Forscherin: "Solche Gräber gibt es in ganz Irland"
Focus
June 8, 2014
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Auf dem Gelände eines früheren Heims für unverheiratete Mütter im irischen Tuam entdeckten Kinder ein Massengrab mit hunderten Babys |
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Irisches Kinderheim: Forscherin entdeckt Massengrab mit 800 Kinderleichen |
Entdeckt wurde das Massengrab von zwei Forscherinnen. Eine von ihnen, Catherine Corless, glaubt laut Sixsmith nicht, dass dies das einzige Massengrab in Irland ist: "Ich weiß, dass es in ganz Irland solche Gräber gibt. Und es gibt Menschen, die endlich Gewissheit haben wollen. Unbekannte, identitätslose Kinder wurden einfach abgelegt. Wir hoffen, dass wir ihnen zumindest hier in Tuam zu ein bisschen Gerechtigkeit verhelfen können."
Warum die Frauen trotz der Gräueltaten in solche Kloster gingen, erklärte Corless im Gespräch mit der US-Zeitung "Washington Post" so: "Es war das schlimmste Verbrechen, das eine Frau begehen konnte. Selbst wenn sehr oft eine Vergewaltigung die Ursache war." Die Frauen seien von ihren Familien verstoßen worden, die Mutter-Kind-Heime oft die einzige Zuflucht gewesen.
Massiver Druck auf die Politik
Inzwischen ist die irische Politik massiv unter Druck geraten. Historiker und Aktivisten verlangen seit Jahren, dass die Akten über die Mutter-Kind-Heime veröffentlicht und die Ereignisse untersucht werden. Die schrecklichen Funde von Tuam verleihen dem neue Brisanz.
"Viele Erkenntnisse sind zutiefst verstörend und eine schockierende Erinnerung an eine dunklere Vergangenheit in Irland, als unsere Kinder nicht so wertgeschätzt wurden, wie es hätte sein sollen", sagte der irische Kinder- und Jugendminister Charlie Flanagan vergangene Woche. Die Kirche erwägt Medienberichten zufolge, eine Gedenkstätte zu errichten.
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