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Schwache
Reaktion Auf Un-Angriff Gegen Kirche – Mit Bischofssynode
„humanae Vitae“ Kappen?
Katholisches February 12, 2014
http://www.katholisches.info/2014/02/12/schwache-reaktion-auf-un-angriff-gegen-kirche-mit-bischofssynode-humanae-vitae-kappen/
[Summary: If you only look at official reactions, then
one would come to the conclusion that the Holy See considers the
frontal attack by the United Nations as an industrial accident
and one should not pay much attention. In reality, a lot is at
stake.]
(Vatikan) Hält man sich nur an die offiziellen
Reaktionen, dann müßte man zum Schluß kommen, daß der Heilige
Stuhl den Frontalangriff durch die Vereinten Nationen als einen
Betriebsunfall betrachtet, dem nicht allzu viel Bedeutung
beizumessen sei. In Wirklichkeit steht die gesamte
Schöpfungsordnung auf dem Spiel. Umso unverständlicher erscheint
die unangemessene Reaktion des neuen Kardinalstaatssekretärs
Pietro Parolin auf den Angriff. Ein weiteres wenig positives
Signal für die Bischofssynode zum Thema Familie, die einige in
der Kirche offensichtlich zu einer späten Revanche für die
Enzyklika Humanae vitae umfunktionieren wollen.
Appell an Papst Franziskus: auf antikirchlichen Angriff
„endeutigere Antwort geben“
Die Rede ist vom Bericht des UN-Kinderrechtskomitees
vom vergangenen 5. Februar. Wenn es sich tatsächlich „nur“ um
einen Betriebsunfall handeln würde, könnte man sich zurücklehnen,
wie man es im Vatikan zu tun scheint. Doch dem ist nicht so,
weshalb sich zumindest jemand nicht zurücklehnt. Am Dienstag
richtete Giuliano Ferrara in den Spalten der Tageszeitung Il
Foglio mit einem Offenen Brief einen Appell an Papst
Franziskus, mit dem er „eine stärkere, eindeutigere Antwort“
fordert, eine Antwort „die die Energie des Glaubens mit den
Ressourcen der rationalen Kultur vereint, die allen gemeinsam
ist, Gläubigen und Nicht-Gläubigen“. Schaut man sich die Namen
jener Intellektuellen an, die den Appell unterzeichnet haben,
dann wird schnell klar, daß die Sorge Ferraras nicht nur von
vielen Katholiken, sondern auch vielen Laizisten geteilt wird.
„Mangelhafte Reaktion“ des Heiligen Stuhls
Zu den Unterzeichnern des neuen Appells an Papst
Franziskus gehört auch der Chefredakteur der Nuova
Bussola Quotidiana, Riaccardo Cascioli: „Auch ich habe
unterschrieben, weil ich die offizielle Antwort des Heiligen
Stuhls für mangelhaft erachte: mangelhaft in ihrem Inhalt und
besorgniserregend in ihrer Form“.
Betrachten wir den ersten Punkt der Kritik: inhaltlich
mangelhaft. Selbst das Wall Street Journal bemerkte, daß
der Angriff gegen die Religionsfreiheit durch eine Einrichtung
der Vereinten Nationen beispiellos ist, doch der neue
Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin (die offizielle
Kardinalserhebung erfolgt am 22. Februar) scheint die Sache
herunterspielen zu wollen. Liest man den Bericht des UN-Kinderrechtskomitees
erkennt man schnell, daß das Stichwort Pädophilie, das zudem mit
Phantasiezahlen und durch die Fakten längst überholten
Anmerkungen präsentiert wird, nur ein Vorwand ist, um die Kirche
auf einem ganz anderen, weit größeren Feld anzugreifen (siehe
eigenen Bericht UN-Kinderrechtskomitee: Wie sich die Kirche
„ändern“ sollte – Abtreibung, Homo-Ehe, Gender-Ideologie).
Das Komitee verlangt von der Katholischen Kirche sogar,
ihre „Interpretation“ der Heiligen Schrift zu ändern und die
eigene Lehre zu Familie, Abtreibung, Verhütung und
Homosexualität, ja ihr ganzes Menschenbild. Eine Anmaßung eines
internationalen Gremiums ohnegleichen. Ein Vorfall, der nicht
einfach als belangloser Einzelfall einer etwas extremistischen
Kommission abgetan werden kann, den man gnädig übersieht und so
tut, als sei nichts geschehen.
