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Uno:
Kirche Setzt Kinder “hohem Risiko” Aus
HPD February 12, 2014
http://hpd.de/node/17773
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Vatikan St. Peter, Foto:
Allie Caulfield (CC BY 2.0)
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WIEN. (hpd) Das Kinderrechtskomitee der
UNO erhebt schwere Vorwürfe gegen die katholische Kirche. Bis
heute habe der Heilige Stuhl das Ausmaß an Kindesmissbrauch und
struktureller Gewalt an Kindern nicht anerkannt und setze Kinder
bis heute einem “hohen Risiko” aus.
Dutzende Pfarrer, die sich an Kindern vergangen haben,
sind nach wie vor im Dienst, kritisiert das Kinderrechtskomitee
der UNO. Und sie haben nach wie vor Kontakt zu Kindern. Die
Kirche setze so “Kinder in vielen Ländern einem hohen Risiko von
sexuellem Missbrauch aus”.
Es sind deutliche Worte, die das Kinderrechtskomitee der
UNO in seinem Bericht
an den Heiligen Stuhl richtet. Deutlich vor allem, wenn man die
diplomatisch-juristische Sprache bedenkt, in der das 16-seitige
Dokument geschrieben ist. Dieses Risiko, so das Komitee, sei
Ergebnis der jahrzehntelangen Praxis, bekannte Kinderschänder von
Pfarre zu Pfarre zu versetzen.
Während die Experten lobend erwähnen, dass der Vatikan
Ende 2013 eine Kommission angekündigt hat, die die Fälle
untersuchen soll, kommen sie zum Schluss, dass sich die
katholische Kirche dem Problem bis heute nicht gestellt hat. „Das
Komitee ist sehr besorgt, dass der Heilige Stuhl das Ausmaß der
Verbrechen nicht anerkannt hat und nicht die notwendigen
Maßnahmen gesetzt hat, um die Fälle von sexuellem
Kindesmissbrauch anzusprechen und Kinder zu schützen.“
Vatikan weigerte sich, alle Akten zu übergeben
Ein Problem, das bis heute zu bestehen scheint. Die
UNO-Experten kritisieren, dass sich die Glaubenskongregation
geweigert hat, ihr alle Akten der Kongregation über
Kindesmissbrauch zu übergeben.
Die Maßnahmen der Vergangenheit hätten dazu geführt,
dass der Missbrauch fortgesetzt wurde und die Täter straflos
blieben. Dazu zählt laut Komitee die strenge Auslegung des
Beichtgeheimnisses. Wenn Geistliche mutmaßliche Kinderschänder
angezeigt hätten, seien sie häufig exkommuniziert worden.
Kirche zu Entschädigungszahlungen aufgefordert
Auch an der Aufarbeitung im Nachhinein hapert es, wie
der Fall der Kinder in den so genannten Magdalenenheimen in
Irland zeigt. Der Bericht fordert den Heiligen Stuhl nicht nur zu
einer genauen Untersuchung auf.
Gefordert wird auch, dass “vollständige Entschädigung an
die Opfer und ihre Familien gezahlt wird. Entweder durch die
Orden (die die Mädchenheime betrieben, Anm.) oder durch den
Heiligen Stuhl, der oberste Instanz der Kirche ist und rechtlich
verantwortlich für seine Untergebenen in katholischen Orden, die
unter seiner Autorität stehen.”
Erstmals völkerrechtliche Verantwortung für Heiligen
Stuhl
Die harte Kritik richtet sich direkt an den Papst. Er
ist als so genannter Heiliger Stuhl ein eigenständiges
völkerrechtliches Subjekt. Und dieses völkerrechtliche Subjekt
hat die UN-Kinderrechtskonvention unterzeichnet und ratifiziert.
Mit dieser Unterschrift hat nach Auffassung des
Expertenkomitees die Konvention nicht nur Gültigkeit im
Vatikanstaat, dessen Oberhaupt der Papst ist. Sondern in allen
Bereichen der katholischen Kirche, auf die der Papst direkten
Zugriff hat. So etwa in den Orden, deren Mitglieder ihm
persönlichen Gehorsam schwören.
