Lila Armbänder und Unterschriften für Pfarrer Jansen
Rhein -Erft Rundschau
March 05, 2015
http://www.rundschau-online.de/rhein-erft/missbrauchsvorwuerfe-in-erftstadt-lila-armbaender-und-unterschriften-fuer-pfarrer-jansen,15185500,29762686.html
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Gemeindemitglieder haben Kerzen vor der Pfarrkirche St. Barbara in Liblar aufgestellt, um Pfarrer Jansen zu unterstützen. |
[Many people in Erstadt-Liblar are support Pastor Winfried Jansen despite allegations of boundary violations made against him.]
In Erftstadt-Liblar gibt es viele Aktionen zur Unterstützung des entpflichteten Pfarrers Winfried Jansen. Mit lila Armbändern zeigen sich viele Bürger solidarisch. Auch eine Unterschriftensammlung läuft. Erftstadt-Liblar.
Die Welle der Solidarität mit Pfarrer Winfried Jansen ebbt in Erftstadt nicht ab. Vor der Pfarrkirche St. Barbara in Liblar haben Gemeindemitglieder Kerzen, Blumen und Zettel mit Botschaften an den Geistlichen abgelegt, der wegen des Vorwurfs, vor 40 Jahren „sexuelle Grenzverletzungen“ begangen zu haben, entpflichtet worden war. Vor der Kirche liegen auch Unterschriftenlisten aus, ebenso an vielen anderen Orten in Liblar.
„Wir wollen die Unterschriften bis zum 15. Februar sammeln und sie dann an Kardinal Woelki schicken“, berichtet Raymond Pieper. Der Rechtsanwalt und Fraktionsvorsitzende der Freien Wähler hat die Aktion organisiert. Zudem ist er mit seiner Frau Jutta Jüterbock, die dem Pfarrgemeinderat Erftstadt-Ville angehört, auf die Idee gekommen, zur Unterstützung von Pfarrer Jansen lila Armbänder zu verbreiten. „Wir haben 500 Armbänder bestellt, 400 sind schon weg“, berichtet Pieper.
„Die ganze Gemeinde steht vor einem Trümmerhaufen“, sagt Pieper. Er kenne Pfarrer Jansen schon sehr lange und habe ihn stets als toleranten, liberalen, offenherzigen Menschen kennengelernt. „Ich habe noch keine einzige negative Stimme über ihn gehört“, sagt Pieper. Die Vorwürfe hingegen seien sehr vage und bezögen sich auf Ereignisse, die 40 Jahre zurücklägen.
Groß ist die Unterstützung von Jansen auch in den sozialen Netzwerken. Noch am Sonntagabend, nachdem das Erzbistum die Vorwürfe publik gemacht hatte, wurde auf Facebook die erste Solidaritätsgruppe gegründet. Sie trägt den Namen „Wir wollen Pfarrer Jansen zurück“ und hat mittlerweile mehr als 1200 Mitglieder. Weitere Gruppen sind in der Zwischenzeit hinzugekommen, in denen die Mitglieder unter anderem Fotos von Jansen posten oder über ihre Erfahrungen mit dem beliebten Priester berichten. Neben den Armbändern sind via Facebook auch Autoaufkleber erhältlich, um Jansen, der Erftstadt verlassen hat, zu unterstützen.
Einen offenen Brief an Kardinal Woelki haben einige Gemeindemitglieder der Pfarrei St. Barbara verfasst. Sie werfen dem Erzbistum eine „kalte und vollkommen unchristliche Umgangsweise“ vor und bitten den Kardinal um ein persönliches Gespräch. Das Bistum habe „keinerlei Dialogbereitschaft“ gezeigt und „kaltherzig die Null-Toleranz-Strategie“ umgesetzt. „Hätte es da keinen Mittelweg gegeben, der Sachverhältnisse klarstellt und restaurative Gerechtigkeit sucht, ohne dass gesamte Gemeinden gänzlich vor den Kopf geschlagen werde?“, heißt es in dem Brief weiter. Die Gläubigen appellieren an den Kardinal, sich für Jansen und die Pfarrgemeinde einzusetzen – sonst werde man sich an die „nächst höhere Instanz“ wenden: „Der Franziskus-Effekt hat auch uns gepackt.“
Wie reagiert das Erzbistum auf die massiven Proteste und die Solidaritätsbekundungen mit Pfarrer Jansen in Erftstadt? Wird es vielleicht noch einmal Gespräche, noch eine Informationsveranstaltung geben? „Wir beobachten das natürlich sehr genau“, sagte Christoph Heckeley, der Pressesprecher des Erzbistums, auf Anfrage. „Wir überlegen, was wir tun können, um der Gemeinde zu helfen.“
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