Um Angriff gegen Kirche zu verstehen, muß man UNO
kennen
Um die Bedeutung des Vorfalls zu verstehen, muß man
zunächst einmal klare Vorstellungen davon haben, wie das System
der Vereinten Nationen funktioniert. Der Großteil der realen
politischen Macht in der Welt liegt heute in den Händen der
UNO-Agenturen. Das mag für die meisten Menschen befremdlich
klingen, weil die realen Machtverschiebungen von den
Nationalstaaten auf internationale Ebene öffentlich kaum
wahrgenommen werden und die internationalen Institutionen ob EU
oder UNO auch gar nicht interessiert daran sind, die Menschen
darüber zu sehr in Kenntnis zu setzen.
Wer aber sind diese UNO-Agenturen? Sie reichen von der Weltbankgruppe
über die Weltgesundheitsorganisation (WHO), zum Internationalen
Währungsfonds (IMF), das Kinderhilfswerk der Vereinten
Nationen (UNICEF) bis zum Hohen Flüchtlingskommissar
der Vereinten Nationen (UNHCR), vom UN-Entwicklungsprogramm
(UNDP) bis zum Bevölkerungsfonds der Vereinten Nationen
(UNFPA) und noch viele andere mehr. Insgesamt gibt es mehr als 40
solcher UN-Einrichtungen, die sich praktisch mit allem
beschäftigen. Zu diesen Einrichtungen kommen noch die
Kommissionen und Komitees hinzu, die beauftragt sind, über die
Einhaltung internationaler Konventionen zu wachen. Dazu gehört
auch das „etwas extremistische“ UN-Kinderrechtskomitee.
Woher rührt die Macht dieser Agenturen? Vor allem durch
die starke Präsenz in den einzelnen Mitgliedsstaaten, vor allem
in den Entwicklungsländern. Und vor allem durch große
Finanzmittel, die sie zur Verfügung haben und über die die
einzelnen Regierungen, die zwar dafür aufkommen, keinerlei
tatsächliche Kontrolle ausüben. In den vergangenen Jahrzehnten
erfolgte eine Verschiebung der großen Geldmengen von der
einstigen Entwicklungshilfe hin zu einem multilateralen Einsatz.
Die Gelder fließen nicht mehr von den Regierungen der
Mitgliedsländer in andere Staaten, sondern von den Regierungen zu
den UN-Agenturen. Diese allein entscheiden dann, wie und wo die
Mittel eingesetzt werden. Entwicklungsländer stehen wegen des
Geldflusses meist in Abhängigkeit dieser Agenturen. Das junge
einheimische politische Personal will sich die Gunst der
Agenturen selten verscherzen. Diese Abhängigkeit sichert den
Agenturen auf internationaler Ebene bei 193 Mitgliedsstaaten
klare Mehrheiten gegen eventuell aufmüpfige Einzelstaaten.
Die reale Macht liegt heute bei den UN-Agenturen und
die sind in der Hand von Lobbys
Ende der 60er Jahre setzte eine Unterwanderung der
Agenturen ein, die sich heute fest in der Hand von Lobbys
befinden, die den Zielsetzungen des Club of Rome
verpflichtet sind, um nur ein Netzwerk dieser Lobbys zu nennen.
Sie propagieren Geburtenkontrolle, Abtreibung, Verhütung,
Homosexualität und neuerdings als Weiterentwicklung die
Gender-Ideologie. Daraus entwickelte sich eine ganze Reihe von
globalen politischen Programmen, die von den Regierungen der
Mitgliedsstaaten vielfach nur mehr ohne wirkliche öffentliche
Debatte übernommen werden. Es genügt daran zu denken, wie in
Europa plötzlich Ideen und Vorstellungen Eingang fanden, die noch
vor 20 Jahren nicht einmal ihrem Namen nach bekannt waren wie
„nachhaltige Entwicklung“, „reproduktive Gesundheit“ oder
„reproduktive Rechte“, um nur einige zu nennen.