Mit dieser Interpretation muss sich der Heilige Stuhl
erstmals einer völkerrechtlichen Verantwortung stellen. Und mit
ihm de facto die gesamte katholische Kirche – und ihre Lehre.
Heftige Rüge von Haltung zu Verhütungsmitteln und
Homosexualität
So heißt es auf Seite 13 des Berichts: “Das Komitee ist
ernsthaft besorgt über die negativen Folgen über die Position und
die Praxis des Heiligen Stuhls, Jugendlichen den Zugang zu
Verhütungsmitteln und zu sexueller Aufklärung zu verweigern.”
Eine Rüge, die sich ausdrücklich nicht nur auf vatikanisches
Staatsgebiet bezieht. Sondern etwa auch auf katholische Schulen.
Die UN-Experten legen dem Heiligen Stuhl als
Kirchenoberhaupt unmissverständlich nahe, eine Reihe katholischer
Dogmen zu ändern. Um die Kinderrechte zu schützen, die der
Heilige Stuhl mitunterzeichnet hat, sollen etwa Kinder von
Priestern erfahren dürfen, wer ihr Vater ist. Die katholische
Kirche soll die Prügelstrafe unmissverständlich verurteilen. Mit
ihrem Einfluss auf katholische Eltern könne die Kirche beitragen,
die Kinder dieser Eltern vor häuslicher Gewalt zu schützen, heißt
es.
Und der Heilige Stuhl möge doch seine Haltung zur
Homosexualität überdenken und endlich anerkennen, dass es
verschiedene Formen der Familien gebe.
Komitee fordert andere Haltung zu Abtreibung
Am schwersten zu schlucken hat man im Vatikan vermutlich
an dieser Passage des Berichts: “Das Komitee ersucht den Heiligen
Stuhl (dringend), seine Haltung zur Abtreibung zu überdenken, die
ein offensichtliches Risiko für das Leben und die Gesundheit
schwangerer Mädchen darstellt, und Canon 1398 dahingehend zu
ergänzen, dass die Umstände genannt werden, unter denen Zugang zu
einem Schwangerschaftsabbruch gestattet werden kann.”
Die Rüge bezieht sich auf ein neunjähriges Mädchen aus
Brasilien, das sein Stiefvater vergewaltigt und geschwängert
hatte. Der zuständige Bischof verurteilte den Arzt, der den
folgenden Schwangerschaftsabbruch an dem Mädchen durchgeführt
hatte, ebenso wie die Mutter der Neunjährigen, die dem Eingriff
zugestimmt hatte.
Vatikan schäumt
Silvano Maria Tomasi, ständiger Beobachter des Heiligen
Stuhls bei der UNO wird von Radio Vatikan mit den Worten zitiert:
“Den Heiligen Stuhl aufzufordern, seine Lehren zu ändern, ist
nicht verhandelbar.” Der Bericht sei “verzerrt, unfair und
ideologisch voreingenommen”. Und der Bericht berücksichtige nicht
die Maßnahmen die der Vatikanstaat und die nationalen
Bischofskonferenzen zum Schutz von Minderjährigen gegen
Missbrauch ergriffen hätten.
Opfervertreter erfreut
Erfreut zeigen sich Opfervertreter wie Sepp Rothwangl
von der Plattform
Betroffener kirchlicher Gewalt. Gegenüber dem hpd beurteilt er
es als Fortschritt, dass es einen solchen Bericht gibt: “Wie
sollen je Verbrechen aufgearbeitet und abgestellt werden, wenn
diese Arbeit der Verbrecherorganisation selbst überlassen wird?
Genau aber das versucht die katholische Kirche mit dem Protest
des Vatikans, wenn er sogar Eingriff in seine Lehre beklagt. Ist
die Kirche schon soweit in diesem Sumpf verfangen, dass
Kindesmisshandlung zu ihrer Lehre gehört? Was muss noch
passieren, dass ‘aufrechte Christen’ erkennen, welcher
Organisation sie angehören, und endlich aus ihr austreten.”
Christoph Baumgarten
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