlich.

Es war das zweite Mal, dass Franziskus mit Missbrauchsopfern zusammentraf. Die Begegnung im Priesterseminar von Philadelphia war nicht Teil des offiziellen Besuchsprogramms und war entsprechend auch nicht angekündigt. Die erste derartige Begegnung fand im Juli 2014 im Vatikan statt.

Wie Vatikansprecher Federico Lombardi anschließend mitteilte, hatte Franziskus am Morgen drei Frauen und zwei Männer empfangen, die als Minderjährige von Geistlichen sowie durch einen Lehrer und innerhalb der Familie missbraucht worden waren. An dem etwa halbstündigen Treffen nahmen auch Angehörige und Freunde teil. Franziskus habe die Berichte der Opfer angehört, mit ihnen gebetet und sie gesegnet. Lombardi zufolge wurde die Gruppe begleitet von Kardinal Sean Patrick O’Malley, Erzbischof von Boston und Leiter der von Franziskus eingesetzten Kinderschutzkommission, sowie von Philadelphias Erzbischof Charles Chaput und dem für Kinderschutz zuständigen Weihbischof Michael Fitzgerald.

Schon zuvor während seiner Reise durch die Vereinigten Staaten hatte Franziskus sexuellen Missbrauch verurteilt und als schwere Bürde für die Kirche bezeichnet. Es bedürfe großer Anstrengungen, um verlorenes Vertrauen wiederzugewinnen, so der Papst. Missbrauchsopfer stießen sich aber auch unter anderem an dem Lob des Papstes für den „Mut“ der amerikanischen Bischöfe im Vorgehen gegen Missbrauch.

In den vergangenen Monaten hatte Franziskus die Rücktritte von drei amerikanischen Bischöfen angenommen, die wegen ihren ihres Umgangs mit Missbrauchsfällen in die Kritik geraten waren. Im Juni gaben Erzbischof John Nienstedt (68) in Minneapolis und sein Weihbischof Lee Piche (57) ihr Amt ab, nachdem die Staatsanwaltschaft der Bistumsleitung Versagen beim Schutz von Minderjährigen vorgeworfen hatte. Im April verzichtete Bischof Robert Finn (62) auf seinen Leitungsposten in Kansas City. Finn hatte sich als erster ranghoher Kleriker vor einem Gericht in den Vereinigten Staaten wegen Nicht-Anzeige eines Priesters verantworten müssen, auf dessen Computer Kinderpornografie gefunden worden war.

Das Treffen des Papstes mit Missbrauchsopfern am Sonntag war das siebte dieser Art. Benedikt XVI. (2005-2013) hatte fünfmal einen solchen persönlichen Austausch gesucht; die erste Begegnung fand 2008 ebenfalls in Amerika statt. Als erster Papst hatte sich Benedikt XVI. persönlich für sexuellen Missbrauch durch Geistliche entschuldigt. Er gab auch die Leitlinie einer „Null Toleranz“-Politik aus und schuf die Voraussetzungen, um schuldige Kleriker schneller aus dem Amt zu entfernen. Franziskus traf bislang einmal mit Opfern zusammen. Anlass war die Berufung von zwei Betroffenen in die von ihm gegründete Kinderschutzkommission im Juli 2014 in Rom.




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