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119 Tater Seit 1942

Katholisch
July 18, 2014

http://www.katholisch.de/de/katholisch/themen/kirche_2/140718_missbrauchszahlen_erzbistum_freiburg.php

Das Erzbistum Freiburg hat am Freitag einen Bericht uber die Aufarbeitung von Missbrauchsfallen im kirchlichen Raum vorgelegt. Die Statistik fuhrt alle Taten auf, die von der unabhangigen Missbrauchsbeauftragten, der Freiburger Rechtsanwaltin Angelika Musella, im Auftrag der Diozese untersucht wurden. Zwischen 1942 und 2013 missbrauchten demnach 119 Tater 185 Opfer.

In 102 Fallen handelte es sich um Ubergriffe ohne sexuellen Bezug, etwa Schikanen oder Demutigungen. Eine besondere Gruppe stellen die sogenannten Heimkinder da: Hier verzeichnet der Bericht vor allem fur die 60er und 70er Jahre Ubergriffe gegen 72 Kinder, die in kirchlich gefuhrten Heimen lebten.

"Wir sind nach ausfuhrlichem Aktenstudium allen Hinweisen nachgegangen. Schwerpunkt meiner Arbeit war die Sorge um die Opfer. Die meisten Opfer meldeten sich bei uns im Zuge der Diskussion um sexuellen Missbrauch im kirchlichen Raum ab dem Jahr 2010", sagte Musella in Freiburg: "Zugleich bin ich leider sicher, dass die Dunkelziffer erheblich hoher liegt. In alten Personalakten gibt es nur selten Hinweise auf Missbrauchstaten durch Priester, ein Umdenken zu Transparenz und klarer Sanktionierung setzte erst 2002 ein, als die katholische Kirche einheitliche Leitlinien zum Umgang mit Missbrauch beschloss."

Verjahrung behindert juristische Aufarbeitung

Die Bandbreite der bearbeiteten Falle reicht von verbalen Anzuglichkeiten und Grenzuberschreitungen bis hin zu Vergewaltigungen. In 38 Fallen kam es zur Verurteilung, in 3 Fallen wurde eine Haftstrafe verhangt, sonst blieb es bei Geldstrafen. "Ein gro?es Problem der juristischen Aufarbeitung ist, dass die weit zuruckliegenden Falle fast alle verjahrt sind", so Domkapitular Eugen Maier, bis Ende 2010 Missbrauchsbeauftragter des Erzbistums. Viele Tater waren zum Moment der Aufarbeitung verstorben.

Derzeit laufen gegen sieben Priester des Erzbistums kirchenrechtliche Verfahren. Bis zu einer Entscheidung uber die ihnen vorgeworfenen Taten sind sie vom Dienst suspendiert. Seit 2010, so Musella in ihrem Bericht, habe es keine Informationen uber aktuelle, neue schwere Falle sexuellen Missbrauchs gegeben. Zuletzt habe es pro Jahr etwa sechs Anfragen gegeben, bei denen Betroffenen den Rat der Missbrauchsbeauftragten bei Grenzverletzungen suchten.

Missbrauchsbeauftragte fur hohere finanzielle Hilfen

Die Statistik verzeichnet auch finanzielle Hilfen und Anerkennungszahlungen durch die Kirche fur Opfer. So seien bislang Anerkennungsgelder in Hohe von 736.000 Euro an 130 Opfer gezahlt worden. Mit 170.000 Euro beteiligte sich das Bistum an der Finanzierung von Therapien. "Geld kann niemals wieder herstellen, was durch Missbrauch zerstort wurde. Viele Opfer leiden noch Jahrzehnte nach den Vorfallen. Manches Mal hatte ich mir dennoch eine gro?zugigere Auszahlung gewunscht", sagte Musella.

Die Ergebnisse des Berichts werden einem bundesweiten Forschungsprojekt im Auftrag der Deutschen Bischofskonferenz zugeleitet. Dabei soll untersucht werden, welche Strukturen im kirchlichen Bereich Missbrauch begunstigten. Daraus sollen Lehren fur die Vorbeugung gezogen werden. (KNA)

 

 

 

 

 




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