| Tiroler Kirchenaktivistin Von Rom Exkommuniziert
Kronen Zeitung
May 22, 2014
http://www.krone.at/Oesterreich/Tiroler_Kirchenaktivistin_von_Rom_exkommuniziert-Wegen_Privat-Messen-Story-405302
Wegen der Abhaltung privater Eucharistiefeiern ist die Vorsitzende der Plattform "Wir sind Kirche" in Tirol, Martha Heizer (Bild), per Dekret aus Rom exkommuniziert worden. Der Innsbrucker Bischof Manfred Scheuer informierte das Ehepaar Heizer am Mittwochabend personlich uber diese hochstmogliche Strafsanktion der katholischen Kirche.
Stein des Ansto?es war die Abhaltung von privaten Eucharistiefeiern im September 2011 zusammen mit funf weiteren Glaubigen im Haus der Heizers in der Tiroler Ortschaft Absams. Solche Feiern, ohne die Anwesenheit eines geweihten Priesters, gelten in Rom als "delicta graviora", also als schweres Vergehen.
Martha Heizer, die in den 90er-Jahren das Kirchenvolks-Begehren initiierte, seither als stellvertretende Vorsitzende fur "Wir sind Kirche" im Einsatz war und die Initiative seit April leitet, zeigte sich laut ORF-Bericht schockiert von der harten Strafe, die sie in eine Kategorie etwa mit Missbrauchstatern einreiht. Scheuner hatte Heizer und ihrem Mann - auch er wurde exkommuniziert - den Inhalt des Schreibens aus Rom vorgelesen. Das Dekret selbst wiesen die Eheleute aber zuruck und stellten zugleich das gesamte Verfahren infrage.
"Ich empfinde es als Niederlage, dass es uns nicht gelungen ist, dass Ehepaar Heizer zum Umdenken zu bewegen und so das Verfahren zu vermeiden. Denn die Feststellung einer Selbst-Exkommunikation ist kein Sieg, sondern immer eine Niederlage fur die Kirche", meinte Scheuer. Heizer konne nun innerhalb von zehn Tagen beim Bischof von Innsbruck die Rucknahme oder die inhaltliche Abanderung dieses Dekrets mit aufschiebender Wirkung beantragen.
"Es wird mit unterschiedlichem Ma? gemessen"
Martha und Gert Heizer gaben am Donnerstag bekannt, dass man diese Strafe erwartet habe: "Wir haben ein Gesetz, und nach dem Gesetz mussen wir so zur Verantwortung gezogen werden", wurde das Ehepaar im ORF zitiert. "Schockiert" sei man dennoch, insbesondere da das inkriminierte Vergehen unter die "drei schweren Vergehen" falle, die sofort dem Vatikan gemeldet werden mussten - dazu gehoren auch die Verletzung des Beichtgeheimnisses und der sexuelle Missbrauch. Besonders erbitternd sei es, dass sie von keinem einzigen Missbrauchstater wisse, der exkommuniziert worden ware. "Es wird also mit unterschiedlichem Ma? gemessen", meinte Heizer.
Schonborn: "Die Tur ist jederzeit offen"
Der Wiener Erzbischof Christoph Schonborn starkte Scheuer indes den Rucken. Es handle sich um einen Sonderweg, der "weit au?erhalb unseres Glaubens liegt", hielt er in einem Statement gegenuber Kathpress fest. Scheuer habe "wirklich alles versucht".
"Wenn jemand in einem fur unsere Kirche so zentralen Punkt wie der Eucharistie einen Sonderweg geht und propagiert, der weit au?erhalb unseres Glaubens liegt, ist das ein schwerwiegender Schritt hinaus aus der Gemeinschaft der Kirchen", so Schonborns Stellungnahme im Wortlaut. Er verlieh auch seiner Hoffnung Ausdruck, dass das Ehepaar Heizer "wieder ganz unter das gemeinsame Dach" zuruckkehren moge: "Die Tur ist jederzeit offen."
Keine Beichte, keine Sakramente
Die Exkommunikation bedeutet zwar keinen Ausschluss aus der Kirche, da gegen die Aufnahme durch Taufe kein rechtliches Mittel besteht. Dennoch ist es die harteste mogliche Strafe, da dem Exkommunizierten die Beichte versagt bleibt, er keine kirchlichen Sakramente mehr empfangen darf, ihm die Ausubung kirchlicher Amter und Aufgaben verboten ist und er auch in keiner Messe mehr Dienst verrichten darf.
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