| Erste Sitzung Der Kommission Fur Kinderschutz: Transparenz Im Kampf Gegen Missbrauch
Radio Vatikan
May 3, 2014
http://de.radiovaticana.va/news/2014/05/03/erste_sitzung_der_kommission_f%C3%BCr_kinderschutz:_transparenz_im_kampf/ted-796123
Wie kann die katholische Weltkirche effektiv weltweit gegen sexuellen Missbrauch vorgehen? Auf diese Frage soll die neue Kinderschutzkommission Antworten geben, die Papst Franziskus Anfang Dezember eingerichtet hat. Das bislang achtkopfige Gremium, das Papst und vatikanischen Einrichtungen Empfehlungen im Bereich des Kinderschutzes geben soll, kam vom 1.-3. Mai im vatikanischen Gastehaus Santa Marta zu seiner ersten Sitzung zusammen. Auch der Papst tauschte sich mit den Mitgliedern aus.
Papst Franziskus teile die Plane der Kommission, einen besonderen Schwerpunkt auf die Rechenschaftspflicht der katholischen Kirche und Transparenz in ihrem Kampf gegen Missbrauch zu setzen, referierte Kardinal Sean Patrick O'Malley aus Boston auf einer abschlie?enden Pressekonferenz an diesem Samstag im Vatikan. Im Zentrum der ersten Sitzung der Kommission hatten die zukunftigen Aufgaben der Kommission und neue mogliche Mitglieder gestanden.
„Unsere Diskussionen haben sich zunachst auf die Natur und die Mission der Kommission und auf weitere neue Mitglieder konzentriert, um Menschen aus anderen geographischen Gegenden und aus anderen Fachbereichen einzuschlie?en. Es wurden viele Vorschlage dazu gemacht, wie unsere Kommission mit Experten aus verschiedenen Bereichen zusammenarbeiten kann, die sich um den Schutz von Kindern und verletzlichen Erwachsenen kummern.“
Das Gremium setzt klar auf ein interdisziplinares und internationales Profil, was sich bereits in den bisherigen Mitgliedern des Gremiums wiederspiegelt: Neben dem Bostoner Kardinal sitzen in der Kommission auf Wunsch des Papstes bislang Missbrauchsexperten aus aller Welt, darunter etwa der deutsche Jesuitenpater Hans Zollner und die Irin Mary Collins, selbst Opfer von Missbrauch und heute prominente Fursprecherin fur Missbrauchopfer. Weitere Mitglieder sind Catherine Bonnet aus Frankreich, Sheila Baroness Hollins aus Gro?brintannien, Claudio Papale aus Italien, Hanna Suchocka aus Poeln und der Jesuit Humberto Miguel Yanez aus Argentinien.
O’Malley stellte klar, dass die Kommission „keine individuellen Missbrauchsfalle“ behandeln werden konne, vielmehr gehe es um Empfehlungen, wie die Kirche ihre Verantwortung wahrnehmen konne und welche die besten Praktiken im Kampf gegen Missbrauch seien. Besonderes Augenmerk wolle man auf die Bewusstseinsbildung uber die „tragischen Konsequenzen“ von Missbrauch und die „verheerenden Folgen des Nicht-Hinhorens und Nicht-Berichtens uber Verdachtsfalle“ sowie das „Versagen in der Unterstutzung von Opfern, Uberlebenden und ihrer Familien“ lenken, fuhrte der Kardinal aus. Mit anderen Worten: Die Kommission wird auch kein Blatt vor den Mund nehmen, wenn es um Verfehlungen der Kirche im Kampf gegen Missbrauch geht.
Auch wenn noch nicht klar sei, ob die Kommission an ein Vatikandikasterium angegliedert werde, lege man gro?en Wert auf eine Zusammenarbeit mit der romischen Kurie, so O’Malley. Der Papst wunsche sich derweil eine gewisse „Autonomie und Unabhangigkeit“ der Kommission, so der Kardinal. Bei den Beratungen in Rom seien auch Vertreter des Staatssekretariates, der Glaubens- und Kleruskongregation, des Pressesaals und der Vatikangendarmerie mit dabei gewesen. Das Ziel: Voneinander lernen, um Missbrauch so effektiv wie moglich zu bekampfen. O’Malley:
„Als Beratungskommission fur den Heiligen Vater werden wir die Ergebnisse unserer Arbeit dem Papst mitteilen. Zeitnah werden wir Initiativen vorschlagen, um lokale Verantwortung in der ganzen Welt zu ermutigen und die wirkungsvollsten Praktiken zum Schutz aller Minderjahrigen umzusetzen, inklusive Trainings,- Erziehungs- und Ausbildungsprogramme und konkrete Antworten auf Missbrauch.“
Direkt zu Beginn seines Referates druckte der Kardinal allen Missbrauchsopfern im Namen der Kommission Solidaritat und Anteilnahme aus. Er versicherte, dass das Gremium handlungorientiert vorgehen wolle, umd die Interessen von Kindern wie „verletzlichen Erwachsenen“ – etwa Menschen mit Behinderung, die haufig auch Opfer von sexuellem Missbrauch werden – zu vertreten. Mary Collins erganzte:
„Ich habe den Papst gestern sogar zwei Mal getroffen, das war sehr positiv. Ich war sehr froh, ihn zu sehen und dass er die gesamte Kommission getroffen hat. Das hatte ich vor ein Paar Jahren noch nicht fur moglich gehalten... Ich war sehr froh uber diese Gelegenheit! Ich kenne so viele Uberlebende in der ganzen Welt, die hoffen und gro?e Erwartungen haben an unsere Kommission. Was ich sagen kann: Man kann keine konkreten Versprechen machen, aber als Uberlebende von Missbrauch kann ich selbst sagen – ich bin hoffnungsvoll, dass wir etwas erreichen werden.“
Die Struktur und Ziele der Kommission werden in den Statuten festgeschrieben, die bald dem Papst zur Approbation vorgelegt werden. Der Papst ist es auch, der letztlich uber die Aufnahme neuer Mitglieder entscheiden muss. Ein weiteres Treffen der Kommission ist fur die nachsten Monate geplant, so O’Malley. Ein Datum dazu gab er aber nicht bekannt.
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