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DAS Misstrauen Nach Dem Missbrauch Bleibt

mkn
May 30, 2014

http://www.muenchner-kirchennachrichten.de/meldung/article/das-misstrauen-nach-dem-missbrauch-bleibt.html

Noch immer ringt die katholische Kirche in Deutschland mit dem Thema Missbrauch. Auf dem Katholikentag in Regensburg diskutierten Experten uber dieses Thema. Darunter der Missbrauchsbeauftragte der Bischofskonferenz, Bischof Stephan Ackermann sowie der Sprecher der Opfervereinigung „Eckiger Tisch“, Matthias Katsch.

Regensburg - Vier Jahre schon ringt die katholische Kirche in Deutschland mit dem Missbrauchsskandal. Seit Jesuitenpater Klaus Mertes im Januar 2010 Falle am Berliner Canisius-Kolleg offentlich machte setzen sich Bischofe und Experten, aber auch Kirchen- und Katholikentage mit dem dusteren Thema auseinander. So geschehen auch in Regensburg, wo derzeit Zehntausende Katholiken uber Kirche und Glauben nachdenken und streiten.

Nimmt man die Zahl der Zuhorer als Ma?stab, scheint das Thema an Brisanz eingebu?t zu haben. Einige hundert Menschen lauschten in dem nicht ganz gefullten Kolpingsaal den Ausfuhrungen der bekanntesten Arbeiter auf diesem steinigen Feld. Neben Mertes sind das der Missbrauchsbeauftragte der Bischofskonferenz, Bischof Stephan Ackermann, und Matthias Katsch, Sprecher der Opfervereinigung "Eckiger Tisch". Auch die Sprecherin der Praventionsbeauftragten der Deutschen Diozesen, Mary Hallay-Witte, und die bayerische Praventionsexpertin Barbara Haslbeck debattierten mit. Die beiden stehen dafur, dass die Vorbeugung neuer Falle inzwischen in den Vordergrund geruckt ist.

Nicht wegschauen

"Kirche auf dem Weg zu einer Kultur der Achtsamkeit?" hie? das Thema im Kirchendeutsch. Ubersetzt bedeutet es etwa: "Wie verhindert die Kirche kunftig Missbrauchsfalle?" Den Aufschlag machte der mit Beifall gefeierte Jesuit Mertes, der in funf Punkten darlegte, was seiner Meinung nach geschehen muss, damit sexualisierte Gewalt in der Kirche in all ihren Dimensionen aufgespurt und das Ubel an der Wurzel gepackt werden kann. Dabei formulierte er eingangige Satze wie: "Wie kann ich verhindern, dass ich selbst ein Weggucker werde?". Und er lenkte den Blick auf rechtsfreie Raume unter Jugendlichen, da es mittlerweile auch zwischen Minderjahrigen zu sexueller Gewalt kommt. Diese Raume musse die Kirche in ihren Einrichtungen "aufbrechen".

Opfer-Sprecher Katsch beklagte den zogerlichen Fortschritt bei Aufklarung und Pravention in der Kirche und dankte Papst Franziskus dafur, dass dieser mit seiner Ankundigung eines Opfertreffens Schwung in die Debatte bringe. Von den Bischofen erwarte er einen "strukturierten Dialog" mit den Opfern. Er forderte "Eckige Tische" in allen Bistumern, an denen Betroffene und Amtstrager miteinander reden. Die Praventionsbeauftragten sollten mit diesen Gruppen verknupft sein und von ihnen lernen. Den Vorschlag ubergab er in schriftlicher Form an Ackermann.

Kritik an Kardinal Muller

Scharf attackierte Katsch den Prafekten der vatikanischen Glaubenskongregation, Kardinal Gerhard Muller. Er finde es schwer ertraglich, dass an der Spitze des obersten Kirchengerichts in Sachen Missbrauch jemand sitze, der sich einst als Bischof mit der Verfolgung der Tater schwergetan habe. Ferner forderte Katsch eine Null-Toleranzlinie nach nordamerikanischem Vorbild: "Wer Kinder oder Jugendliche sexuell missbraucht hat, darf nicht mehr Priester dieser Kirche sein!", rief er unter gro?em Beifall.

Bischof Ackermann nahm seinen Amtsbruder Muller gegen die Vorwurfe in Schutz und bescheinigte ihm eine konsequente Fortsetzung des unter Papst Benedikt XVI. eingeschlagenen klaren Kurses. Insgesamt seien uber 2.000 Priester weltweit wegen Missbrauchs laisiert worden. Zugleich verteidigte Ackermann das differenzierte Vorgehen der deutschen Bischofe und erklarte, auch die Tater hatten ein Recht auf faire Verfahren und Urteile. Er verteidigte diese Position gegen Unmutsbekundungen aus dem Publikum. Zu fragen sei auch, was nach dem Verbu?en der Strafe aus einem Tater werde. Buhrufe erntete Ackermann, als er mutma?te, die Kirche sei beim Missbrauchsphanomen vermutlich "normaler als manche denken". Sie sei in dieser Beziehung nicht "reiner" als andere Institutionen, aber auch nicht anfalliger, was die relative Zahl der Falle angehe, sagte er.

Einig waren sich alle Diskutanten, dass ein Schlussel zur Aufklarung und Vorbeugung in der Uberwindung der schambesetzten Sprachlosigkeit in sexuellen Dingen liege. Hier habe die offentliche Debatte vieles zum Positiven verandert. Nimmt man die Stimmung im Regensburger Kolpingsaal als Indikator, bleibt der Weg bis zur Uberwindung der innerkirchlichen Vertrauenskrise dennoch weit. (kna)

 

 

 

 

 




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