| Bistum Bestatigt Schwere Sex-ubergriffe in Kita
Die Welt
June 12, 2015
http://www.welt.de/regionales/rheinland-pfalz-saarland/article142372753/Bistum-bestaetigt-schwere-Sex-Uebergriffe-in-Kita.html
In Mainz ist aus einer Kita ein Ort des Schreckens geworden. Kinder sollen anderen Kinder uber Monate sexuelle Gewalt angetan haben. Auch die Verantwortlichen fragen sich: Wie konnte es soweit kommen?
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Dreirader stehen an einer Katholischen Kindertagesstatte in Mainz. Nach mutma?lichen sexuellen Ubergriffen unter Kindern hat die katholische Kirche die Kindertagesstatte vorubergehend geschlossen
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Generalvikar Pralat Dietmar Giebelmann ringt mit seinen Worten. Der Begriff, mit dem er seine Satze an diesem Tag haufig beschlie?t, ist "fassungslos". Giebelmann will erklaren wie es in einer katholischen Kita in seinem Bistum zu sexueller Gewalt unter Kindern gekommen sein soll und kann es nur mit Muhe. "Wir konnen uns kaum erklaren, wie diese Vorfalle uber einen langen Zeitraum unbemerkt bleiben konnten", sagt der 68-Jahrige am Donnerstag in Mainz.
Obwohl die Erzieher erste Hinweise schon vor Monaten erhalten hatten, sei nichts nach au?en gedrungen – es habe sich um ein geschlossenes System gehandelt. Ein System, das nun offenbar traumatisierte Kinder im Alter von drei bis sechs Jahren hinterlassen hat.
Ein System, das vergangene Woche, als die Pfarrei von den Vorfallen erfahren haben will, in einer Art Hauruck-Aktion schlagartig abgeschaltet wurde. Die Kita im Mainzer Stadtteil Weisenau ist geschlossen, den sieben Mitarbeitern wurde fristlos gekundigt. Die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen moglicher Verletzung der Fursorge- und Erziehungspflichten.
Mediziner kennen keine Vergleichsfalle
"Wie es geschehen kann, dass ein Gesamtgeist einer Einrichtung so umkippt und so im Grunde genommen verroht, wei? ich auch nicht", sagt Giebelmann. Wenn es darum geht, was genau in der Kita "Maria Konigin" vorgefallen ist, fallen nicht nur ihm die Worte schwer.
Er nennt es "Perversitaten sexueller Gewalt". Er beschreibt Handlungen, die mancher sich nur im Fall harter Pornografie vorstellen kann, sowie uble Gewaltandrohungen.
Michael Huss, Direktor der Klinik und Poliklinik fur Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie der Unimedizin Mainz, kennt den Katalog der Vorfalle. Auch er kann das Ausma? kaum fassen. "Dieses Verhalten ist nicht normal. Auch wenn ich meine Berufsjahre Revue passieren lasse, fallt das eindeutig aus dem Rahmen."
Fur den Mediziner stellt sich angesichts der Berichte die Frage, ob Kinder in der Kita bereits Missbrauchserfahrungen gemacht hatten. Oder ob sie Porno-Filme sahen. "Das Wichtigste fur Eltern ist, den Kindern nun einen wirksamen Schutz zu geben und fur sie da zu sein. Denn dieser Schutz hat offensichtlich in der Kita gefehlt", sagt Huss.
Kita-Mitarbeiter wollen nichts bemerkt haben
Die Chronik der Ereignisse geht laut dem Bistum so: Erst am Montag der vergangenen Woche habe die Pfarrei, die der Trager der Kita ist, von den sexuellen Ubergriffen erfahren. Der Brief einer Mutter sei beim Pfarrer gelandet.
Vorher sollen alle Hinweise nur bis zu den Erziehern und der Kita-Leitung vorgedrungen sein – ohne Konsequenzen. Noch am Abend sei dann entschieden worden, das Haus zu schlie?en. An diesem Mittwoch wurde der Fall schlie?lich eine gro?en Offentlichkeit bekannt, als die "Allgemeine Zeitung" aus Mainz daruber berichtete.
Das Bistum geht nun vor allem mit den Mitarbeitern der Kita hart ins Gericht. Sie hatten darauf verwiesen, nichts bemerkt zu haben, sagt Giebelmann. Er kann es sich kaum erklaren. "Wir konnen als Bistum nur sagen, dass wir schlichtweg so betroffen sind, dass wir uns in aller Form bei Angehorigen, Kindern und Eltern entschuldigen."
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