Nach jüngsten Beschuldigungen eines heute erwachsenen Mannes aus Granada habe man intern ermittelt und die Betroffenen entpflichtet, teilte die Erzdiözese Granada im Süden des Landes am Montagabend mit.
In dem Fall ermittelt auch die spanische Justiz. Die Zahl der Suspendierten wurde offiziell nicht bekannt. Medien sprechen aber von mindestens zwölf Beschuldigten, von denen zehn Geistliche seien.
Die Zeitung «El País» und andere Medien schrieben am Dienstag, die Ermittlungen seien auf Betreiben von Papst Franziskus eingeleitet worden. Das Oberhaupt der katholischen Kirche hatte von dem Opfer einen Brief erhalten.
Der junge Mann habe nach eigenen Worten jahrelang erfolglos versucht, «den ganzen Horror im Vakuum der Erinnerungen zu begraben.» Dann habe er sich doch dazu entschlossen, den Missbrauch im Sommer zunächst beim Papst und dann im Oktober bei den Behörden anzuzeigen, um anderen ein solches Leid zu ersparen.
Nach Erhalt des fünfseitigen Briefes habe der Papst im August sofort persönlich beim Opfer angerufen, im Namen der Kirche um Vergebung gebeten und den jungen Universitätsprofessor in den Vatikan eingeladen, berichteten Medien unter Berufung auf das Opfer und auf Kirchenkreise.
«Ich habe deinen Brief mehrfach gelesen. Dein Bericht hat mich zutiefst bewegt, ich habe einen riesigen Schmerz verspürt», habe das 77-jährige Kirchenoberhaupt dem Mann am Telefon gesagt.
Aus Ermittlerkreisen erfuhr die staatliche Nachrichtenagentur efe, dass der Missbrauch des heute 24-Jährigen vor gut einem Jahrzehnt «jahrelang stattfand». Ein Polizeisprecher sagte der Agentur, man versuche zur Zeit auch herauszufinden, ob es andere Opfer der Beschuldigten oder weitere Komplizen gebe. Festnahmen seien vorerst allerdings nicht vorgesehen, sagte er.
Die Onlinezeitung «Elconfidencial.com» schrieb, die Behörden gingen nicht von einem isolierten Fall aus. Der Missbrauchsskandal könne zu einem der schlimmsten in der Geschichte Spaniens werden.
Die Geistlichen hätten mit Kinderpornografie-Ringen zusammengearbeitet. Granadas Erzbischof Francisco Martínez blieb einer Vollversammlung der spanischen Bischofskonferenz am Dienstag aus ungenannten Gründen fern.
Seit seinem Amtsantritt im März 2013 geht der neue Papst gegen Kindesmissbrauch in der Kirche vor. Ende vergangenen Jahres richtete er eine Kommission zum Schutz Minderjähriger ein.
Vor wenigen Tagen rief der Argentinier ein neues Gremium ins Leben, das die Aufarbeitung von Missbrauchsfällen und anderen schwerwiegenden Delikten in der katholischen Kirche erleichtern soll. (SDA)