| Regensburg: Externe Untersuchung Von Missbrauch Bei Domspatzen
kathweb
April 27, 2015
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Munchen, 27.04.2015 (KAP/KNA) Die Falle von Misshandlung und sexuellem Missbrauch bei den Regensburger Domspatzen werden von einem unabhangigen Fachmann untersucht. Beauftragt wurde der ortsansassige Rechtsanwalt Ulrich Weber vom Opferhilfeverein Wei?er Ring, wie der Regensburger Generalvikar Michael Fuchs am Montag ankundigte. Ziel sei, mit Blick auf die zuruckliegenden Falle mehr Glaubwurdigkeit zu gewinnen, sagte Fuchs der deutschen katholischen Nachrichtenagentur KNA. "Aufarbeitung und Pravention sind Zwillinge." Webers Abschlussbericht soll in etwa einem Jahr vorliegen.
Die Diozese Regensburg war seit 2010 intensiv mit der Aufarbeitung von Vorwurfen sexuellen Missbrauchs sowie der Korperverletzung in kirchlichen Einrichtungen beschaftigt. Die Zahl der Missbrauchsgeschadigten liegt bei rund 80. In der Vorschule der Regensburger Domspatzen in Etterzhausen und Pielenhofen kam es von den 1950er- bis in die 1990er-Jahre wiederholt zu schweren korperlichen Zuchtigungen. Mindestens 72 Schuler waren betroffen. Als "symbolische Anerkennung des Leids" erhielten sie inzwischen jeweils 2.500 Euro. Zudem werden die Kosten fur notwendige Therapien ubernommen.
Weber sagte, er wolle "das Geschehene sichtbar machen, den Betroffenen Gehor verschaffen und dazu beitragen, dass Antworten gefunden werden, wie wir solche Geschehnisse kunftig verhindern konnen". Sein erster Schritt sei, mit den Opfern ins Gesprach zu kommen. Der Jurist will einen Beratungskreis aus Fachleuten einsetzen und alle verfugbaren Unterlagen sichten. Dazu gehoren auch offentlich nicht zugangliche Papiere aus dem Regensburger Ordinariat. Der Abschlussbericht solle "anonymisiert der Offentlichkeit zuganglich gemacht" werden, kundigte Weber an.
Generalvikar Fuchs sagte, die Vorwurfe unabhangig untersuchen zu lassen, "sind wir den Geschadigten schuldig". Manche von ihnen glaubten der Diozese nicht, was sie bisher zu den Fallen habe verlauten lassen. Ziel des Projekts sei es auch zu prufen, ob die Diozese bei der Aufarbeitung der Falle korrekt gehandelt habe oder ob es Verbesserungsbedarf gebe, erganzte Fuchs. "Wir hoffen, dass die Professionalitat des Wei?en Rings uns hilft, besser mit der Vergangenheit umzugehen."
"Hochste Zeit, Wunde zu heilen"
Die Diozese habe seit 2010 sehr viel lernen mussen, fugte der Generalvikar an. Die allermeisten Falle seien erst danach richtig aufgearbeitet worden. "Es ist hochste Zeit geworden, dass diese Wunde zu heilen versucht wird." Vor funf Jahren kam mit den Fallen am Berliner Canisius-Kolleg eine Welle von Enthullungen uber Missbrauch und Gewalt an katholischen Einrichtungen in Deutschland ins Rollen. Zu den verfugbaren Unterlagen sagte Fuchs, ihm sei nicht bekannt, dass zu irgendeinem Zeitpunkt Akten vernichtet worden seien. "Die Frage ist, warum manche Akten nicht aufgehoben wurden."
Domkapellmeister Roland Buchner, der Vorstandsvorsitzender der Stiftung Regensburger Domspatzen ist, bat alle Opfer nochmals um Entschuldigung. Jeder einzelne geschilderte Fall habe den Chor "im Innersten beruhrt, zutiefst erschuttert und sprachlos gemacht". In der Offentlichkeit mussten die Dinge benannt und zeitlich korrekt dargestellt werden, "wobei zugleich die Personlichkeitsrechte zu wahren sind".
Als Domkapellmeister am Regensburger Dom war Georg Ratzinger, der Bruder von Papst Benedikt XVI., von 1964 bis 1994 gleichzeitig Hauptverantwortlicher fur die Domspatzen. Im Marz 2010 geriet auch der padagogische Fuhrungsstil Ratzingers in die Kritik. Er selber raumte ein, dass Ohrfeigen fruher "einfach die Reaktionsweise auf Verfehlungen oder bewusste Leistungsverweigerung" gewesen seien, und somit habe auch er solches Verhalten am Anfang seiner Chorleitertatigkeit gelegentlich mit in dieser Weise bestraft. An das gesetzliche Verbot korperlicher Zuchtigungen habe er sich in der Folge strikt gehalten. Ratzinger gab daruber hinaus an, dass er keine Kenntnis von sexuellen Missbrauchsfallen bei den Domspatzen habe.
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