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Dickert von der fehlenden Reaktion des Kardinals aus Mainz enttäuscht

missbrauch-gelingt-grabosch.
July 19, 2015

http://missbrauch-gelingt-grabosch.webnode.com/

[Dickert disappointed by the lack of reaction of the cardinal of Mainz] ar apology to the Church and an honest handling of abuse cases (the LA) reported.

Briefwechsel zu Missbrauchsfällen und Rolle der Kirche – Gespräch in Mainz ohne Pfarrer lehnt Rathauschef ab
GREBENHAIN - (cke). Die Einstellung der Missbrauchsstudie durch die Katholische Kirche und die noch immer ausstehende Entschuldigung von Kirchenverantwortlichen aus dem Bistum Mainz gegenüber den Opfern, die vom ehemaligen Grebenhainer Pfarrer Wolfgang Grabosch sexuell missbraucht worden waren, hatten Grebenhains Bürgermeister Manfred Dickert im Februar veranlasst, einen Brief an den Mainzer Bischof, Kardinal Karl Lehmann, zu schreiben. Der Rathauschef, in dessen Gemeinde sich ein Teil der widerwärtigen Taten ereignet hatten, hatte in seinem Schreiben eine klare Entschuldigung der Kirche und einen ehrlichen Umgang mit den Missbrauchsfällen gefordert (der LA berichtete).
Im März bekam Dickert Antwort aus Mainz. Natürlich nicht von Kardinal Lehmann selber, sondern vom Justiziar des Bistums, Professor Michael Ling. Dies zeigt, wie wichtig Kardinal Lehmann offenbar die Missbrauchsfälle in seinem Bistum sind, für den die Aufarbeitung der schweren Übergriffe in Grebenhain doch eigentlich "Chefsache" sein müssten. Doch offenbar widmet er sich lieber anderen "Highlights" seines Amtes, das doch eigentlich mehr ein Dienst an den ihm anvertrauten Menschen sein sollte ... Insgesamt enttäuscht war der Rathauschef von der für ihn unbefriedigenden Stellungnahme Lings. Dennoch war er bereit, das von Ling in dem Brief gemachte Gesprächsangebot anzunehmen. Das teilte Dickert dem Justiziar in einem weiteren Schreiben im April mit, verbunden mit der Bitte, dass auch der Grebenhainer Pfarrer Helmut Grittner und ein Vertreter des LA an der Unterredung in Mainz teilnehmen sollten. Das wiederum lehnte Ling ab und teilte das Manfred Dickert in der vergangenen Woche erneut schriftlich mit.
Nach reiflicher Überlegung hat sich der Grebenhainer Rathauschef nun seinerseits entschlossen, auf das Gespräch zu verzichten, da er diese Art von Geheimhaltung und das Heraushalten insbesondere des Grebenhainer Seelsorgers nicht akzeptieren kann. Denn gerade der sei für einige der Opfer eine Vertrauensperson und für sie ein glaubwürdiger Repräsentant der Katholischen Kirche. Seinen Verzicht mit dem Hinweis darauf, wie enttäuscht er von dieser Haltung sei, und auch darüber, dass der Justiziar und nicht der Kardinal selber in Kontakt mit ihm getreten sei, teilte Dickert dem Bistum in einem weiteren Brief mit, den er in dieser Woche verfasste. Offenbar sollen keine Zeugen die Gesprächsinhalte im Nachhinein bestätigen können.
Der Justiziar des Bistums, Michael Ling, hatte in seinem Antwortschreiben auf den ersten Brief Dickerts im Februar den Vorwurf der Vertuschung und den Anwurf, die Kirche habe bereits spätestens seit 1999, vor dem Zeitpunkt der Verjährung der Taten also, über die Missbrauchsfälle Bescheid gewusst, zurückgewiesen. Die Kirche habe mehrfach öffentlich dazu aufgefordert, ihr Hinweise auf ein früheres Wissen mitzuteilen, es sei aber immer nur bei anonymen Stimmen und Gerüchten geblieben, hatte Ling erklärt. Dem gegenüber lägen ihr Hinweise vor, dass vor Ort bereits zum Zeitpunkt der Missbrauchsfälle ein Wissen über die Vorgänge bestanden habe, das aber aus unterschiedlichen Gründen nicht an Bistum oder Staatsanwaltschaft weitergegeben worden sei. Hier stellt sich die Frage, ob und in welcher Weise das Bistum von Opfern und Zeugen als vertrauensvoller Ansprechpartner empfunden wurde, wenn, wie im Bistum Mainz, keine externen und qualifizierten Ansprechpartner existieren sondern nur ein auf Abwiegelung fokussierter Justitiar des Bistums. Der Umgang mit der Anfrage von Bürgermeister Dickert kann die Beteiligten und mutmaßlich früher Informierten nur bestätigen, sich mit ihrem Wissen nicht selber in Gefahr gebracht zu haben. Den Vorwurf unterlassener Hilfeleistung kann man nur dem machen, der sich nicht selber gefährdet, was bei diesem Bistum nicht ausgeschlossen scheint, indem die Informanten selber kriminalisiert werden.
Dem Bistum liege die vollständige Akte über Grabosch vor, einschließlich der Ermittlungsakten der Staatsanwaltschaft. Akteneinsicht könne das Bistum aus Opferschutzgründen jedoch nicht gewähren. Weitere Erkundigungen könne Dickert bei der Staatsanwaltschaft einholen, die ebenfalls über die Akten verfüge.
Auch den Vorwurf, die Kirche habe in der Angelegenheit nicht mehr getan, als ihr Mitgefühl zu äußern, hatte Ling nicht gelten lassen, schließlich seien in Anerkennung des Leids bereits mehreren Opfern Leistungen (finanzielle Entschädigungen, Anmerkung der Redaktion) gewährt worden.
Bedauerlich fand der Justiziar auch, dass Dickert die Materie nicht unmittelbar mit der Kirche besprochen habe, sondern den Weg eines öffentlichen Briefes – über den LA – gewählt hatte, ohne der Kirche vorab eine Gelegenheit zur Stellungnahme einzuräumen. Gerade das Bistum Mainz gehöre nämlich zu denjenigen Bistümern, die sich im Zusammenhang mit der Studie zum Missbrauch der Katholischen Kirche unter Leitung Prof. Pfeiffers bereit erklärt habe, ihr gesamtes Aktenmaterial für eine Untersuchung der Zeit von 1945 bis heute zur Verfügung zu stellen. An dieser Haltung habe sich bis heute nichts geändert. Ob es sich wirklich, wie Ling behauptet, um das gesamte Aktenmaterial handelt, darf allerdings bezweifelt werden.

 




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