"Er hat unsere Einheit zerstört", zitierten australische Medien Robinson. Dieser selbst hatte seit 1994 mit anderen Bischöfen an dem Programm "Towards Healing" für eine Aufklärung von Kindesmissbrauch durch Kirchenmitarbeiter gearbeitet. 1996 rief Pell, damals gerade zum Erzbischof von Melbourne ernannt, als eigene Initiative "Melbourne Response" ins Leben. Robinson warf Pell vor, er habe sich als führende Gestalt in der Missbrauchsaufklärung etablieren wollen und zugleich zu hohe Hürden für eine Kontaktaufnahme durch Opfer aufgestellt.
Vorwürfe gegen Johannes Paul II.
Den Umgang mit dem Thema Missbrauch durch Johannes Paul II. (1978-2005) nannte Robinson "armselig". Statt die Bischöfe zu Solidarität mit den Opfern zu verpflichten, habe er ein "Schweigen" gefördert. Selbst Papst Franziskus zeige in dieser Sache nicht die nötige Führungsstärke. Allerdings gebe es einflussreiche Personen, die sich Reformvorhaben des Kirchenoberhaupts "mit Zähnen und Klauen" widersetzten.
Robinson, von 1984 bis zu seiner Bitte um vorzeitige Entpflichtung 2004 Weihbischof in Sydney, hatte mit Blick auf eine unheilbare Krebserkrankung eine baldige Aussage vor der Kommission für den Umgang mit Missbrauchsfällen in Institutionen gewünscht. Früher war er im bischöflichen Komitee für berufliche Standards unter anderem für die Reaktion auf Missbrauchsklagen verantwortlich. 2002 appellierte er an Papst Johannes Paul II., eine weltweite Untersuchung in der katholischen Kirche auf den Weg zu bringen. (KNA)