BishopAccountability.org
 
 

Papst Schmeibt Bischof in Paraguay Raus

By Paul Kreiner
Der Tagesspiegel
September 25, 2014

http://www.tagesspiegel.de/politik/franziskus-gegen-opus-dei-papst-schmeisst-bischof-in-paraguay-raus/10753794.html

Papst Franziskus gibt "seelsorgerische Grunde" fur sein Vorgehen an. - FOTO: DPA

Papst Franziskus setzt seinen harten Kurs gegen Padophilie und deren Vertuschung in der katholischen Kirche fort. Einen Tag nach der "auf ausdrucklichen Willen des Papstes" erfolgten Verhaftung des fruheren vatikanischen Botschafters in Santo Domingo, Jozef Wesolowski, teilte der Vatikan am Donnerstag die Entlassung eines belasteten Bischofs in Paraguay mit.

Falle dieser Art wurden vom Vatikan bisher sehr diskret geregelt; vor allem neigte die Kirchenleitung dann zum Mauern, wenn Bischofe in den Fokus von Medien gerieten.

Wenn ein Bischof nicht mehr tragbar war, teilte Rom hochstens mit, der fragliche Oberhirte sei "nach Canon (Paragraph) 401,2 des Kirchenrechts zuruckgetreten" – das hei?t, er war gesundheitlich "oder aus einem anderen schwerwiegenden Grund" nicht mehr fahig, sein Amt auszuuben.

Franziskus bricht diese Kultur diplomatischen Verschweigens auf. Der Vatikan teilte am Donnerstag ohne Umschweife mit, der Bischof von Ciudad del Este, Rogelio Ricardo Livieres Plano (69), sei "aus einer Reihe von seelsorgerlichen Grunden" und "fur das Wohl und die Einheit" der Ortskirche abgelost worden.

Dahinter stecken schwere kirchliche Verwerfungen in der zweitgro?ten Stadt Paraguays; sie erinnern an die Affaren in niederosterreichischen Diozese Sankt Polten unter Bischof Kurt Krenn (1991-2004). Wahrend die Traditionalisten den zum erzkonservativen "Opus Dei" gehorigen Bischof Livieres Plano dafur feiern, dass er die Kirche "neu zum Bluhen gebracht", sowie die Zahl der "Berufungen" und der Neupriester in Ciudad del Este enorm vermehrt habe, kritisieren seine Gegner, der Preis dafur sei zu hoch gewesen: Ciudad del Este habe ein Netz von Padophilen kultiviert.

400.000 Dollar Strafe wegen fur Korperverletzung

Die Angriffe richten sich vor allem gegen einen argentinischen Priester namens Carlos Urrutigoity. Er war aus den USA zugewandert, und Bischof Livieres Plano hatte ihn zum "Zweiten Mann" in der Diozese, zum Generalvikar, erhoben – obwohl ihn nordamerikanische Amtskollegen ausdrucklich gewarnt hatten: Urrutigoity sei "eine ernste Bedrohung fur junge Manner". Er war in den Vereinigten Staaten des sexuellen Missbrauchs junger Seminaristen uberfuhrt worden; die Diozese Scranton in Pennsylvania hatte bereits 400.000 Dollar fur Korperverletzung gezahlt.

Mit den Vorwurfen konfrontiert, zeigte sich Livieres Plano alles andere als einsichtig. Im Gegenteil: er holte zum Schlag gegen seinen vorgesetzten Erzbischof in Asuncion aus, den er der "praktizierten Homosexualitat" zieh und von dem er den Ausschluss aus der Kirche forderte. Auch erklarte Livieres Plano, Urritigoity sei ihm "ausdrucklich" von hochrangigen Vatikanklerikern empfohlen worden, unter anderem vom damaligen Kardinal Joseph Ratzinger.

Papst Franziskus seinerseits hatte im Sommer diesen Jahres einen amtlichen Inspekteur nach Ciudad del Est geschickt. Der keineswegs als progressiv verdachtige Kurienkardinal und Vatikandiplomat Santos Abril y Castello sollte die Vorwurfe prufen – und dieser traf damals schon eine ungewohnlich harte Anordnung: Livieres Plano durfte keine Priester mehr weihen. Urrutigoity seinerseits hatte das Amt des Generalvikars kurz vor Eintreffen des "Apostolischen Visitators" auf Druck aus Rom geraumt.

Im Streit um Livieres Plano hatte sich die Diozese Ciudad del Est gespalten; das erklart auch, warum der Vatikan nun die Glaubigen so eindringlich bittet, die "bedruckende" Entlassung des Bischofs "im Geist des Gehorsams" anzunehmen.

Zum Fall des am Dienstag im Vatikan verhafteten fruheren Erzbischofs Wesolowski wurde unterdessen auch bekannt, der fruhere Botschafter des Papstes in der Dominikanischen Republik sei im Besitz kinderpornographischen Materials gewesen und habe eine Flucht vor der Justiz erwogen. In der Hauptsache wird Wesolowski der Prostitution mit Minderjahrigen beschuldigt; bereits im Juni war er aus dem Priesterstand entlassen worden, mit der formellen Eroffnung der Anklage hat nun auch das vatikanische Strafverfahren gegen den 66-jahrigen Polen begonnen.

 

 

 

 

 




.

 
 

Any original material on these pages is copyright © BishopAccountability.org 2004. Reproduce freely with attribution.