| Aufarbeitung Mit Lucken
RP
January 16, 2015
http://www.rp-online.de/panorama/deutschland/aufarbeitung-mit-luecken-aid-1.4801339
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Im Schnitt erhielten die Opfer eine Entschadigung in Hohe von 5000 Euro.
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Vor funf Jahren blickte die Offentlichkeit mit fassungslosem Entsetzen in die Abgrunde sexuellen Missbrauchs an der Odenwaldschule. Seit funf Jahren bemuht sich die katholische Kirche nun, aus dem Strudel von Verdachtigungen, Pauschalisierungen und wahren Beschreibungen herauszukommen. Der seit Jahrzehnten immer wieder aufgekommene Vertuschungsverdacht schien sich zu bestatigen, als die Bischofe die von ihnen bestellte externe Aufarbeitung durch den bekannten Kriminologie-Professor Christian Pfeiffer stoppten und dieser das Scheitern mit Zensur- und Kontrollwunschen der Kirche begrundete.
Nun ist ein neuer Anlauf auf dem Weg. Ob die Wissenschaftler aus Mannheim, Heidelberg und Gie?en einen Durchbruch erreichen, muss sich erst noch zeigen. Sie stehen, wie sie am Donnerstag beschrieben, vor dem Dilemma, dass die vorliegenden Studien Kindesmissbrauch ansiedeln zwischen vier und 34 Prozent der Jungen und Madchen, dass sie den Ort der Tat mal zu 25 Prozent, mal zu 95 Prozent im hauslichen Bereich der Betroffenen angeben. Hier durfte wenig zusatzliche Klarheit zu erwarten sein.
Deutlich optimistischer sind die Erwartungen an die bereits seit Monaten laufenden intensiven Interviews mit Betroffenen. In bis zu vier Stunden Gesprach wollen die Wissenschaftler von Tatern und Opfern erfahren, was sie erlebt haben und wie es dazu kommen konnte. Damit liefert die Wissenschaft wichtige Hinweise fur die Schulung des Kirchenpersonals. Nach der aktuellen Zwischenbilanz sind 75 Prozent innerhalb der Ausbildung sensibilisiert worden. Das klingt gut, beweist aber schier Unglaubliches: Dass jeder vierte Priester, Diakon oder mannliche Ordensangehorige auch ein halbes Jahrzehnt "nach Odenwald" immer noch nicht von den Praventionsprogrammen der Kirche erreicht wurde. Und dass einzelne Priesteramtsabsolventen auch heute noch berichten, im Rahmen ihrer Ausbildung nie auf diesen Aspekt hingewiesen worden zu sein, zeigt das wahre Ausma? der immer noch bestehenden Defizite.
Von Vertuschung kann in der Auseinandersetzung mit den konkreten Taten aber offenbar immer weniger die Rede sein. Wenn die Kirche selbst bekannt gibt, dass inzwischen 1500 Antrage auf finanzielle Entschadigung gepruft und in 95 Prozent der Falle die Empfehlung ausgesprochen worden sei, im Schnitt 5000 Euro, teilweise auch sehr viel gro?ere Summen zu zahlen, dann zeugt das zumindest von der Bereitschaft zum Schuldeingestandnis. Die fruhere Praxis, Probleme mit Geldzahlungen und Schweigen zu begegnen, wird inzwischen erganzt durch offentliche Distanzierungen und die Arbeit von Missbrauchsbeauftragten in jedem Bistum.
Wie weit die Kirche bereit ist, ihre eigenen Traditionen infrage zu stellen, lasst sich bereits erahnen, bevor die eigene, mit Millionenaufwand erstellte Studie fertig ist: Unter den moglichen Ursachen soll das verlangte Gelubde der Ehelosigkeit keine besondere Rolle spielen. Individuelles Fehlverhalten soll erfasst und aufgearbeitet werden. Schlie?lich gebe es bereits Untersuchungen, wonach das Ausma? an Kindesmissbrauch unter katholischen Priestern nicht gro?er sei als unter evangelischen Geistlichen oder Trainern.
Die These zu uberprufen, dass sexueller Missbrauch tatsachlich nichts mit erzwungener sexueller Enthaltsamkeit zu tun haben soll, ware sicherlich auch im Interesse der katholischen Kirche. Damit liegt auf der Hand, dass auch nach Vorliegen der intensiven Studie im Auftrag der Bischofe weitere wissenschaftliche Untersuchungen notig sind.
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Chronik zum Missbrauch an Jesuitenschulen FOTO: APN
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