In diesen Jahrzehnten fanden diese Lobbys, die in der
Europäischen Union und den demokratisch geführten Regierungen der
USA ihre Hauptverbündeten haben, nur ein wirkliches Hindernis,
das sich ihnen in den Weg stellte und immer neuen Widerstand bei
den UNO-Weltkonferenzen organisierte: den Heiligen Stuhl. Und das
auch nur, weil er dank der Lateranverträge als Staat
international anerkannt ist und damit als beobachtendes Mitglied
Zugang zu allen Gremien hat und gehört werden muß. Besäße der
Heilige Stuhl keine Staatlichkeit, hätte man die Kirche längst
vor alle Türen gesetzt. Der einzige Staat, der sich nachweislich
gegen jede Einschränkung und Minimierung der Menschenwürde
widersetzt, ist der Heilige Stuhl. Da er keine wirtschaftlichen
oder geopolitischen Interessen zu verteidigen hat, die
bekanntlich zu allen Zeiten Hauptgrund von Kriegen und
Einmischungen waren, war die Kirche frei, sich in all den Jahren
entschieden für die Würde des Menschen einzusetzen. Denn mit den
damit zusammenhängenden Fragen steht das Projekt des
Schöpfergottes auf dem Spiel: Seine Schöpfungsordnung.
Vatikan einziges wirkliches Hindernis für Herren der
Welt, daher die Feindschaft
Wer die Geschichte der Vereinten Nationen kennt, weiß,
wie oft es geschehen ist, daß Staaten plötzlich ihre Position
änderten. Hauptgrund war in der Regel die Sorge, die Hilfe der
USA oder der EU zu verlieren. Oder nachdem sie aus denselben
Quellen beachtliche Waffenlieferungen erhalten hatten. Beim
Heiligen Stuhl waren solche Spielchen nicht möglich. Mehr noch:
wie bereits angedeutet, wurde der Heilige Stuhl bei den seit
Anfang der 90er Jahre durchgeführten internationalen Konferenzen,
man denke an die Weltfrauenkonferenzen oder die
Weltbevölkerungskonferenzen, bei denen die Abtreibung als „Recht“
durchgesetzt werden sollte, zum Bezugspunkt für andere Staaten,
die entschlossen waren, der „Korrumpierung“ durch die westlichen
Staaten zu widerstehen. Der Heilige Stuhl konnte für diese
Staaten, meist aus Lateinamerika und der islamischen Welt,
Gegenpositionen formulieren und Stimmen sammeln. Auf diese Weise
gelang es der Katholischen Kirche immer neu, lästige Hürden zu
errichten und Sand in die Kriegsmaschinerie der vorherrschenden
kulturellen Meinung zu streuen.
Deshalb wird die Katholische Kirche so radikal
angefeindet. Der Skandal der Pädophilie stellte daher auf
höchster Ebene eine nur zu willkommene Gelegenheit dar, die
Kirche zu diskreditieren und möglichst zum Schweigen zu bringen
zu den Themen, die den Herrn dieser Welt interessieren. Die zwei,
drei großen Nachrichtenagenturen geben Titel, Stichworte und
Bildmaterial aus, die Leitmedien übernehmen und schon läuft die
weltweite Medienmaschinerie verblüffend gleichgeschaltet. An
dieser Stelle fehlt der Platz die Eigentumsverhältnisse der
wichtigsten Medien darzulegen und wie sich die führenden Medien
fast weltweit in erstaunlich wenigen Händen konzentrieren. Aber
das ist nur ein Aspekt.
Pädophilie dient nur zur Diskreditierung der Kirche
Aus diesem Grund stellt der Angriff des UN-Kinderrechtskomitees
vom 5. Februar keineswegs einen isolierten Einzelfall dar. Und
aus demselben Grund liegt der Schwerpunkt des umstrittenen
Berichts keineswegs beim vorgeblichen Thema Pädophilie, sondern
bei den Themen Abtreibung, Homosexualität und Verhütung. Das
Thema Pädophilie dient allein als Propagandainstrument, um die
Kirche zur Nachgiebigkeit in den anderen Punkten zu zwingen,
jenen Punkten, die wirklich interessieren.
Der Bericht des UN-Kinderrechtskomitees stellt
in seiner ganzen Ausrichtung vielmehr den Auftakt zu einer
regelrechten anti-katholischen Eskalation dar. Wer dachte, es
genüge einfach, mit dokumentierten Fakten die Anschuldigungen zum
Thema Pädophilie zu widerlegen und die Sache sei erledigt,
scheint nicht verstanden zu haben, was hier auf dem Spiel steht.
