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Ex-Bischof Wesolowski im Vatikan verhaftet

Die Welt
September 24, 2014

http://www.welt.de/politik/ausland/article132554835/Ex-Bischof-Wesolowski-im-Vatikan-verhaftet.html

Der ehemalige Erzbischof Jozef Wesolowski wird beschuldigt, Kinder sexuell missbraucht zu haben

Er soll für Sexspiele mit Minderjährigen bis zu 135 Dollar gezahlt haben. Jetzt ist der ehemalige Bischof Jozef Wesolowski im Vatikan verhaftet worden. Papst Franziskus setzt seine harte Linie durch.

Der ehemalige Bischof Jozef Wesolowski, 66, ist am Nachmittag im Vatikanstaat verhaftet worden. Wesolowski wird beschuldigt, regelmäßig Minderjährige sexuell missbraucht zu haben. Es ist das erste Mal, dass ein hoher Geistlicher mit dieser Anklage innerhalb der vatikanischen Mauern verhaftet wird.

Es bestätigt auch die Linie von Papst Franziskus, der seit seinem Amtsantritt klargemacht hat, dass er mit Härte gegen sexuellen Missbrauch in der katholischen Kirche vorgehen will. Vatikansprecher Pater Federico Lombardi bestätigte die Verhaftung, nachdem der TV-Sender La7 die Nachricht exklusiv veröffentlicht hatte. Der Papst habe persönlich die Genehmigung zur Verhaftung gegeben.

Wesolowski war bis zum August 2013 päpstlicher Nuntius in der Dominikanischen Republik. Aber er verlor Amt, Würde und den Stand des Geistlichen, als die Beschuldigungen gegen ihn immer handfester wurden und Zeugenaussagen sich häuften.

Papst Franziskus berief Wesolowski daraufhin schon im August 2013 von seinem Posten als Botschafter des Heiligen Stuhls ab. Im Juni 2014 wurde er dann aus dem Klerus geworfen. Der Verweis aus dem Priesterstand ist die höchste Strafe für das Verbrechen des sexuellen Missbrauchs an Kindern.

In Zelle der Vatikan-Polizei gebracht

Wesolowski wurde am Nachmittag von der vatikanischen Gendarmerie verhaftet. Damit sollte eine mögliche Flucht verhindert werden. Der ehemalige Bischof war in den vergangenen Wochen auch außerhalb des Vatikanstaats in der römischen Innenstadt gesehen worden, von wo aus er hätte fliehen können. In der Dominikanischen Republik waren die Wellen der Wut gegen Wesolowski deswegen in diesem Sommer hochgekocht.

Nach vatikanischem Recht muss Wesolowski im Vatikan der Prozess gemacht werden. Doch das reichte weder dominikanischen Gläubigen noch der dortigen Justiz aus. Staatsanwältin Yeni Berenice Reynoso hatte bereits vor einem Jahr offiziell ihre Ermittlungen gegen den einstigen Nuntius des Papstes aufgenommen. "Kinder sind missbraucht worden. Die Öffentlichkeit fordert, dass ihm hier der Prozess gemacht wird, nicht als Diplomat, sondern als Mann."

Gemeinsam mit Wesolowski vergnügte sich auch der polnische Pater Wojciech Gil nicht nur mit Messdienern aus der Gemeinde in der dominikanischen Hauptstadt Santo Domingo in Wesolowskis Residenz am Meer des Karibiklandes. Zwei weitere Geistliche aus seiner Botschaft sollen Frauen und Kinder zum Sex gezwungen haben. Und ein dominikanischer TV-Sender soll Wesolowski dabei gefilmt haben, als er ein Kinderbordell in Santo Domingo betrat.

"Der Italiener"

Wesolowski war als "Der Italiener" unter den jungen Männern bekannt. Ein junger Mann, heute 17, sagte aus, den Bischof erstmals 2010 getroffen zu haben – statt 1,50 Dollar fürs Schuheputzen bekam er vom Bischof, den er "Josie" nannte, für seine Sexspiele bis zu 135 Dollar.

Dem Vatikan wurde vorgeworfen, Wesolowski zu früh aus der Dominikanischen Republik geholt zu haben, möglicherweise war er sogar mit falscher Identität ausgereist. Aber auch eine Auslieferung ist kompliziert, weil Wesolowski als Staatsbürger im Vatikan Immunität genießt und sein Strafverfahren noch nicht abgeschlossen war.

Das vorläufige Urteil fällte der Gerichtshof bei der Kongregation für Glaubenslehre im Vatikan im Juni. Ihr steht der deutsche Kardinal Gerhard Ludwig Müller vor. Die vatikanische Staatsanwaltschaft konnte ein Strafverfahren gegen den Ex-Bischof anstrengen, sobald das Urteil der Glaubenskongregation rechtskräftig geworden war.

"Null Toleranz" gegenüber sexuellem Missbrauch

Der päpstliche Botschafter hatte sein Amt seinem polnischen Mitbürger Karol Wojtila zu verdanken. Als Papst Johannes Paul II., inzwischen heilig, hatte der ihn in die päpstliche Nuntiatur berufen. Nach Stationen in Südafrika und Europa kam Wesolowski 2008 in die Karibik.

Papst Franziskus hatte seit seinem Amtsantritt "null Toleranz" gegenüber sexuellem Missbrauch in der Kirche angekündigt. Er setzte eine päpstliche Kommission ein, vier Frauen und Männer, auch Laien, und unter ihnen die Irin Marie Collins, die selbst als junges Mädchen von einem Priester missbraucht wurde.

Der Kommission steht der Erzbischof von Boston, Sean Patrick O'Malley, vor. In Kreisen der Ermittler im Vatikan spricht man von weltweit 3420 Verdachtsfällen. Hunderte Geistliche mussten ihr Amt bereits niederlegen.

 




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