| Zeugen Jehovas Vertuschten Uber Jahrzehnte Sexuellen Missbrauch
Sueddeutsche
July 30, 2015
http://www.sueddeutsche.de/panorama/australien-zeugen-jehovas-vertuschten-ueber-jahrzehnte-sexuellen-missbrauch-1.2587889
Bei den Zeugen Jehovas in Australien gibt es einen gro?en Missbrauchsskandal. Das wurde durch die Arbeit einer Untersuchungskommision enthullt.
Offenbar wurden Falle sexueller Gewalt an Kindern uber Jahrzehnte hinweg nur intern untersucht, aber nie an die Polizei gemeldet.
Missbrauchsskandal bei den Zeugen Jehovas
Die Zeugen Jehovas in Australien haben offenbar Kindesmissbrauch von mehr als 1000 Tatern jahrzehntelang vertuscht.
Die Falle liegen weit zuruck, sie haben sich teilweise in den Funfzigerjahren ereignet. Allerdings gab es daruber Aufzeichungen und protokollierte Zeugenaussagen. Zur Rechenschaft gezogen wurden die Tater dennoch nicht.
Offenbar wurden in den Reihen der Zeugen Jehovas Missbrauchsfalle uber Jahrzehnte hinweg systematisch vertuscht, wie unter anderem mehrere australische Medien und Radio Vatikan berichten. Das hat eine Untersuchungskomission jetzt enthullt, die fur die Aufarbeitung von Vergewaltigungsfallen in kirchlichen und weltlichen Organisationen in Australien zustandig ist.
Max Horley, ein wichtiger Funktionar der Zeugen in Australien, hat vor der Kommission in Sydney eingeraumt, dass Dokumente, die den Missbrauch belegen hatten konnen, vernichtet wurden. Der Grund: Sie sollten "nicht in falsche Hande geraten".
Falle wurden nur intern behandelt
Seit 1950 seien bei den Zeugen Jehovas 1.006 Anschuldigungen wegen Kindesmissbrauch dokumentiert worden. Doch anstatt die mutma?lichen Tater bei der Polizei anzuzeigen, seien alle Falle nur intern behandelt worden. Wie ein australisches Newsportal schreibt, sind infolge der internen Untersuchungen sogar 400 Mitglieder der Zeugen Jehovas vorubergehend aus der Gemeinschaft ausgeschlossen worden. Doch Kommissionsmitglied Angus Stewart zufolge ist kein einziger Vorfall den Behorden gemeldet worden.
Schon zuvor, so schreibt es Radio Vatikan, seien Vorwurfe gegen die Zeugen Jehovas laut geworden. So seien nach Missbrauchsskandalen wiederholt hohe Funktionare an andere Orte versetzt worden, um die Ereignisse zu vertuschen.
Zwei-Zeugen-Regel
Opfer erzahlen auch, dass es bei den Zeugen Jehovas eine Regel gibt, der zufolge ein Ubergriff immer von zwei Personen bezeugt werden muss - eine Bedingung, die sich im Fall von sexuellem Missbrauch fast nie erfullen lasst. Eines der Opfer, eine 47-jahrige Frau, die in den Akten nur mit dem Kurzel "BCB" bezeichnet ist, hat vor der Kommission geschildert, wie sie bei einer internen Gegenuberstellung mit ihrem Peiniger konfrontiert wurde. "Ich musste uber meinen Missbrauch sprechen, in einem Raum voller Manner, darunter war auch der Mann, der mich missbraucht hatte, das war sehr demutigend".
Die Aussagen von etwa 60 Zeugen sollen jetzt in die Untersuchungskommission einflie?en, die sich am Montag zum ersten Mal in einer offentlichen Sitzung mit den Zeugen Jehovas beschaftigte. Gegrundet wurde sie bereits im Jahr 2013 von der damaligen Premierministerin Julia Gillard, nachdem bekannt wurde, dass in der katholischen Kirche der sexuelle Missbrauch von Kindern und Jugendlichen uber Jahre hinweg systematisch totgeschwiegen wurde. Im Dezember 2017 soll die Kommission ihren Abschlussbericht vorlegen.
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