Die Zusammenhänge verstanden hat der Ständige Beobachter des
Heiligen Stuhls bei der UNO in Genf, Erzbischof Silvano Tomasi.
Er ist ein Veteran internationaler Konferenzen und kennt die UNO
in- und auswendig. Er warnte Rom frühzeitig vor den drohenden
Gefahren, die sich rund um das UNO-Kinderrechtskomitee
zusammenbrauten, fand aber, wie es scheint, nicht das nötige
Gehör.
Erstaunlich schwache Reaktion von Staatssekretär
Parolin
Am 5. Februar wurde Msgr. Tomasi alleingelassen. Die
Journalisten aus aller Welt wollten von ihm die Reaktion des
Heiligen Stuhls auf das UNO-Dokument erfahren, doch aus Rom kamen
keine entsprechenden Anweisungen. Erst dann gab
Kardinalstaatssekretär Parolin eine knappe Erklärung ab, daß es
erst irgendwann eine detaillierte Antwort geben werde, sobald das
UNO-Dokument aufmerksam geprüft worden sei. Allerdings fügte der
Neo-Kardinal hinzu, daß der Heilige Stuhl entschlossen sei,
„allen Vorgaben der [Kinderrechts]Konvention zu entsprechen“. Die
einzige kritische Anmerkung beschränkte sich auf den Satz: „Es
hat mich etwas die Tatsache überrascht, daß man auf Themen
eingeht, die sich in die katholische Lehre einmischen, vor allem
das Thema Abtreibung“. „Das ist alles. Eindeutig etwas wenig“, so
NBQ-Chefredakteur Cascioli.
Das Schweigen Parolins
Nicht nur diese knappe, ungenügende Reaktion auf den
unerhörten Angriff gegen die Kirche erstaunt. Perplex läßt auch
das am 9. Februar im Avvenire, der Tageszeitung der
Italienischen Bischofskonferenz erschienene Interview mit
Staatssekretär Parolin. Das Interview umfaßt eine ganze Seite des
großformatig, ähnlich der Frankfurter Allgemeinen
Zeitung oder der Süddeutschen Zeitung, erscheinenden
Blattes. Dennoch „tut man sich schwer, einen Satz oder einen
Gedankengang zu finden, der eine Meldung wert wäre“, so Cascioli.
Der UNO-Angriff wird nicht im Entferntesten erwähnt. Es fällt
schwer anzunehmen, daß der Journalistin, die das Interview
führte, das Thema entfallen ist. Es muß daher angenommen werden,
daß der Staatssekretär sie aufforderte, nicht darüber zu
sprechen. Das aber ist angesichts des schwerwiegenden Charakters
des Vorfalls und dem, was auf dem Spiel steht, tatsächlich
unverständlich.
Bischofssynode als späte Revanche für Humanae vitae?
Nicht nur das: Die unzureichende Antwort zuerst und das
Schweigen danach unterstützen letztlich jene innerhalb der
Kirche, die genau diese Änderungen der kirchlichen Lehre wollen,
die das UNO-Komitee fordert. Denn die gibt es, da sollte man sich
keine Illusionen machen. Der Neo-Kardinalsstaatssekretär, der
bereits mit seinem ersten Interview nach seiner Ernennung durch
Papst Franziskus nicht ruhmvoll aufgefallen ist, schickt mit
seinem Verhalten in mehrerlei Hinsicht keine positiven Signale
aus. Unter anderem auch nicht mit Blick auf die bevorstehende
Bischofssynode zum Thema Familie im Oktober dieses Jahres. Eine
Bischofssynode, die jemand zu einer späten Revanche für die
Enzyklika Humanae vitae umwandeln und deren Grundsätze
kippen will. Mit starker Unterstützung aus dem deutschen
Sprachraum. Dort lehnten sich die Bischofskonferenzen bereits
1968 gegen die prophetische Enzyklika Pauls VI. auf mit
Erklärungen in Königstein, Mariatrost und Solothurn. Akte offener
Auflehnung, die bis heute nicht zurückgenommen wurden und dennoch
für die Bischöfe folgenlos blieben.
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