| Missbrauch: Neues Zum Fall Wesolowski
Radio Vatikan
September 25, 2014
http://de.radiovaticana.va/news/2014/09/25/missbrauch:_neues_zum_fall_wesolowski/ted-827293
Dem fruheren Papstlichen Nuntius in der Dominikanischen Republik, Erzbischof Jozef Wesolowski, werden sexueller Missbrauch von Kindern und auch der Besitz von kinderpornografischem Material vorgeworfen. Das prazisierte Vatikansprecher Federico Lombardi am Mittwochabend in einem Pressestatement. Wesolowski, der nach einem Verfahren der vatikanischen Glaubenskongregation aus dem Priesterstand entlassen worden ist, steht, wie am Dienstagabend bekannt wurde, im Vatikan unter Hausarrest. Er wird sich sich „wegen schweren Missbrauchs von Minderjahrigen“ in erster Instanz vor dem Tribunal des Vatikanstaats verantworten mussen.
Lombardi erklarte, die Anklage stutze sich sowohl auf Akten des kanonischen Prozesses der Glaubenskongregation als auch auf Material, das die Dominikanische Republik dem Vatikan ubermittelt habe. Wesolowski sei ein Pflichtverteidiger zur Verfugung gestellt worden, doch konne er sich auch einen Anwalt seiner Wahl nehmen. Derzeit fuhre der vatikanische Staatsanwalt noch Ermittlungen durch; dazu konnten auch Vernehmungen des fruheren Vatikandiplomaten gehoren. Anschlie?end konne der Prozess beginnen. Lombardi wortlich: „Man kann davon ausgehen, dass es bis dahin noch einige Monate dauern wird.“ Er rechne mit einem Prozessbeginn im Fruhjahr 2015.
„Hausarrest wegen Fluchtgefahr“
Das auf den Fall Wesolowski anzuwendende Gesetz konne nicht das neue Regelwerk sein, das am 1. September letzten Jahres in Kraft getreten ist, weil die Wesolowski zur Last gelegten Vergehen „dem Inkrafttreten dieses Gesetzes vorausgegangen sind“. Die von der fruheren Gesetzeslage vorgesehenen Gefangnisstrafen bei diesen Verbrechen liegen nach Angaben des Vatikansprechers „ungefahr bei sechs oder sieben Jahren“; eine Gefangnisstrafe konne aber auch noch hoher ausfallen, falls das Gericht besonders schwerwiegende Umstande erkenne. Dass gegen den fruheren Papstbotschafter der Hausarrest verhangt worden sei, solle ihn „offensichtlich“ an einer Flucht und an einem Vernichten von Beweismaterial hindern.
Pater Lombardi wies auch darauf hin, dass Wesolowskis Ausschluss vom Priesterstand noch nicht endgultig sei. Der Betroffene habe namlich gegen die Entscheidung Berufung eingelegt. Wesolowski wird beschuldigt, wahrend seiner Amtszeit in der Dominikanischen Republik sieben Kinder in kirchlichen Einrichtungen sexuell missbraucht zu haben. Er ist der bisher ranghochste Kirchenmann, gegen den der Vatikan wegen sexuellen Missbrauchs vorgegangen ist.
Wesolowski darf seinen Hausarrest nur unter Auflagen verlassen. Mit der Ma?nahme folgt die vatikanische Staatsanwaltschaft nach Vatikan-Angaben dem ausdrucklichen Willen von Papst Franziskus, einen so schwerwiegenden Fall streng und ohne Verzug zu verfolgen. Eine Auslieferung Wesolowskis an die Justiz seiner polnischen Heimat hatte der Vatikan abgelehnt. Auf eine Untersuchungshaft verzichtet die vatikanische Justiz angesichts von Wesolowskis schlechtem Gesundheitszustand. Der Kirchendiplomat war vor einem Jahr von seinem Posten als Nuntius in der Dominikanischen Republik abberufen worden. Es folgte der Prozess der Glaubenskongregation.
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