656
Mitarbeiter müssen bei Weltbild gehen
Sonntags Zeitung March 22, 2014 http://www.katholische-sonntagszeitung.de/index.php/Nachrichten/656_mitarbeiter_muessen_bei_weltbild_gehen
[Summary: If the insolvent Augsburg Weltbild Publishing
Group is to survive, a total of 656 employees need to go.
Insolvency administrator Arndt Geiwitz made the announcement at
a Thursday staff meeting. The company is owned by the German
Catholic bishops.]
Für die Rettung der insolventen Augsburger
Verlagsgruppe Weltbild müssen 656 Mitarbeiter gehen. Ihnen
soll jedoch der Wechsel in eine Transfergesellschaft angeboten
werden, wie Insolvenzverwalter Arndt Geiwitz am Donnerstag bei
der Betriebsversammlung ankündigte. Zugleich sei er
"vorsichtig optimistisch", dass eine Gesamtsanierung
gelingen werde. Allerdings brauche es dafür einen
schlankeren wie effizienteren operativen Betrieb, eine klarere
Marktpositionierung und eine neue finanzielle Basis. Am
Standort Augsburg sind knapp 1.800 Mitarbeiter tätig.
Dauerhaft sollen rund 1.000 bleiben.
Bereits am Freitag werde 582 Beschäftigten das Angebot
gemacht, in eine Transfergesellschaft zu wechseln,
bestätigte am selben Tag die Arbeitnehmervertreter. Wer
sich bis 28. März dafür entscheide, werde nicht
gekündigt und behalte seine Sozialleistungsansprüche.
Bis Spätherbst könnten weitere 74 Mitarbeiter ihren
Arbeitsplatz verlieren. Wer in die Transfergesellschaft wechsle,
könne bis zu 90 Prozent seines bisherigen Nettogehaltes
erhalten. Üblicherweise liege die Höhe nur bei 60 bis
67 Prozent, führte Rechtsanwalt Michael Huber aus. Er
wertete das Ergebnis als einen Meilenstein, der hoffentlich
Vorbildcharakter haben werde. Der
Weltbild-Betriebsratsvorsitzende Peter Fitz dankte zugleich den
kirchlichen Gesellschafter. "Die katholische Kirche hat ihr
Wort gehalten und unterstützt die Mitarbeiter, die
ausscheiden und die im Unternehmen verbleiben, mit ihrem
Geld." Die Mittel sollen demnach in einen Treuhandfonds
fließen, mit dem Abfindungen und Maßnahmen der
Transfergesellschaft ermöglicht werden. Mit den
Gesellschaftern sei ein Höchstbetrag in zweistelliger
Millionenhöhe vereinbart worden, der bei unter 40 Millionen
Euro liege. Der Augsburger Verdi-Sekretär Thomas
Gürlebeck betone: "Das ist das Maximale, was wir
erreichen konnten." So werde das Callcenter nicht wie
geplant abgebaut, sondern fortgeführt, wenn auch mit
weniger Personal. Ein Erfolg sei es aus Sicht der Gewerkschaft,
dass auch in der Führungsriege Einschnitte erfolgen sollen.
Geiwitz nannte die personelle Verkleinerung im Logistik-Bereich
nur einen ersten Schritt. Genauso wichtig sei es, für eine
stärke Auslastung durch ein Drittgeschäft zu sorgen.
Deutlich bekannte er sich für den Vertrieb über
verschiedene Kanäle, der aber professionalisiert werde
müsse. Als deutlich "zu hoch und zu
diffus" bewertete der Insolvenzverwalter die Aufwendungen
im Marketingbereich. Auch gelte es, das Werbebudget zu senken.
Der Ausbau der digitalen Angebote und des im Markt erfolgreichen
e-Book-Lesegeräts "tolino" blieben wichtiger Teil
des Zukunftspakets. Betriebsrat und Gewerkschaften betonten, wie
wichtig es sei, das Unternehmen als Ganzes fortführen und
dadurch dauerhaft Arbeitsplätze zu erhalten. Durch eine
stärkere Vernetzung der Vertriebswege Internet,
Filialgeschäft und Logistik habe das Unternehmen gute
Chancen. Laut Geiwitz sind mehrere unverbindliche
Angebote für Weltbild eingegangen. Die Verhandlungen
würden allerdings erst beginnen. Verdi sprach von fünf
potenzielle Investoren, die noch im Rennen seien.
Sozialministerin Emilia Müller (CSU) zeigte sich
erleichtert, dass Weltbild als Ganzes erhalten werden solle,
auch wenn der Abbau von 650 Arbeitsplätzen ein harter
Schlag für die Betroffenen sei. Die Staatsregierung
könne die Transfergesellschaft aus Mitteln des
Europäischen Sozialfonds unterstützen. Wichtig sei
aber auch, dass die katholische Kirche den Arbeitsplatzverlust
mit abfedere. Weltbild gehört noch zwölf katholischen
Bistümern, dem Verband der Diözesen Deutschlands und
der Katholischen Soldatenseelsorge Berlin.
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