| Erzbischof Sammelte 100.000 Kinderpornos
By Andrea Dernbach
Der Tagesspiegel
September 26, 2014
http://www.tagesspiegel.de/politik/jozef-wesolowski-erzbischof-sammelte-100-000-kinderpornos/10759598.html
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Auf dem Computer des polnischen Erzbischofs Jozef Wesolowski sollen zehntausende kinderpornografische Fotos gefunden worden sein. - FOTO: REUTERS
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Der fruhere vatikanische Nuntius in Santo Domingo, Jozef Wesolowski, hatte mehr als 100.000 kinderpornografische Dateien auf seinem personlichen Computer. Nach einem Bericht der italienischen Tageszeitung „Corriere della sera“ vom Freitag seien dies sowohl Fotos wie Filme. Einiges Material lud der Kleriker aus dem Internet herunter, fur anderes wurden seine jugendlichen Opfer missbraucht. Zu sehen seien – teils auf dem Laptop Wesolowskis – Jungen zwischen 13 und 17 Jahren, die nackt posierten und beim Geschlechtsverkehr untereinander oder mit Erwachsenen zu sehen seien, schreibt der Corriere unter dem Titel „Die hunderttausend Horror-Dateien“.
Die Ermittler nehmen demnach an, dass zu den entdeckten Dateien weitere 45.000 kamen, die der aus Polen stammende Erzbischof bereits habe loschen konnen.
Der Papst greift durch - nicht nur in diesem Fall
Wie bereits am Mittwoch bekannt geworden war, will der Vatikan Wesolowski wegen sexuellen Missbrauchs vor Gericht stellen. Das Verfahren soll noch im laufenden Jahr, spatestens aber Anfang 2015 beginnen. Er wurde fur die Dauer des Prozesses unter Hausarrest gestellt. Ihm droht eine Haftstrafe von zehn oder mehr Jahren. Papst Franziskus scheint entschlossen, mit dem Kampf gegen sexuellen Missbrauch in der Kirche weltweit ernst zu machen: Am Donnerstag setzte er den Bischof von Ciudad del Este in Paraguay ab. Er hat angeblichen seinen Generalvikar, den Verwaltungschef der Diozese, geschutzt, der in den USA katholische Seminaristen missbraucht haben soll.
Erzbischof Wesolowski wurde bereits im Sommer letzten Jahres von seinem sudamerikanischen Posten als Vatikan-Botschafter (Nuntius) abberufen, als die Vorwurfe gegen ihn bekannt wurden. Ihm wird sexuelle Gewalt gegen sieben Jungen in der Dominikanischen Republik vorgeworfen. Inzwischen ist er in den Laienstand versetzt. Das Verfahren gegen ihn ware das erste uberhaupt gegen einen ehemals hochrangigen Kleriker im Vatikan.
Wesolowski handelte wohl nicht allein
Dem "Corriere della sera"-Bericht nach – er zitiert aus den Untersuchungsakten – hat Wesolowski nicht allein gehandelt; die Ermittler im Vatikan sind offenbar einem Unterstutzernetz auf der Spur. Den Akten sei zu entnehmen, dass einige der Kopfe in diesem Netz bereits identifiziert seien. Wesolowski soll daruber hinaus auch Verbindungen zu internationalen Padophilenringen unterhalten haben.
Die Ermittler bescheinigen dem Erzbischof eine “besondere Geschicklichkeit im Gebrauch der digitalen Mittel fur seine kriminellen Verbindungen”. Auf einem Computer aus vatikanischem Besitz habe Wesolowski ein regelrechtes Archiv angelegt. In vier Ordnern sei das Missbrauchsmaterial nach dem klassifiziert, was es zeige. Auch Dutzende Madchen seien zu sehen, vorzugsweise aber Jungen.
Die Ermittler sind anscheinend derzeit dabei, auch den gesamten Mailverkehr Wesolowskis zu rekonstruieren. Zudem wurden nun samtliche Verbindungen unter die Lupe genommen, die er auf fruheren Posten im Vatikandienst gepflegt habe.
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