| Klart Die Kirche Missbrauchsfalle Auf?
The Publik-Forum
April 15, 2014
http://www.publik-forum.de/Religion-Kirchen/klaert-die-kirche-missbrauchsfaelle-auf?idw=20149908
Die katholischen Bischofe in Deutschland haben eine umfangreiche Studie in Auftrag gegeben: Sie soll das Ausma? sexueller Gewalt gegen Kinder und Jugendliche in der Kirche klaren. Geplant ist, Fallzahlen aus allen Bistumern zu erheben, den Einfluss der Kirche auf Tater und Opfer zu analysieren. Kann das gelingen? Ein Pro- und Contra – und Thema unserer aktuellen Umfrage. Machen Sie mit!
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Klart die romisch-katholischen Kirche ihre Missbrauchsfalle jetzt auf? Wunibald Muller (links) und Norbert Denef (rechts) sind unterschiedlicher Meinung. (Fotos: pa/Schamberger; pa/Galuschka )
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»Die Kirche muss sich einer kritischen Durchleuchtung ihres Verhaltens stellen. Meint sie es ernst mit ihrer Ankundigung, aus den Missbrauchsfallen der vergangenen Jahrzehnte zu lernen? Viele Verantwortliche in der Kirche wollen das inzwischen, weil sie wissen: Nur so konnen verloren gegangenes Vertrauen und die so sehr in Mitleidenschaft gezogene Glaubwurdigkeit der Kirche zuruckgewonnen werden. Sie wollen Licht ins Dunkel bringen, um besser verstehen zu konnen, wie es dazu kommen konnte, dass in einem so erschreckend hohen Ausma? sexueller Missbrauch im kirchlichen Kontext moglich war. Das angekundigte Forschungsprojekt ist daher wichtig, zeigt es doch, dass die Kirche es ernst meint, transparenter mit den Missbrauchsfallen in ihren eigenen Reihen umzugehen. Das bezieht sich vor allem auf das Verhalten der Kirchenverantwortlichen, aber auch auf die Rolle, die die klerikale Struktur der katholischen Kirche dabei gespielt hat – und vielleicht immer noch spielt. Das Forschungsprojekt stellt freilich nur ein Element im Konzert der Bemuhungen der Kirche dar, mehr Transparenz zu gewahrleisten. Weitere Schritte mussen folgen. Bestatigen die Forschungsergebnisse – was ich vermute –, dass die klerikale Struktur der Kirche missbrauchliches Verhalten gefordert hat und weiter fordert, mussen klare Konsequenzen daraus gezogen werden. Diese mussen deutlich machen, dass klerikales Verhalten, das ein »Oben« und ein »Unten« kennt – bei dem die angeblich heilige Sache wichtiger ist als die Sorge um den Menschen – in der Kirche keinen Platz haben darf. Der Weg dahin ist noch weit.«
Norbert Denef: »Nein! Zu viele Akten sind bereits vernichtet worden« »Das erste Forschungsprojekt – unter der Leitung des Kriminologen Professor Christian Pfeiffer – war im Juni 2011 bundesweit angekundigt worden. Im Januar 2013 wurde es fur gescheitert erklart. Pfeiffer berichtete verargert von Aktenvernichtung und Zensurversuchen; die katholische Kirche wiederum vom Verlust des Vertrauens in Pfeiffer. Wir von netzwerkB hatten recht behalten. Uns war fruh klar, dass die Studie scheitern wurde. Denn mit der blo?en Aufforderung der Kirchenleitung an die Bistumer, dem Forscherteam offen Akteneinsicht zu gewahren, konnte man nicht weiterkommen. Ein Narr ist, wer weiter daran glaubt, dass nach vier Jahren »Akten-Aufraumzeit« wissenschaftliche Forschungsarbeit noch moglich sei! Die verantwortlichen Taterschutzer der katholischen Kirche werden nach wie vor nicht zur Rechenschaft gezogen. Und die Tater selbst – sofern sie uberhaupt ermittelt werden – sind in vielen Fallen durch die bestehenden Verjahrungsfristen fur sexuelle Straftaten geschutzt. Laut einer reprasentativen Umfrage von infratest dimap meinen 86 Prozent der Deutschen, Verjahrungsfristen fur Sexualstraftaten an Minderjahrigen sollten aufgehoben werden. Das Volk spricht hier eine klare Sprache. Politik und Kirche hinken hinterher. Die Kirche sollte hier eine Vorreiterrolle ubernehmen – und nicht versuchen, der Gesellschaft mit einem neuen Forschungsprojekt zu suggerieren, dass sie angeblich etwas fur die Opfer tut. Solange diese mit 5000 Euro abgespeist und nicht angemessen entschadigt werden, die Tater und Taterschutzer aber von Kirche und Staat nicht zur Rechenschaft gezogen werden, kann von einer Aufarbeitung nicht die Rede sein.«
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