Tebartz-van
Elst erhält eine üppige Pension
Die Welt April 2, 2014 http://www.welt.de/politik/deutschland/article126329349/Tebartz-van-Elst-erhaelt-eine-ueppige-Pension.html
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Franz-Peter Tebartz-van Elst
beim Segnen eines Tomatenstrauchs, der zu einer
Kinder-Krabbelstube gehört: Er wird weich fallen |
[with video]
[Summary: Former Limburg Bishop Franz-Peter Tebartz-van
Elst can look forward to a good pension.]
Der ehemalige Limburger Bischof
Tebartz-van Elst darf sich auf eine üppige Pension und
womöglich eine angenehme Aufgabe freuen. Auch wenn in Rom
der Einfluss seiner Unterstützer schwindet.
Eigentlich kann man die ganz gut mit einem weltweit agierenden
Konzern vergleichen. Strauchelt ein kleiner Mitarbeiter, so wird
er eben entlassen. Strauchelt einer aus der mittleren
Führungsebene, so weiß er oft zu viel. Nur so ist es
zu erklären, dass Bischöfe, die zum Rücktritt
gezwungen werden, zumindest in Deutschland weich fallen.
Einfachen Priestern droht bei Verfehlungen oft die Laisierung.
Im Falle von Priestern, die Kinder missbrauchen, ist das
durchaus verständlich – doch auch wenn ein Priester
zu einem von ihm gezeugten Kind öffentlich steht, droht ihm
Liebesentzug durch seine Kirche.
All dies
muss der zurückgetretene Bischof von Limburg, nicht
befürchten. Der Limburger Hirte verdiente während
seiner Amtszeit das Gehalt eines B8-Beamten. Das entspricht 9602
Euro brutto. "Wir prüfen derzeit, ob und in welcher
Höhe der emeritierte Limburger Bischof Anspruch auf Pension
hätte", sagt der Sprecher des Bistums, Stephan
Schnelle. "Dazu schauen wir uns natürlich
vergleichbare Fälle an", erklärt Schnelle.
Es wäre ein weiches Polster
Vergleichbar ist in Deutschland in der jüngeren
Kirchengeschichte eigentlich nur ein Fall – der des
zurückgetretenen Augsburger. Der bekommt 5600 Euro Pension
aus dem Steuergeldtopf, den der Freistaat Bayern jedes Jahr an
die sieben bayerischen Bistümer überweist. Er
verdiente als Bischof etwas weniger, nämlich lediglich 8000
Euro. Tebartz-van Elsts Pension beläuft sich also auf etwa
6700 Euro im Monat. Es wäre also ein weiches Polster, auf
das der emeritierte Limburger Bischof fällt. "Das
Bistum hat ja auch eine Verantwortung gegenüber dem
emeritierten Bischof", sagt Schnelle weiter.
Bezahlt
werden die Gehälter, aber auch die Pensionen von
Bischöfen und hohen Geistlichen in Deutschland im Prinzip
vom Staat. Bis zum vergangenen Jahr wurden die Gehälter in
Bayern sogar direkt überwiesen. Nicht nur Bischöfe,
sondern auch Kanoniker und Domvikare wurden vom Freistaat
bezahlt. Irgendwann war man die öffentliche Debatte
über die hohen Bischofsgehälter leid – seit Ende
2013 überweist man nur noch einen Pauschalbetrag, was die
Kirche damit macht, ist ihr überlassen.
So ist
es auch im Bundesland Hessen, das unter preußischem
Konkordat das Verhältnis zwischen Staat und Kirche geregelt
hat. Von einer Pension für Tebartz-van Elst will man
deshalb im zuständigen Kultusministerium nichts wissen:
"Anders als in Bayern werden in Hessen die Gehälter
der katholischen Bischöfe weder unmittelbar durch den Staat
noch mittelbar im Wege einer Personaldotation gezahlt",
sagt Christian Henkes vom hessischen Kultusministerium.
"Vielmehr legt die katholische Kirche die Bezüge ihrer
Würdenträger in eigener Zuständigkeit und
Verantwortung fest." Und weiter: "Wie die
künftigen Bezüge des emeritierten Bischofs Franz-Peter
Tebartz-van Elst bemessen sein werden, ist hier nicht
bekannt." Aus dem Topf mit Steuergeldern
Das ist
allerdings nur die halbe Wahrheit: 1963 regelte das Land die
Zahlungen an die Kirche. Die Gehälter seien "an die
Entwicklung der Beamtenbesoldung gekoppelt", heißt es
vom Ministeriumssprecher. Allein 2014 überweist das Land
Hessen 2,19 Millionen Euro an die Bistümer fürs
Personal. "Zahlungen für Personalkosten werden nicht
separat ausgewiesen." Aus diesem Topf bekommt auch das
Bistum Limburg Geld für seine Bischöfe und
höheren Geistlichen. Und aus diesem Topf mit Steuergeldern
– die keine Kirchensteuergelder sind – wird sie auch
Tebartz-van Elsts Pension bezahlen.
Die
Ähnlichkeit des Falls Mixa zum Fall Tebartz-van Elst ist
frappierend. Zwar ging es lediglich um teure Antiquitäten
und Weine, zudem auch noch um Watschn für Heimkinder als
Stadtpfarrer von Schrobenhausen, doch die mangelnde Einsicht
lässt sich nur damit erklären: dem Bischofsbild, das
beide haben.
