| Staatsanwaltschaft Sieht Keine Anhaltspunkte Fur Missbrauch
Rhein-Erft Rundschau
March 21, 2015
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Der Vorwurf des sexuellen Missbrauchs gegen eine Mitarbeiterin der Kita St. Dionysius in Heppendorf wurde von der Staatsanwaltschaft Koln zuruckgewiesen. Sie sieht keine „tragfahigen Anhaltspunkte“. Von Bernd Rupprecht, Eva Muller und Manfred Funken
Im Ort ist es Tagesgesprach: Gegen eine Mitarbeiterin der Kindertagesstatte St.?Dionysius in Heppendorf hat das Erzbistum Koln Anzeige wegen des Verdachts des sexuellen Missbrauchs erstattet. Die Mitarbeiterin wurde vom Dienst freigestellt. Die Staatsanwaltschaft Koln jedoch sieht „keine tragfahigen Anhaltspunkte fur einen Anfangsverdacht“ und hat keine Ermittlungen eingeleitet. Uber eine Beschwerde muss die Generalstaatsanwaltschaft Koln entscheiden.
Nach Einschatzung des Tragers, des Kirchengemeindeverbands Elsdorf, und des Erzbistums bestehe der Anfangsverdacht des sexuellen Missbrauchs, sagt der Pressesprecher des Erzbistums, Christoph Heckeley. Eltern hatten sich bei den Ansprechpartnern des Erzbistums gemeldet. Die Angaben seien zunachst protokolliert worden. Dann seien Experten eingeschaltet worden, weitere Gesprache hatten stattgefunden.
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„Alle Experten und die mit den Details Vertrauten sind sehr wohl zu der Einschatzung gelangt, dass ein begrundeter Verdacht vorliegt. Und alle sind der Meinung, dass es richtig und notwendig war, die Staatsanwaltschaft einzuschalten.“
Nach Ansicht des Generalvikariates sei Gefahr im Verzug gewesen. Man habe umgehend handeln mussen. Es gehe um eindeutig sexualisierte Handlungen. Die Angaben von Eltern und den Kindern seien glaubhaft. Eltern hatten auf verschiedene Art und Weise von Kindern Informationen bekommen.
Das Erzbistum konne nicht nachvollziehen, dass die Staatsanwaltschaft keine „tragfahigen Anhaltspunkte“ fur Ermittlungen sehe. Deswegen habe das Generalvikariat nach der Anzeige auch Beschwerde eingelegt.
„Die Eltern sind in heller Aufregung, deswegen bieten wir als Generalvikariat alle Hilfen und Unterstutzung an, die gewunscht und notwendig sind“, sagt Heckeley. Das Erzbistum erlebe, wie im Fall des Erftstadter Pfarrers Wilfried Jansen, eine Spaltung der Elternschaft. Dem vom Dienst entpflichteten Pfarrer wurden sexuelle Grenzverletzungen gegenuber Kindern und einer Jugendlichen vorgeworfen, die Jansen allerdings erst spater auch eingeraumt hat. „Einerseits wird gesagt, gut, dass wir schnell und konsequent in der Kita reagiert haben. Andere fragen, ob wir nicht uberreagieren.“ Das musse das Erzbistum nun aushalten. Die betroffene Erzieherin sei zunachst fur die Zeit der Ermittlungen freigestellt.
Sowohl das stadtische Jugendamt als auch das Landesjugendamt als Kontrollinstanz fur Kitas in freier und privater Tragerschaft teilen die Einschatzung des Erzbistums. „Dort ist man hochprofessionell mit dem Vorgang umgegangen“, sagt der Elsdorfer Jugendamtsleiter Ralf Cazin. Und auch Jill Wagner von der Pressestelle des Landschaftsverbandes Rheinland sagt: „Wir als Landesjugendamt unterstutzen das Vorgehen des Erzbistums voll und ganz.“
Oberstaatsanwalt Ulrich Bremer dagegen sagt, nach eingehender rechtlicher Prufung konne die Staatsanwaltschaft Koln kein Ermittlungsverfahren einleiten. Die vom Erzbistum vorgetragenen Anhaltspunkte seien nicht tragfahig. Eine Anzeige von Eltern liege nicht vor. Gegen diese Auffassung habe das Bistum Beschwerde eingereicht. Daruber musse nun die Generalstaatsanwaltschaft Koln entscheiden. Das werde innerhalb einer Woche geschehen.
Der Anwalt der betroffenen Kita-Mitarbeiterin, Sven Kolhey von der Bergheimer Kanzlei Kolvenbach, Leswal und Kolhey, vermisst eine Konkretisierung des Vorwurfs: „Es steht pauschal der Vorwurf sexueller Missbrauch im Raum, niemand sagt, was genau, wann und wo passiert sein soll.“ Seine Mandantin, seit zwei Wochen freigestellt, wisse auch nicht, was ihr im Einzelnen vorgeworfen werde, sagt Kolhey und verweist auf die Einschatzung der Staatsanwaltschaft.
In der Kindertagesstatte St.?Dionysius Heppendorf lauft derweil der Betrieb weiter. Alle Eltern hatten ihre Kinder in die Obhut der Erzieherinnen gegeben, sagt der Elsdorfer Pfarrer Stefan Lischka.
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