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Umstrittener Bischof: Thema Sexueller Missbrauch Erreicht Lateinamerika Und Papst

By Tobias Kaufer
kath.ch
March 20, 2015

http://www.kath.ch/newsd/umstrittener-bischof-thema-sexueller-missbrauch-erreicht-lateinamerika-und-papst/

Santiago de Chile, 19.3.15 (kath.ch) Manche Beobachter sehen in dem Fall schon einen Hartetest fur Papst Franziskus. Er hat in Chile einen Bischof weiter befordert, dem vorgeworfen wird, als junger Priester einen Missbrauchstater gedeckt zu haben. Bischof Juan de la Cruz Barros Madrid kampft um seinen Ruf. Er habe bis 2009 nichts von den Missbrauchsvorwurfen gegen den heute 84-jahrigen Priester Fernando Salvador Miguel Karadima Farina, einen 2011 vom Vatikan verurteilten Missbrauchstater, gewusst.

Tobias Kaufer

Und er habe nichts zu vertuschen versucht, erklarte Barros in dieser Woche. Unterstutzung erhielt der 58-Jahrige von der Chilenischen Bischofskonferenz, die Barros zumindest formal den Rucken starkte. In einer am Mittwoch (18. Marz) verbreiteten Stellungnahme der Bischofe heisst es in drei durren Absatzen, sie betonten «in einer Gesinnung des Glaubens und des Gehorsams» ihre Verbindung mit Papst Franziskus, «der Mons. Barros zum Bischof von Osorno berufen hat».

Zugleich betonten sie ihre «Nahe» zu den Klerikern und Laien des Bistums, die berufen seien, «in Gemeinschaft mit ihrem Hirten» Jesu Schuler zu sein. Und sie versichern die Glaubigen und den Bischof ihres Gebets. Manche Beobachter lesen aus dem Communique zwischen den Zeilen eine Prise Kritik am Vatikan fur die Ernennung heraus.

Franziskus hatte den ehemaligen Militarbischof Barros am 15. Januar zum neuen Bischof von Osorno berufen. Das Amt in der Provinzstadt am Sudzipfel des Kontinents soll Barros an diesem Samstag antreten. Doch die Personalie birgt Sprengstoff, wie nicht zuletzt ein offener Brief von 51 chilenischen Abgeordneten zeigte, den sie Mitte Februar an Franziskus sandten. Darin fordern sie den Papst auf, seine Entscheidung zu uberdenken. Kritiker werfen Barros vor, er sei als junger Priester Augenzeuge von sexuellen Ubergriffen Karadimas an Jugendlichen gewesen. Spater habe er Briefe zerrissen, in denen Karadima beschuldigt wurde.

Karadima war von den 1950er-Jahren bis 2006 in der Hauptstadt Santiago de Chile in der Jugendarbeit tatig. Ein weltliches Strafgericht in Santiago stellte 2011 ein Verfahren wegen Verjahrung ein. Richterin Jessica Gonzalez erklarte damals, sie halte die Vorwurfe fur «glaubhaft und verlasslich». Bei ihren Ermittlungen hatte die Richterin damals auch Barros befragt, der aber eine Verwicklung konsequent abstritt.

Null-Toleranz-Strategie hinterfragt

Langst ist der Fall uber Chiles Grenzen hinaus bekannt. Internationale Medien sehen den Streit gar als einen Hartetest fur die Null-Toleranz-Strategie von Franziskus im Kampf gegen sexuellen Missbrauch. Karadima ist dabei zu einer Symbolfigur geworden. Betroffene werfen auch den Kardinalen Francisco Javier Errazuriz Ossa (81), Mitglied in dem von Franziskus einberufenen Kardinalsrat zur Kurienreform und emeritierter Erzbischof von Santiago, sowie seinem Nachfolger Ricardo Ezzati Andrello (73) vor, von dem Fall gewusst zu haben. Beide widersprechen dieser Darstellung.

Wie aufgeheizt die Stimmung in der Diozese ist, die Bischof Barros leiten soll, zeigte eine Demonstration in Osorno am Mittwoch: «Die einzige Losung dieses Konflikts ist, dass Barros zurucktritt», sagte Juan Carlos Claret, Sprecher der Demonstranten. Der Bischof habe keine moralische Autoritat mehr, das Amt auszuuben. Eine Losung scheint nicht in Sicht. Obwohl Barros seine Unschuld beteuert, nehmen ihm viele Glaubige das nicht ab.

In einem anderen Fall setzte inzwischen der chilenische Senat ein Zeichen. Er entzog am Mittwoch dem wegen sexuellen Missbrauchs verurteilten Priester John O’Reilly die Staatsburgerschaft, die ihm das Parlament wegen seines Engagements im Bildungssektor 2008 verliehen hatte. Der irische Geistliche, der ein damals siebenjahriges Madchen als Schulseelsorger missbraucht haben soll, zahlte wegen seiner Kontakte zu reichen Familien und seiner Vergangenheit als TV-Pfarrer zu den prominentesten Geistlichen des Landes.

Netzwerk gegrundet

Unterdessen grundeten Missbrauchsopfer aus ganz Lateinamerika das Netzwerk «Unidos», mit dem sie gemeinsam ihre Rechte durchsetzen wollen. Bislang sind Opfer aus Argentinien, Chile, Mexiko, Peru und der Dominikanischen Republik der Vereinigung beigetreten. Sie dringen auf eine Aufarbeitung der Verbrechen und wollen, falls moglich, juristisch gegen die Tater vorgehen.

Juan de la Cruz Barros Madrid wurde 1995 zum Weihbischof in Valparaiso ernannt. Von 2000 an war er Bischof von Iquique. 2004 wurde er Militarbischof in Chile. (kna)

 

 

 

 

 




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