Die Kirche und der "verdammte" Sex
Wochen Spiegel
April 29, 2015
http://www.wochenspiegellive.de/trier/staedte-gemeinden/stadt-trier/nachrichtendetails/obj/2015/04/29/die-kirche-und-der-verdammte-sex/
[Laymen and experts as theologians, educators or psychologists discuss topics including the sexual morality of the Catholic Church, existing tensions in practice and possible credible future prospects. "The church is no longer in demand in matters of sexuality as an institution," was the finding of Münster sex educator Ann-Kathrin Kahle.]
Offizielle Sexualmoral der katholischen Kirche kontra tatsächliches Liebesleben der Menschen: Um dieses Spannungsfeld ging es jetzt beim Forum "Sexualität. Leben" im Rahmen der Bistumssynode.
Laien und Experten wie Theologen, Pädagogen oder Psychologen diskutierten unter anderem über die Sexualmoral der katholischen Kirche, bestehende Spannungen in der Praxis und mögliche glaubwürdige Zukunftsperspektiven. "Die Kirche ist in Fragen der Sexualität als Institution nicht mehr gefragt", lautete der Befund der Münsteraner Sexualpädagogin Ann-Kathrin Kahle. Ihre Aufgabe sei es, Menschen zu begleiten, nicht sie zu verurteilen, sagte Ethik-Professorin Sigrid Müller aus Wien. Details sind unter www.bistum-trier.de zu finden.
Delikater Punkt: Homosexualität
Knapp 200 Teilnehmer waren an den beiden Tagen zugegen. "Über die offene Atmosphäre und die positive Resonanz zum breit aufgestellten Forumsthema 'Sexualität' bin ich sehr erfreut. Das wäre vor zehn Jahren wahrscheinlich derart nicht möglich gewesen, insbesondere was den delikaten Punkt der Homosexualität betrifft", sagte Bischof Ackermann zuversichtlich. Eine schnelle klerikale Veränderung von heute auf morgen sei nicht zu erwarten, doch ein gewisses Entgegenkommen. Die Kirche könne zudem als Gesprächspartner Orientierung in die bestehende Vielfalt unterschiedlicher Lebensentwürfe der Sexualität geben. Und im respektvollen Miteinander ein solides Zuhause für jedermann bieten.
Thema Missbrauch bleibt außen vor
In der Physik bestimmt die Theorie, was beobachtet werden kann. In der Religion ist es der Glaube. Bestenfalls als eine tolerante, Halt spendende Moral, die überdies eine zeitgemäße (Nächsten-)Liebe vermitteln solle. Für die "moderne" katholische Kirche stellt die Gratwanderung zwischen den Generationen eine enorme Herausforderung dar, gerade wenn es um die Sexualität geht. Oftmals ist der Weg das Ziel. "Sexualität ist nicht nur eine Generationenfrage", so Ackermann, "jeder Mensch ist von seiner eigenen biografischen Dimension geprägt."
Ein Aspekt blieb allerdings während der geistlichen Konferenz aus - der sexuelle Missbrauch. "Diese umfangreiche Thematik hätte die Synode überfordert", merkte Ackermann als Missbrauchsbeauftragter der Deutschen Bischofskonferenz an. Dazu bedürfe es eines separaten Rahmens. Präventionsschulungen fänden bereits statt.
Weltfremd in der Gretchenfrage?
Die brisante Thematik dieses Forums bedeutet für die einen: die erkennbare Bereitschaft der katholischen Kirche zur Annäherung an die heutigen vielfältigen Lebensformen. Für andere ist es lediglich ein Versuch der Glaubenshüter, ihre Schäfchen ins Trockene zu bringen.
Dass die Kirche in mancher Augen einen weltfremden und fragwürdigen Realitätsbezug zur Sexualität hat, zeigen die Antworten von vier Personen in unserer Umfrage. Ihre individuellen Blickwinkel auf die Gretchenfrage lesen Sie unten. (rp/red)
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