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Schmerzhafter Prozess Zur Heilung

Katholisch
November 27, 2014

http://www.katholisch.de/de/katholisch/themen/kirche_2/141126_marx_praevention_kindesmissbrauch.php

Mit 61 Jahren ist einem schon so Einiges untergekommen. Doch uber 2010, als die deutsche Kirche uber Monate von immer neuen Missbrauchsfallen erschuttert wurde, sagt der Munchner Kardinal Reinhard Marx noch heute: "Das war das schlimmste Jahr, das ich erlebt habe. Es war aber auch eine Wende."

In der Folge wurden Runde Tische eingerichtet, die Deutsche Bischofskonferenz einigte sich auf neue gemeinsame Richtlinien und das Erzbistum Munchen-Freising hob 2012 in der bayerischen Landeshauptstadt das Zentrum fur Kinderschutz aus der Taufe.

Dafur entwickelten das Institut fur Psychologie der Papstlichen Universitat Gregoriana in Rom und die Klinik fur Kinder- und Jugendpsychiatrie/Psychotherapie Ulm ein weltweit einsetzbares E-Learning-Projekt "Pravention von sexuellem Kindesmissbrauch".

Der Munchener Kardinal Reinhard Marx.

Durch internetgestutzte Qualifizierungsangebote sollten Priester, Diakone, pastorale Mitarbeiter, Religionslehrer sowie Ehrenamtliche und Katecheten fur die Problematik sexuellen Missbrauchs von Minderjahrigen und sexualisierter Gewalt sensibilisiert werden.

Fur die dreijahrige Pilotphase gab das Erzbistum 651.000 Euro. Weitere Mittel kamen unter anderem von den Barmherzigen Schwestern vom Heiligen Vinzenz von Paul aus dem Munchner Mutterhaus sowie aus den Diozesen Augsburg, Bozen-Brixen, Innsbruck, Luxemburg und Osnabruck. Am Mittwoch zogen die Verantwortlichen nun in Munchen ein positives Fazit. Uber 700 Personen, zu 60 Prozent Frauen, nahmen an dem Projekt teil. Das Durchschnittsalter lag bei 40 Jahren. Die Teilnehmer zeigten sich au?erst zufrieden. So sagten 81 Prozent, dass sie mit den technischen Aspekten der Plattform sehr gut oder gut zurecht gekommen seien. Auch der logische Aufbau gefiel.

Aufmerksamkeit schaffen

Der Prasident des Zentrums, Jesuitenpater Hans Zollner , sagte, mit dem Projekt sei Aufmerksamkeit geschaffen worden und eine Diskussion in Gang gekommen. Gleichzeitig baten er und die geschaftsfuhrende Direktorin, Karlijn Demasure, um Zeit. Denn die Wissenschaft steht in dieser Thematik noch am Anfang. Erste, fundierte Ergebnisse und Antworten, etwa auch auf die Frage, ob die katholische Kirche von ihrer Struktur her und damit ihre Priester besonders anfallig seien, gibt es bisher nicht.

In den USA, in Irland oder Deutschland, uberhaupt in all jenen Landern, in denen eine gro?e Zahl von Missbrauchsfallen offentlich wurden, ist bisher viel passiert. Zollner deutete aber an, dass es immer noch Staaten, auch in Europa gebe, die das Thema nicht angingen. Ahnlich verhalte es sich in manchen afrikanischen Staaten, wo nicht einmal Regeln fur das Vorgehen beim Auftreten eines Missbrauchsfalls erarbeitet worden seien. Pravention brauche eben "Geduld, Ehrlichkeit und Leidenschaft", betonte der Jesuit. Es sei ein langer und schmerzhafter Prozess auf dem Weg zu Heilung und Erneuerung.

Menschen weltweit erreichen

Die Chance des E-Learning-Programms ist es, weltweit die Menschen zu erreichen. Dazu gehoren auch viele sudamerikanische Lander. Die Teilnehmer dort erlebten die Arbeit mit einer virtuellen Internet-Plattform als innovativ, berichtete Pater Carlos Ignascio Man Ging, der auch Psychologe ist. Sie hatten die Hilfestellung, wie bei konkreten Fallen von Missbrauch gehandelt werden konne, als "sehr praxisorientiert" gelobt. Die Pilotphase habe aber auch gezeigt, dass auf die jeweilige Kultur in einem Land mehr eingegangen werden musse, erinnerte die Geschaftsfuhrerin. Englisch allein reiche als Sprache nicht aus, weitere Ubersetzungen seien notig.

Ab Januar 2015 wird das Zentrum von Munchen an die Papstliche Universitat Gregoriana in Rom ubersiedeln und sich weitere Partner, etwa Katholischen Universitaten weltweit, suchen. Weil Kirche, wie Marx findet, in dieser Angelegenheit noch mehr tun musse als andere, hat er bereits 500.000 Euro fur die nachsten funf Jahre aus seinem Erzbistum zugesichert. Die Deutsche Bischofskonferenz beteiligt sich ebenfalls. Papst Franziskus hat dem Projekt seinen Segen gegeben, genauso wie zuvor Benedikt XVI. Der hatte gesagt, diese Initiativen wurden zu einer "Neugeburt der Kirche" fuhren, denn es sei die Wahrheit, "die uns frei macht".

Von Barbara Just (KNA)

 

 

 

 

 




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