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Missbrauchs-vorwurfe: Ettaler Pater Kommt Vor Gericht

Merkur
January 16, 2015

https://www.merkur-online.de/lokales/garmisch-partenkirchen/oberammergau/ettaler-pater-kommt-gericht-4649305.html

Was passierte hinter den Klostermauern von Ettal? Pater G. steht am Donnerstag vor Gericht.© dpa

Ettal/Munchen - Vor funf Jahren wurde der Missbrauchsskandal im Kloster Ettal publik. Pater G. soll sich an vier Minderjahrigen vergriffen haben. Ab Donnerstag muss er sich vor Gericht verantworten.

Der alteste Fall spielt im Jahr 2001, der jungste vier Jahre spater. Damals war Pater G. Religionslehrer und Prafekt in der Klosterschule Ettal (Kreis Garmisch-Partenkirchen), ein Vertrauensmann fur die Schuler.

Er soll dieses Vertrauen missbraucht und sich an vier Schulern vergangen haben. Wie nun feststeht, beginnt der Prozess gegen den Ordensmann am Donnerstag vor dem Landgericht Munchen II.

Dabei handelt es sich um ein Verfahren mit symbolischem Wert. Es wird der Abschluss dieses dunklen Kapitels in der Geschichte des Benediktiner-Klosters sein, zumindest juristisch gesehen.

Pater G. ist wohl der letzte, der sich verantworten muss. Zuvor gab es nur zwei Prozesse, sie endeten jeweils mit Bewahrungsstrafen.

Fur Thomas Pfister ist der kommende Donnerstag ein guter Tag. „Endlich werden die grausamen Geschichten vieler Schuler ernst genommen“, sagt der Anwalt. Er war zeitweise Sonderermittler im Ettal-Fall und hat erheblich zur Aufklarung des Skandals beigetragen.

Seinem Abschlussbericht zufolge sollen 15 Patres und weltliche Erzieher ihren Schulern korperliche Gewalt angetan oder sie sexuell missbraucht haben. Die Taten sollen sich zwischen 1960 und 1990 zugetragen haben. Viele Beschuldigte sind tot, einige Taten langst verjahrt. Nicht die von Pater G.

Mutma?liche Opfer waren noch keine 16 Jahre alt

Die Vorwurfe der Staatsanwaltschaft gegen ihn sind heftig. Der Geistliche soll sich an insgesamt vier seiner Schuler vergangen haben. Die Opfer waren zu den mutma?lichen Tatzeitpunkten noch keine 16 Jahre alt. Zu den sexuellen Ubergriffen soll es wahrend gemeinsamer Unternehmungen gekommen sein.

Als Prafekt hatte Pater G. schlie?lich die Aufgabe, seine Schuler in ihrer Freizeit zu betreuen. Eine Sprecherin des Oberlandesgerichts Munchen zitierte vor einem Jahr frei aus der Anklageschrift, der Pater habe sich den Buben „mit sexueller Disposition genahert“.

Die Vorwurfe gegen den Benediktiner waren schon 2005 bekannt geworden und hatten zu seiner Versetzung in die sachsische Zweigstelle Wechselburg gefuhrt. Vor knapp einem Jahr entschied die Jugendstrafkammer, das Hauptverfahren gegen ihn zu eroffnen. Dass es dennoch erst jetzt zum Prozess kommt, ist laut Pfister „vollig unublich“.

Die Verzogerung durfte aber unter anderem mit den Bemuhungen des Verteidigers Rudiger Deckers zu tun haben, die Eroffnung des Hauptverfahrens gegen seinen Mandanten Pater G. zu verhindern. Zuerst zweifelte der Dusseldorfer Anwalt die Glaubwurdigkeit des Hauptbelastungszeugen und moglichen Opfers an und erwirkte ein Gutachten.

Insider halten einen Freispruch fur nicht ausgeschlossen

Etwas spater trieb er einen Entlastungszeugen, ebenfalls einen ehemaligen Ettaler Schuler, auf. Nach der Befragung soll Deckers allerdings dessen Glaubwurdigkeit in Frage gestellt haben. Das sagte zumindest eine Sprecherin des Oberlandesgerichts. Ob der Anwalt neue Zeugen aufgetan hat, ist unklar. Er war am Freitag nicht zu erreichen.

In der Vergangenheit hatte Deckers immer wieder Freispruch fur seinen Mandanten gefordert. Insider, die nicht zitiert werden wollen, halten das nicht fur ausgeschlossen.

Pfister, der im Rahmen seiner Ermittlungen auch mit Pater G. sprach, will sich nicht zu einer Prognose versteigen. Nach funf Jahren wirbelt das Verfahren aber einiges wieder auf. Der Munchner Robert Kohler, ehemaliger Ettal-Schuler und Vorsitzender des Opfervereins, sieht den Prozess „zwiegespalten“. Die Frage sei, ob er wirklich die ganze Wahrheit ans Licht bringe. „Ich bin da sehr vorsichtig mit meiner Erwartungshaltung.“

In jedem Fall wird der Prozess ein Schlussstrich sein, auch fur die Klosterfuhrung, die sich am Freitag nicht au?ern wollte. Sowohl Kohler als auch Pfister loben aber ihre Bemuhungen um Aufklarung. Wie es dem Angeklagten geht, war derweil nicht herauszubekommen. Er soll nach Informationen unserer Zeitung im Moment nicht im Kloster, sondern privat leben. Ab Donnerstag wird die Privatssphare ein Ende haben.

 

 

 

 

 




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