BishopAccountability.org

Magazin: Widerstand gegen mächtigen Kardinal Pell

Katholisch
February 28, 2015

http://www.katholisch.de/de/katholisch/themen/news/page_news.php?id=49609

Gegen den Chef des vatikanischen Wirtschaftssekretariates, Kardinal George Pell, regt sich einem Pressebericht zufolge starker Widerstand in der Kurie. Laut dem italienischen Nachrichtenmagazin "L'Espresso" (Freitag) wehrt sich das Kardinalsgremium der vatikanischen Güterverwaltung APSA gegen die Beschneidung ihrer Kompetenzen durch die von Papst Franziskus geschaffene Behörde.

Die Kardinäle werfen dem 73-jährigen Pell demnach vor, er versuche, immer weitere Verwaltungsbereiche unter seine Kontrolle zu bringen, und stoße dabei die Mitarbeiter anderer Dikasterien vor den Kopf. Das Wirtschaftssekretariat soll gemeinsam mit dem Wirtschaftsrat die Finanz- und Immobilienbestände des Vatikan erfassen und in eine gemeinsame Bilanz bringen.

Teure Kleidung und Dienstflüge

Der APSA-Präsident, Kardinal Domenico Calcagno, habe bei Franziskus persönlich gegen Maßnahmen Pells protestiert, schreibt das Blatt. Der Chef des Wirtschaftssekretariates habe Calcagno zuvor per E-Mail mitgeteilt, er werde die Umformung der APSA zu einem bloßen Schatzamt "ohne jede Verzögerung" umsetzen.

Laut "Espresso" zeigte sich der Papst über Pells Vorgehen überrascht. Franziskus soll sogar die Übertragung der Immobilien des Heiligen Stuhls in die Verwaltungshoheit des Wirtschaftssekretariates vorerst gestoppt haben. Im Juli 2014 hatte er entschieden, der Behörde des Australiers die Aufgaben der sogenannten ordentlichen Sektion der APSA zu übertragen.

Das Magazin beruft sich unter anderem auf das Protokoll eines Gesprächs von Mitgliedern des APSA-Kardinalsgremiums mit Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin am 12. September 2014. Dabei sei der Vorwurf gefallen, Pell betreibe eine "Sowjetisierung" der vatikanischen Finanzverwaltung und versuche, die APSA überflüssig zu machen.

Auch der persönliche Lebensstil Pells erregt demnach Kritik im Vatikan. Nach Angaben des "Espresso" soll Pell seit seiner Ernennung im Juli 2014 rund eine halbe Million Euro für die Ausstattung seines Dienstsitzes und sonstige Kosten wie teure Kleidung und Dienstflüge in der Business Class ausgegeben haben. Dies soll auch Papst Franziskus kritisch kommentiert haben.

Update: Vatikansprecher Federico Lombardi hat die Weiterleitung interner Vatikanpapiere über die Kritik am Leiter des Wirtschaftssekretariats, Kardinal George Pell, scharf verurteilt. Der darauf beruhende Artikel im Magazin "L'Espresso", der Pell persönlich angreife, sei "unwürdig und armselig", sagte er am Freitag in einer Erklärung. "Die Weitergabe vertraulicher Dokumente an die Presse zum Zweck der Polemik oder um Gegenpositionen zu fördern ist nicht neu, aber sie ist immer zu verurteilen und es ist illegal."

Interne Diskussionen über komplexe wirtschaftliche oder juristische Themen seien ein normaler Vorgang. Der Papst gebe mit Blick auf unterschiedliche Meinungen seine Orientierung, der dann alle folgten, so Lombardi. Es sei nicht wahr, dass das Wirtschaftssekretariat nicht mit Kontinuität und Effizienz arbeite. In einigen Monaten werde die Behörde eine Bilanz über die wirtschaftlichen Ergebnisse aller in Frage kommenden Bereiche des Heiligen Stuhls vorlegen sowie eine Prognose für 2015. (som/KNA)




.


Any original material on these pages is copyright © BishopAccountability.org 2004. Reproduce freely with attribution.