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Dan Brown Lasst Gru?en

Katholisch
September 3, 2015

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Der Bankier Gottes, Roberto Calvi, wurde mit einem Strick um den Hals an einer Brucke in London aufgefunden. Papst Johannes Paul I. starb nach 33 Tagen im Amt unter ungeklarten Umstanden. Und nun wird der 67-jahrige ehemalige papstliche Nuntius Jozef Wesolowski kurz vor seinem Prozessbeginn tot im Fernsehraum seines vatikanischen Domizils gefunden. Dan Brown lasst gru?en.

War es Mord? War es Suizid? Angeklagt werden sollte Wesolowski wegen sexuellen Missbrauchs. Als Botschafter des Vatikans in der Dominikanischen Republik hatte sich der Wurdentrager erwiesenerma?en an mehreren Jungen zwischen 13 und 16 Jahren vergangen. Au?erdem befanden sich auf seinem Computer 100.000 kinderpornografische Bilddateien. Im August 2013 wurde er deshalb von Papst Franziskus seines Amtes enthoben, im Sommer darauf versetzte ihn die Glaubenskongregation in den Laienstand. Von September bis Dezember letzten Jahres wurde er im Vatikan sogar unter Hausarrest gestellt, der aber dann aus gesundheitlichen Grunden gelockert wurde. Wegen Wesolowskis Herzproblemen musste der Prozessauftakt vertagt werden.

Tod Wesolowskis ist tragisch - fur Franziskus

Der Vatikan lie? den Leichnam obduzieren, auch dort liest man Dan Brown. Doch es war ein naturlicher Tod durch Herzversagen, stellten gleich drei unabhangige Gerichtsmediziner fest. Dass der Angeklagte sich nun vor keinem irdischen Gericht verantworten muss, ist tragisch – fur Franziskus. Da hat man endlich einen Papst, der den alten Korpsgeist bekampft und in Sachen Kindesmissbrauch Transparenz und Gerechtigkeit gegenuber den Opfern walten lassen will. Und dann spielt Gott nicht mit: Derjenige, an dessen Fall ein Exempel hatte statuiert werden konnen, entzieht sich der Justiz durch sein Ableben. Jetzt gilt das eingespielte "nihil nisi bene".

Hatte der Prozess stattgefunden und ware das Strafma? bis zu zehn Jahren Gefangnis von einem vatikanischen Gericht verhangt worden, hatten die Menschen das heilende Gefuhl gehabt, dass weltliche Verbrechen von Geistlichen auch weltliche Konsequenzen nach sich ziehen und nicht mal eben weggebeichtet, gesundgebetet oder durch Versetzungen kaschiert werden.

Erinnerungen an Vatileaks

Geht der Vatikan immer noch lax mit Sexualstraftatern um? Noch konnte das Gegenteil nicht bewiesen werden. Dass der angeklagte Ex-Nuntius seinen Prozess nicht mehr erlebt, ist nicht das eigentliche Drama. Viel schlimmer durfte sein, dass es im Vatikan Wurdentrager gibt, die nun aus vollem Herzen aufatmen, weil es zu diesem Verfahren nicht kommt. Es sind dieselben, die die Vatileaks-Affare nicht etwa als Ansporn zur Inventur sahen, sondern als Medienerfindung.

Vatileaks – erinnert sich daran noch jemand? Hatte das irgendwelche Konsequenzen? Ach ja, es gab einen Prozess gegen den Diener des Papstes, doch der endete wie eine Goldoni-Posse. Der ominose Band, in dem die Ermittlungsergebnisse festgehalten sind, ist nach wie vor nicht offentlich einsehbar. Damit bleibt auch der Generalverdacht gegen alle Mitarbeiter der Kurie. Der Tod Jozef Wesolowskis ist kein Grund, nun mit der Aufklarung nachzulassen. Dan-Brown-Fans schlafen nie.

Christ & Welt

Diesen Text der Kolumne "Franz & Friends" publiziert katholisch.de mit freundlicher Genehmigung von "Christ & Welt", einer Beilage der Wochenzeitung "Die Zeit". "Christ & Welt" - das sind sechs Seiten, die sich auf Glaube, Geist und Gesellschaft konzentrieren, sechs Seiten mit Debatten, Reportagen und Interviews aus der Welt der Religionen. "Christ & Welt" ist im Jahr 2010 aus der traditionsreichen Wochenzeitung "Rheinischer Merkur" hervorgegangen.

 

 

 

 

 




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