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Missbrauchsopfer Kritisieren Kirche

Mittelbayerische
May 30, 2014

http://www.mittelbayerische.de/nachrichten/oberpfalz-bayern/bayern-oberpfalz/artikel/missbrauchsopfer-kritisieren-kirche/1070246/missbrauchsopfer-kritisieren-kirche.html

Trotz der Fortschritte neige die Kirche weiter dazu, „erst einmal zu schauen: Was bedeutet das fur uns?“, sagte Matthias Katsch vom „Eckigen Tisch“ auf dem Katholikentag in Regensburg. Foto: dpa

Regensburg. „Wir hatten so einen Missbraucher bei uns in der Pfarrei“, sprudelt es plotzlich aus Meggy Wagner heraus. Sie hat einen roten Schal der Katholischen Frauengemeinschaft Deutschlands umgebunden und erzahlt, dass sie aus dem Bistum Trier, genauer aus Saarbrucken zum Katholikentag gekommen ist. Wagner ringt zunachst um Worte, weil sie kaum beschreiben kann, welche Verheerungen ein sexueller Missbrauch anrichtet, wie gro? der Schock ist. Dann flie?en die Satze aus ihr heraus. Es ist zu spuren, dass sich da etwas angestaut hat und dass sie mochte, dass uber das Thema sexueller Missbrauch in der Kirche offentlich gesprochen wird.

„Mannerbundigkeit“ des Klerus

Ganz ahnlich geht es vielen Zuhorern, die am Freitagvormittag im Festsaal des Kolpinghauses zum Podium „Kirche auf dem Weg zu einer Kultur der Achtsamkeit? – Zur aktuellen Situation der Pravention sexualisierter Gewalt“ gekommen sind. Eine Besucherin aus Regensburg sagt, sie sei hier, weil sie der Missbrauchsfall in Riekofen tief getroffen habe. Schwester Ingetraud Pollvitt aus Rostock erzahlt, dass sie bei ihrer Arbeit viel mit Kindern und jungen Priestern zu tun habe. Sie habe auf Veranlassung des Bistums eine Schulung mitgemacht, in der es um Missbrauchspravention ging.

Immerhin sei heute die „Sprachlosigkeit“ uberwunden, das sei schon ein Fortschritt, sagt der Jesuitenpartner Paul Mertes. Mertes hatte 2010 Missbrauchsfalle am Berliner Canisius-Kolleg publik gemacht und damit eine Welle von Enthullungen in ganz Deutschland ausgelost, die die katholische Kirche in eine tiefe Krise sturzten. Mertes kritisierte gestern mit Blick auf die Pravention sexuellen Missbrauchs die Leitungsstrukturen innerhalb der katholischen Kirche. „Die katholischen Hierarchien mussen mehr durchdacht werden“, forderte er. Er verwies auf den Schamdruck im Zusammenhang der Sexualpadagogik und die „Mannerbundigkeit“ des Klerus.

Neben Mertes wurde ein zweiter Podiumsteilnehmer mehrfach beklatscht. Es ist Matthias Katsch von der Opferinitiative „Eckiger Tisch“. Trotz Fortschritten neige die Institution Kirche weiter dazu, „erst einmal zu schauen: Was bedeutet das fur uns?“, kritisierte Katsch. „Erst im zweiten oder dritten Schritt wird auf das Opfer geschaut.“ Die Bischofe sollten sich ein Beispiel an Papst Franziskus nehmen, der sexuellen Missbrauch jungst gebrandmarkt und Opfer eingeladen hatte. „Sexueller Missbrauch ist nicht das wichtigste in der katholischen Kirche“, sagte Katsch. Aber es sei trotzdem, ein brennendes Problem, weil die Kirche an dieser Stelle auf Fragen treffe, die seit Jahren auch aus anderen Richtungen an sie herangetragen werden. Katsch nannte die Sexualmoral und die Machtfrage als Beispiele. Unter Beifall des Publikums ging Katsch den Prafekten der Glaubenskongregation, Kardinal Gerhard Ludwig Muller an, weil er sich als Regensburger Bischof mit der Verfolgung von Missbrauchtatern schwergetan habe.

 

 

 

 

 




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