Dechant gab Heiratsabsicht bei Gottesdienst bekannt
Steiermark
April 7, 2015
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Lange Jahre vor Entscheidung überlegt. |
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Bei einem Gottesdienst am Ostermontag hat der Dechant in der Pfarrkirche Leoben-Donawitz angekündigt, seine Kirchenämter niederzulegen. Der 45-Jährige begründete seine Entscheidung damit, dass er heiraten werde. Er sei erleichtert, sagte er nun im Interview mit dem ORF Steiermark.
Der Gottesdienst am Montag in der Pfarrkirche Leoben-Donawitz nahm eine alles andere als alltägliche Wendung, als Dechant Maximilian Tödtling seine Heiratsabsichten bekanntgab.
Seit Jahren Beziehung zu einer Frau
Er habe seit Jahren eine Beziehung und daher darum gebeten, ihn mit Ende August von allen kirchlichen Funktionen zu entbinden, sagte der 45-Jährige. Um die Frau an seiner Seite heiraten zu können, muss das „Laisierungsverfahren“, also die Entbindung von den Rechten und Pflichten eines Priesters und damit auch vom Zölibat, im Vatikan abgeschlossen sein.
Große Erleichterung
Es sei eine große Erleichterung, so Maximilian Tödtling im Interview mit dem ORF Steiermark. „Dass ich diesen Schritt gesetzt habe und endlich für klare Verhältnisse gesorgt habe, da ist gestern viel von mir abgefallen. Wir haben sehr viele gute und schöne Reaktionen von den Menschen bekommen, und ich habe auch viel Unterstützung von der Diözesanleitung bekommen.“
Kann Kritik verstehen
Es habe aber „natürlich auch Enttäuschungen und kritische Stimmen“ gegeben, so der Dechant, „das kann ich aber auch verstehen. Ich habe vor Jahren ein Versprechen abgebeben, das habe ich leider nicht halten können, insofern kann ich das verstehen. Viele sind auch traurig, dass ich als Pfarrer weggehe, ich selber auch, ich habe es mir nicht leicht gemacht.“
„Ich hab eh versucht, das Zölibat zu leben“
Gefragt, wie schwer ihm die Entscheidung gefallen ist, sagte Tödtling: „Es ist ein Weg von ungefähr vier Jahren vorausgegangen, wo sie und ich überlegt haben, wie geht es weiter mit uns, Da war ein Ringen und Überlegen. Vor rund eineinhalb Jahren ist für mich dann die Entscheidung gefallen, gestern war der richtige Tag, damit in die Öffentlichkeit zu gehen. Wir haben wirklich reiflich überlegt. Ich bin in einem Alter, da macht man keine Spompanadeln mehr. Da entscheidet man sich klar. Ich hab eh versucht, das Zölibat zu leben, es ist mir halt leider nicht gelungen. Mir wäre Vieles als Pfarrer nicht möglich gewesen, wenn ich nicht im Hintergrund die Nora gehabt hätte.“
Ob er glaube, ob es anderen Pfarrern ähnlich gehe? Tödtling: „Das möchte ich nicht lostreten. Es ist unsere persönliche Entscheidung. Ich möchte auch nicht, dass das Zölibats-Thema auf unserem Rücken sozusagen ausgetragen wird.“
„Wollen auch kirchlich heiraten“
Er werde nun sein Ansuchen an den Papst schicken. „Das dauert ein halbes Jahr, Dreiviertel-Jahr, Jahr, das kann man nicht so genau sagen, die kommen einem älteren Priester, ich bin jetzt 45, auch ein Stück weit entgegen, dass sie möglichst rasch das vollziehen, Wenn aus Rom das zurück ist, wollen wir Nägel mit Köpfen machen, nicht nur standesamtlich sondern auch kirchlich heiraten“, sagte Tödtling.
Diözese: Entscheidung zu respektieren
Diözesanadministrator Heinrich Schnuderl wollte nicht in einem Interview Stellung nehmen. In einer schriftlichen Aussendung hieß es, die Entscheidung des Dechants sei zu respektieren. Er hoffe, dass der offene Umgang von Dechant Tödtling beispielgebend für Priester wirke, dem eigenen Versprechen, das man bei der Priesterweihe gibt, treu zu bleiben, so Schnuderl. Die Bekanntgabe der Entscheidung sei im Vorfeld mit der Diözese abgesprochen gewesen. Man habe in einem gemeinsamen Gespräch vorige Woche auch bereits über Arbeitsmöglichkeiten nach Tödtlings Ausscheiden aus dem Priesteramt gesprochen, so Schnuderl.
Bis 31. August soll Tödtling im Amt bleiben, kommende Woche will Diözesanadministrator Heinrich Schnuderl mit den Mitarbeitern des Pfarrverbandes Gespräche über eine positive Zukunft des Pfarrverbandes Leoben West führen.
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