| Jeder Muss Sich Schulen Lassen
Kolner Stadt Anzeiger
April 18, 2014
http://www.ksta.de/schleiden/nach-missbrauchsskandal-jeder-muss-sich-schulen-lassen,15189162,26865562.html
Nach dem Missbrauchsskandal wird Pravention in der katholischen Kirche gro?geschrieben. Pfarrer Philipp Cuck ist fur die Umsetzung der Richtlinien verantwortlich. Mit ihm sprach Franz Albert Heinen uber Fehler und Neuerungen.
Schleiden.
„Es hat sich radikal viel verandert. So viel, dass ich ans Japsen gerate!“ Philipp Cuck ist als Pfarrer vor Ort fur die Umsetzung des neuen Gesamtpakets zur Missbrauchs-Pravention zustandig. Es hat Umbruche in der Kirche gebracht, die vor Jahren noch undenkbar gewesen waren. Nach Bekanntwerden der diversen Missbrauchs-Skandale hatten viele Glaubige die Kirche verlassen.
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Pastor Philipp Cuck
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Fur Cuck war der eigentliche Fehler, so zu tun, als ob es Missbrauch in der Kirche nicht gegeben habe: „Da haben wir richtig was um die Ohren bekommen und sind auf den Boden gezogen worden.“ 2011 gab das Bistum Aachen bekannt, dass entsprechende Vorwurfe gegen 36 Priester in seinen Diensten vorlagen. Die Taten sollen teilweise schon in den 30er-Jahren stattgefunden haben. 23 der beschuldigten Priester waren zum Zeitpunkt des Bekanntwerdens schon gestorben.
Der Priesterrat des Bistums habe gemerkt, dass das Thema Missbrauch „an die Substanz“ gehe. Die Neuerungen haben Auswirkungen fur samtliche Mitarbeiter. Bischof Dr. Heinrich Mussinghoff sei es ein Anliegen, dass „solche Verletzungen der Wurde des Menschen in unserer Kirche nicht mehr geschehen“, wie er auf der Internetseite des Bistums bekundet. Der Bischof ermunterte dazu, eine „Kultur des Hinsehens“ und der Achtsamkeit zu pflegen.
Neuerdings ist Pravention Bestandteil der Aus- und Fortbildung sowohl bei Haupt- als auch Ehrenamtlichen. Mit Kalle Wassong wurde sogar ein eigener Praventionsbeauftragter fur das Bistum ernannt.
Interventionsordnung fur das Bistum
Was bedeuten die Veranderungen nun konkret fur die Kirchenmitarbeiter? Was hat sich verandert? Nach Cucks Wahrnehmung habe der fruhere Papst Johannes Paul II. den Skandal noch nicht wirklich zur Kenntnis genommen. Benedikt XVI. hingegen habe bereits scharf durchgegriffen, nachdem der Missbrauchs-Skandal ins Blickfeld der Offentlichkeit geruckt war.
Inzwischen habe der Bischof eine Interventionsordnung fur das Bistum verkundet. Darin ist festgeschrieben, dass sofort jeder Fall bei der Staatsanwaltschaft angezeigt werden muss. Alle Mitarbeiter sind personlich fur ihr Verhalten haftbar. Cuck: „Selbst wenn nachtraglich einem vor 25 Jahren verstorbenen Pfarrer ein Missbrauch nachgewiesen wird, muss der Nachfolger das offentlich von der Kanzel verkunden.“
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