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Kirche
Vor Gericht
Tax February 11, 2014
http://www.taz.de/Sexueller-Missbrauch-in-Polen/!132744/
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Kinder seien an Missbrauch
selbst schuld, sagte Erzbischof Michalek – und entschuldigte
sich dann.
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[Summary: For the first time in the history of Poland
the powerful Roman Catholic Church is being sued for damages due
to clergy child abuse. The perpetrator, a priest of St.
Adalbert's Church in the Diocese of Koszalin-Kolobrzeg, has been
in jail since 2012. According to the suit, Marcin K., now 26, was
sexually abuse several times by the priest when he was age 12.]
WARSCHAU taz | Zum ersten Mal in der Geschichte
Polens wurde die mächtige römisch-katholische Kirche auf
Schadensersatz wegen Kindesmissbrauchs verklagt. Der Täter, ein
Priester der St.-Adalbert-Kirche in der Diözese
Koszalin-Kolobrzeg (Köslin-Kolberg), sitzt seit 2012 im Gefängnis
und verbüßt eine zweijährige Haftstrafe. Marcin K. (26), der als
Zwölfjähriger mehrfach von dem Priester sexuell missbraucht
wurde, fordert nun vom Täter und der Kirche jeweils 200.000 Zloty
(knapp 50.000 Euro) Entschädigung sowie eine öffentliche
Entschuldigung in der Tageszeitung Gazeta Wyborcza und
dem Magazin Newsweek Polska.
Die Kirche hatte im Oktober 2013 einen
Schlichtungstermin vor Gericht scheitern lassen. Die Polnische
Bischofskonferenz lehnt Schadenersatzforderungen der
Missbrauchsopfer von katholischen Geistlichen grundsätzlich ab.
Die Forderungen seien ausschließlich an die Täter zu richten,
nicht aber an die Institution der Kirche. Marcin K., so erklärte
der Kirchenanwalt 2013, habe keine Beweise für eine
Mitverantwortung der Kirche vorgelegt, so dass es für seine
Forderungen keine rechtliche Grundlage gebe.
„Ich trete im Namen von allen Opfern der Kirche auf“,
erklärte hingegen Marcin K. „Diese muss sich ihrer Verantwortung
stellen.“ Er sieht eine Mitschuld der Institution, weil viele
Geistliche von den Machenschaften des pädophilen Priesters
gewusst und nicht reagiert hätten. Die Helsinki-Stiftung für
Menschenrechte in Warschau unterstützt seine Klage. Ihr
Vorsitzender Adam Bodnar hofft, dass der Prozess vielen weiteren
Missbrauchsopfern den Weg ebnet.
Da in der letzten Zeit polnische Medien sehr oft über
Kindesmissbrauch durch Geistliche berichten, ist Polens
römisch-katholische Kirche inzwischen zum Gegenangriff
übergegangen. Sie klagt die Europäische Union, sogenannte
radikale Linke und insbesondere Feministinnen an, bereits Kinder
in der Vorschule mit ihrer „Gender-Ideologie“ „sexualisieren“ zu
wollen. Die meisten Gläubigen verstehen die Anti-Gender-Predigten
in der Kirche nicht.
Polnische Katholiken sind empört
In Straßenumfragen erklären sie, dass es um die
„Homosexualisierung“ der Gesellschaft gehe, um
Geschlechtsumwandlung schon bei Kindern und um eine
Infragestellung von Adam und Eva als Gottes Schöpfung. Überaus
irritiert lauschen die Gläubigen auch dem Krakauer Priester
Dariusz Oko, der in Fernsehen und Radio immer wieder sehr
detailverliebt sexuelle Praktiken beschreibt, die nicht der
Fortpflanzung dienten und daher zu verdammen seien.
Noch 2013 hatte der Vorsitzende der Polnischen
Bischofskonferenz, Erzbischof Jozef Michalik, die Schuld an
sexuellem Missbrauch durch Geistliche den Kindern selbst
angelastet: „Wir hören oft, dass dieses unangemessene Verhalten
vorkommt, wenn ein Kind nach Liebe sucht“, sagte er laut
polnischer Nachrichtenagentur PAP. Viele Missbrauchsfälle könnten
„bei einer gesunden Beziehung zwischen den Eltern vermieden
werden“.
Wenig später entschuldigte sich der Erzbischof zwar für
diese Aussage, doch die Empörung der polnischen Katholiken über
die Selbstgerechtigkeit der Kleriker ebbte nur langsam ab.
Unverständlich bleibt vielen, warum die katholische Kirche auch
überführte Kinderschänder nicht an die Staatsanwaltschaft
ausliefert. Genau dies fordern nun die Vereinten Nationen. Mitte
letzter Woche warfen sie dem Vatikan eine Verletzung der
UN-Kinderrechtskonvention vor und appellierten an ihn, sofort
alle wegen Kindesmissbrauchs bekannten und verdächtigen
Geistlichen ihrer Ämter zu entheben und der Justiz zu übergeben.
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