| Missbrauchsopfer Verklagt Diozese
Mittelbayerische
May 2, 2014
http://www.mittelbayerische.de/nachrichten/oberpfalz-bayern/artikel/missbrauchsopfer-verklagt-dioezese/1055845/missbrauchsopfer-verklagt-dioezese.html
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Berhard Rasche wurde als Kind Opfer sexueller Ubergriffe eines Pfarrers.
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Ein Pfarrer verging sich in den 70er Jahren im unterfrankischen Bad Neustadt an einem Neumarkter. Nun zwingt er die Kirche zur Stellungnahme.
NEUMARKT/WURZBURG. Seit funf Jahren kampft der studierte Theologoge Bernhard Rasche aus Neumarkt fur die Rechte von Missbrauchsopfern der katholischen Kirche. Er selbst wei?, wovon er spricht, denn auch Rasche wurde als Schuler im Missionshaus St. Kilian im unterfrankischen Bad Neustadt missbraucht. Die Vorfalle in den 1970er Jahren sind lange verjahrt, dennoch stehen sich Rasche und die Diozese Wurzburg am kommenden Mittwoch vor dem Amtsgericht gegenuber. „Widerruf einer Behauptung“ lautet der Vorwurf der juristischen Auseinandersetzung.
Rasche hatte den Prozess angestrengt, um endlich eine Reaktion seites der Kirche auf seine Missbrauchsakte zu erhalten. „Nicht eine einzige Bitte um ein Gesprach wurde von der Diozese positiv beschieden, geschweige denn uberhaupt darauf eingegangen. Nicht ein einziges meiner Schreiben beantwortet“, sagt Rasche zur MZ. Erst ein Schreiben seiner Anwaltin habe dazu gefuhrt, dass sich die Diozese au?erte. Nun sitzen sich beide Seiten im Rahmen einer Guteverhandlung uber den „Widerruf einer Behauptung“ gegenuber. Rasche hatte das Verfahren angestrengt. „Es ist in all diesen Jahren der einzige Prozess, den ich fur mich personlich bestreite“, sagt er.
Rasche, der heute in der Computerbranche arbeitet, missfallt vor allem der Umgang der Kirche mit den Missbrauchsopfern. „Trotz allem Bemuhens stellt sich keine einzige Kirchengemeinde offen hinter die Opfer. Es gehort auch zur Besonderheit der deutschen Situation, dass sich bis heute kein betroffener Priester oder Ordensmann offentlich geau?ert und geoutet hat“, schreibt Rasche in einer Mail, in der er uber den bevorstehenden Prozess in Wurzburg informiert. Er kritisiert auch die Entschadigungszahlungen, die „einen Bruchteil dessen sind, was andere Kirchen leisten“.
Fur den Neumarkter muss sich die Haltung der Kirche gegenuber den Opfern, die ihr Leben lang unter den Peinigungen in ihrer Kindheit leiden, grundlegend verandern. „Erst wenn die Kirche begreift und dies auch so formuliert, dass Kindesmissbrauch gegen Leib und Leben des Kindes gerichtet ist, erst dann kann sich das Handeln der Kirche wirklich andern. Kindesmissbrauch ist kein Versto? gegen das sechste Gebot, sondern versuchter Mord“, sagt Rasche. (ig)
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