Auffällig ist, dass sowohl Mixa als auch Tebartz-van Elst
von Papst Benedikt hoch geschätzt waren. Bei Mixa beugte
sich Benedikt dem massiven öffentlichen Druck in
Deutschland. Zunächst musste er als Büßer in
Einkehr leben wie Tebartz-van Elst. Später gab ihm Benedikt
eine gnädige Aufgabe fürs Alter: Er wurde in den
päpstlichen Rat für Pastoral und Krankendienst
berufen. Ende Februar, als der mächtige deutsche
Glaubenspräfekt Gerhard Ludwig Müller zum Kardinal
erhoben wurde, trafen Mixa und Tebartz-van Elst aufeinander
– beide schienen die Nähe zu Müller zu suchen.
Georg Gänswein verstummte schlagartig
Müllers Position im Vatikan wird derzeit äußert
unterschiedlich eingeschätzt – er hatte die mediale
Berichterstattung über die Vorgänge in Limburg als
"Rufmordkampagne" bezeichnet, sich schützend vor
Tebartz-van Elst gestellt. Auch der Präfekt des
Päpstlichen Hauses, Georg Gänswein, verstummte
schlagartig. Nachdem Papst Franziskus seine Entscheidung
verkünden ließ, dass er nicht nach Limburg
zurückkehren darf, richtete Müller nur noch aus:
"Kein Kommentar."
Beobachter der Vorgänge in Rom sprechen nun davon, dass
sowohl Müller als auch Gänswein ihren Einfluss, den
sie unter Benedikt hatten, eingebüßt haben. Zwar habe
Franziskus an beiden festgehalten, auch weil er die
Kontinuität zu Benedikts Pontifikat zum Ausdruck bringen
wollte. Doch Franziskus, so sagen Beobachter, frage sie zwar um
ihre Meinung – entscheide dann aber so, wie er denke.
Müller ist Marx in Feindschaft verbunden
Das
belegte auch die Berufung des Münchner Kardinals Reinhard
Marx in das Gremium, das die Kurie in Rom reformieren soll
– Müller ist Marx in inniger Feindschaft verbunden,
auch weil Müller einst selbst Erzbischof von München
und Freising werden wollte. Die Deutsche Bischofskonferenz,
deren scheidender Vorsitzender Robert Zollitsch die
Vorgänge in Limburg früh verurteilte, zementierte
diesen Wandel in der Machtstruktur der deutschen Kirche noch
durch Marx' Wahl zum neuen Vorsitzenden.
Tebartz-van Elst, der am Freitag bei Papst Franziskus empfangen
wurde, nutzte Gänsweins und Müllers Fürsprache
jedenfalls nichts.
Bischof Mixa indes schreibt, wenn er nicht in Rom weilt und
seinen Rat zur Krankenseelsorge erteilt, Bücher und
hält Vorträge. Die Kirche hat ihm eine luxuriöse
Jugendstilvilla zur Verfügung gestellt, in der er sich
eingemietet hat – nach wie vor hat er Anrecht darauf, als
Exzellenz angesprochen zu werden. Sein Fall war tief, seine
Landung weich. Rentenbeiträge vor Gericht
erstritten
Wie
anders ist es da Anton Aschenbrenner ergangen. Heute lebt er
zusammen mit seiner Frau und seinen Tochter Dorothea im
Landkreis Freyung-Grafenau in Niederbayern. Dass er bis 2003
Pfarrer war, merkt man ihm natürlich an, wenn man heute mit
ihm spricht: Aschenbrenner ist ein Seelsorger. Doch als er vor
mehr als zehn Jahren zu seiner großen Liebe stand, sie
öffentlich machte, ist sein Ortsbischof hart.
"Suspendierung wegen Eheschließung mit Birgit",
steht lapidar in seinem Lebenslauf. Eine Ehe, die anders ist,
weil sie seine Existenz bedroht. "Man hat mich vor die
Türe gesetzt, ich habe zwölf mal 750 Euro bekommen,
mehr nicht."
Aschenbrenner landete von heute auf morgen auf der Straße,
zusammen mit seiner Frau, die er heiratete. Was mit ihm und
seiner Familie geschieht, interessiert die Amtskirche nicht.
Anders als bei Mixa und Tebartz-van Elst, den gestrauchelten
Bischöfen, bekommt er kein Geld mehr von der Kirche.
"Man hat für meine Zeit als Priester die
Rentenbeiträge an die Deutsche Rentenversicherung
nachgezahlt. Aber nicht, weil man es wollte, sondern weil man
musste – das hat ein Vorgänger von mir, dem es
ähnlich ging, gegen die Kirche vor Gericht
erstritten."
Heute
ist Aschenbrenner glücklich. Er ist selbständig als
Prediger und Seelsorger tätig, aus der katholischen Kirche
ist er ausgetreten. Glaubt er, dass sich unter Franziskus etwas
ändert? "Das ist wie bei einem großen Konzern.
Auch wenn es einen neuen Chef gibt, die Strukturen versuchen,
sich zu erhalten. Da kann Papst Franz", wie er ihn nennt,
"schon durch eine Personalbesetzung signalisieren, dass
sich etwas ändern soll – ob das aber passiert, ist
eine ganz andere Frage."
Auch
Aschenbrenner hat, wie Mixa, ein Buch geschrieben, das im Mai
veröffentlicht wird. "Ich liebe Gott und eine
Frau", heißt es. Ob Franziskus es lesen wird?
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