| "Sie Leiden Bis Heute"
Katholisch
March 6, 2015
http://www.katholisch.de/de/katholisch/themen/kultur/150306_fuerst_missbrauchsfilm_verfehlung.php
[They are still suffering.]
Fur Bischof Gebhard Furst war das Bekanntmachen der Missbrauchsfalle in der katholischen Kirche der Beginn eines Heilungsprozesses. Denn nicht diejenigen, die die Verbrechen offenlegten "schlagen die Mutter Kirche", sondern die, die anderen Menschen als Vertreter der Kirche so Schreckliches antun, sagte der Bischof am Freitag im ZDF-Kulturmagazin "aspekte". Furst au?erte sich anlasslich des deutschen Kinofilms "Verfehlung", der das Thema Kindesmissbrauch in der Kirche behandelt.
In dem Film geht es um die Geschichte dreier befreundeter Priester, von denen einer, der Gemeindepfarrer Dominik (Kai Schumann), wegen Kindesmissbrauchs verhaftet wird. Wahrend den Gefangnisseelsorger Jakob (Sebastian Blomberg) Zweifel beschleichen, wem er in einer solchen Situation noch vertrauen kann und wie er mit der Sache umgehen soll, beugt sich Oliver (Jan Messutat), der in der Kirche Karriere gemacht hat, den Strukturen und damit den Strategien der Vertuschung.
Der Film, der Ende Marz startet, habe Furst bei einer Vorab-Vorfuhrung "beeindruckt und mitgenommen". Dass ein Priester Missbrauch begehe sei fur die Kirche ein unvorstellbares Verbrechen, das in dem Film kompetent behandelt werde. Besonders deutlich werde das an der Hauptfigur des "Jakob", der als Freund, Priester und Gefangnisseelsorger handeln musse und sich durchringe, die Missbrauchsfalle offentlich zu machen.
Gesprache mit Opfern und Tatern
Der Bischof von Rottenburg-Stuttgart au?erte sich fernab des Films auch zu den Vorgangen in seiner eigenen Diozese. Er habe den Priestern, die Tater waren, mitgeteilt, dass er sie suspendiere und auch kunftig nicht mehr in die Pastoral lassen konne, berichtet er. Das seien "schwierige Gesprache" gewesen. Gleichzeitig habe der Bischof auch mit sehr vielen Opfern gesprochen, bei denen er selbst 30 bis 40 Jahre nach der Tat gespurt habe, "wie sehr sie bis heute darunter leiden". Er weiche den Gesprachen nicht aus und habe sich bei allen Opfern dafur entschuldigt, was "da im Namen der Kirche geschehen" sei, so Furst.
Einen Zusammenhang zwischen Kindesmissbrauch und Zolibat wies der Bischof aber zuruck. Das zeige sich zum Beispiel darin, dass auch viele Familienvater ubergriffig wurden. Furst halt es fur moglich, als Priester "die Kraft der Sexualitat so zu sublimieren, dass sie schlussendlich in eine liebende Zuwendung zum Nachsten mundet".
Von Bjorn Odendahl
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