| Ein Dunkles Kapitel Braucht Zeit Zur Klarung
The Kipa
May 22, 2014
http://www.kipa-apic.ch/index.php?%20pw=&na=0,0,0,0,d&ki=254919
Zurich, 22.5.14 (Kipa) Im Jahr 2010 hauften sich Meldungen von sexuellen Ubergriffen im Umfeld der katholischen Kirche weltweit. Auch aus der Schweiz wurden Falle publik. Wie hat die Kirche darauf reagiert, und was ist seither geschehen? Die Presseagentur Kipa hat beim Fachgremium der Schweizer Bischofskonferenz (SBK), bei einer Opfervereinigung und bei Bistumern nachgefragt. Fazit: Trotz viel gutem Willen bleibt noch einiges zu tun.
Die Kirche sei sich bewusst geworden, dass das Thema aktiv und konsequent angegangen werden musse, sagt Giorgio Prestele, seit diesem Jahr Prasident des Fachgremiums «Sexuelle Ubergriffe in der Pastoral». So seien in allen Diozesen entsprechende Fachgremien als neutrale Anlaufstellen eingerichtet worden. Die Richtlinien der SBK betreffend «Sexuelle Ubergriffe im kirchlichen Umfeld» wurden zweimal revidiert. In der letzten Auflage vom Januar 2014 sind neu auch die Ordensgemeinschaften mit einbezogen.
Bisher gemeldete Falle
Auch die Zahlen der bei den Diozesen gemeldeten Falle von sexuellen Ubergriffen im kirchlichen Umfeld sind fur die Jahre 2010 bis 2012 inzwischen veroffentlicht. Im Jahr 2010 wurden den Bistumern 125 Tater und 146 Opfer gemeldet, der grosste Teil der Ubergriffe geschah zwischen 1950 und 1980.
2011 waren es noch 24 Tater und 23 Opfer, 2012 noch je neun. Fur das Jahr 2013, welches noch in Bearbeitung ist, hielten sich die Meldungen «in ausserst kleinem Rahmen», sagte Prestele. Unabhangig davon haben die Kloster Einsiedeln, Ingenbohl und Fischingen Berichte zur Aufarbeitung der Thematik veroffentlicht.
Bei den gemeldeten Fallen kam es, sofern sie strafrechtlich relevant waren, zu Strafanzeigen und vereinzelt auch zu Verurteilungen. Auch innerkirchlich wurden Verfahren durchgefuhrt, wovon einige zu Suspendierungen oder Entlassungen fuhrten. Vielen Opfern genugte es jedoch, ihre Erfahrungen bei der Kirche deponieren zu konnen, sagt Luisa Heislbetz, Personalverantwortliche im Bistum Basel.
Offene Fragen
Offen bleiben die Frage nach der Verlasslichkeit der Zahlen sowie jene nach der Umsetzung der Richtlinien. Jacques Nuoffer, Prasident des Westschweizer Vereins Sapec, der Missbrauchsopfer unterstutzt, halt die veroffentlichten Zahlen nur fur die «Spitze des Eisbergs». Auch bemangelt er, dass jeder Bischof die Richtlinien auf seine Weise umsetze.
Er pladiert deshalb dafur, dass der Staat nach belgischem Modell ein Organ ins Leben ruft, dem Vertreter des Staates, der Bischofe und der Ordensoberen angehoren, welches Opfer empfangt und informiert. Eine erste Begegnung zwischen Sapec, Bischofen, Ordensoberen und Parlamentariern hat Anfang Mai stattgefunden, an welcher eine entsprechende Arbeitsgruppe eingesetzt worden ist.
Was derzeit in der SBK noch diskutiert wird, ist die Frage nach einer finanziellen Entschadigung der Opfer. Diese Frage voranzutreiben wird einer der Schwerpunkte des nationalen Fachgremiums sein, sagt dessen Prasident Prestele.
Hinweis: Das ist die Kurzfassung eines ausfuhrlichen Beitrages, der im Kipa-Tagesdienst vom 21. Mai 2014 erschienen ist. (kipa/arch/sy/am/job)
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